Sommerwasser ist ein atmosphärisch dichter Roman, den ich fast in einem Zug verschlungen habe. Sarah Moss gelingt es auf beeindruckende Weise, eine beklemmende Stimmung aufzubauen, die sich leise, aber stetig steigert. Die Handlung spielt an einem verregneten Tag in einem abgelegenen Ferienpark in Schottland – und genau dieses scheinbar banale Setting nutzt die Autorin meisterhaft, um in die Gedankenwelt ganz unterschiedlicher Figuren einzutauchen.
Der Roman ist solide konstruiert und spannend erzählt, auch wenn äusserlich wenig passiert. Die innere Spannung entsteht durch die verschiedenen Perspektiven, durch unausgesprochene Ängste, unterschwellige Spannungen zwischen den Gästen – und nicht zuletzt durch das Gefühl, dass etwas Unheilvolles in der Luft liegt.
Besonders der Schluss hat mich beschäftigt: Er ist offen und lässt viel Raum für Spekulation. Einerseits fand ich das passend und konsequent, andererseits hätte ich gerne noch mehr gelesen – mehr über das Danach, mehr über die Konsequenzen. Eine Fortsetzung wäre durchaus willkommen.
Insgesamt ein lesenswerter Roman, der viel zwischen den Zeilen erzählt und lange nachhallt.