Ich habe nun den ersten Leseabschnitt auch beendet und freue mich, meine Eindrücke zu teilen.
Mir ist der Einstieg in das Buch ehrlich gesagt ziemlich schwer gefallen. Obwohl mich die ersten Seiten direkt in ihren Bann gezogen haben, tat ich mich danach schwer mit der Sprache von JJ Bola und den Wortbildern, die reichlich verwendet wurden und dafür sorgten, dass ich Abschnitte teilweise zweimal lesen musste, um sie zu verstehen. Da konnten Ort- und Zeitangaben zu Kapitelbeginn leider nur wenig Abhilfe schaffen. Ab der Hälfte des Leseabschnittes war ich dann im Buch drinn und hatte mich an den für mich neuen Schreibstil “gewöhnt”. Ab diesem Zeitpunkt konnte ich das Buch auch kaum mehr weglegen.
Der Kontostand am Ende jedes Kapitel hat mir sehr gut gefallen, er gibt, ganz unabhängig davon, was zuvor im Kapitel geschehen war, ganz nüchtern den Count-down wieder und löste bei mir ein Gefühl der Beklemmung aus.
Dass Michaels Todeswunsch zu jedem Zeitpunkt über allem schwebt, verleiht den Geschehnissen eine gewisse bedrückende Stimmung. Je länger man liest, und desto mehr man über sein Leben und seinen Alltag erfährt, umso mehr kann man erahnen, welche gewaltige Gefühlslast er mit sich herumträgt, und unter welch starken inneren Konflikten er leidet.
Besonderen Eindruck hatte bei mir die Szene mit Sara hinterlassen, als er sie zurückweist, weil er sie seiner Ansicht nach bereits zu nahe an sich herangelassen hatte. Ich hatte davon einen ähnlichen Eindruck wie @anlnjo: Dieser Konflikt zwischen Nähe suchen und sie dennoch nicht zulassen zu können, zeigt die Komplexität seiner Gefühlswelt eindrücklich auf, und lässt mich vermuten, dass Michael noch nicht jeglichen Lebenswillen verloren hat. Die alles entscheidende Frage hierbei wird wohl sein, ob das, wofür es sich zu leben lohnt, die Strapazen des selben in seinen Augen wert ist.
Ich hatte persönlich nicht das Gefühl, dass Michael die Dinge zu pessimistisch sieht oder die Stimmung zu düster ist, sondern meiner Empfindung nach beschreibt das Buch die innere Zerrissenheit und Stimmungslage von Menschen mit psychischen Erkrankungen oder Herausforderungen realistisch und auch schonungslos. Ich kann aber auch alle nachempfinden, die das anders sehen.
Michael ist ein sehr vielschichtiger Charakter, und ich bin gespannt darauf, welchen Weg er noch gehen und welche Gedanken er noch mit den Lesenden teilen wird.