Ich freue mich, wenn ich die Graphic Novel Tod auf dem Nil von Agetha Christie geschenkt bekommen.
LLKRGR
- vor 4 Stunden
- Beitritt 15. Sept 2024
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Die Auseinandersetzung mit dem Schreiben ist hochinteressant. Gerne möchte ich mich in dieser Lesegruppe mit andern austauschen.
Erstaunlich ist, wie viel Olga Grjasnowa in kurzen Textpassagen vermittelt. Es schwingt so viel Stimmung, manchmal auch Beklemmung mit, gerade weil sie diese Gefühle nicht klar benennt. Der Roman begleitet die Protagonistin während drei Monaten auf der Suche nach sich selbst, alten Familiengeschichten und der Richtung, wie ihr Leben weitergehen soll.
Die Geschwindigkeit und der Rhythmus des Romans gefielen mir. Der Stil ist modern und schlank, völlig frei von Kitsch. Die Tiefe durch Auslassung hat mich fasziniert. Die Autorin bringt viele Themen aufs Tablet, geht nicht ausführlich darauf ein und regt so zum nachdenken an. Nur die Protagonistin reift nicht daran, sie bleibt eine Statistin in ihrem eigenen Leben.
Im dritten Teil hat sich gezeigt, dass die Sorge um Lou berechtigt ist. Immerhin weiss sie jetzt, dass sie auf der Suche ist. Aber bei dieser Leere wird sie das kaum ohne Hilfe schaffen. Es ist schwer nachzuvollziehen, dass sie nicht spricht. Daran scheitert alles, ihre erste Ehe, die Beziehung zur Mutter und zur Verwandtschaft, jene zu ihrem Mann Sergej. Diese Stummheit scheint schon immer ein Problem gewesen zu sein, das sich mit dem Verlust ihres Kindes verschärft hat.
Einerseits ist das Ende offen, führt sie einfach ihr Leben weiter? Andererseits hat sie die Menschen um sich herum mit ihrer Reise nach Israel alarmiert. Sie hat sich von ihrer Schwiegermutter zur Rückreise überreden lassen. Das zeigt erste Zeichen, dass sie Unterstützung annehmen könnte. Nur ist die Gefahr gross, dass sich schnell wieder zuviele Menschen in ihr Leben einmischen. Mit Sergej und Rosa hat sie eine Chance aus der Leere herauszufinden, wenn sie sich öffnen kann.
Die Geschwindigkeit und der Rhythmus des Buches gefielen mir. Der Stil ist modern und schlank, völlig frei von Kitsch. Die Tiefe durch Auslassung hat mich fasziniert. Die Autorin bringt viele Themen aufs Tablet und regt zum nachdenken an. Nur die Protagonistin reift nicht daran.
In diesem zweiten Teil habe ich das Gefühl für Lou verloren. Sie erschien mir zunehmend leer. Sie lässt sich von Mutter und Tanten schikanieren ohne sich zu wehren, sie entwickelt eine Eifersucht gegenüber der Journalistin die Sergej begleitet und funktioniert bloß knapp in ihrer Mutterrolle. Es wirkt widersprüchlich, dass das verlorene Kind eine enorme Präsenz in ihrem Kopf hat und sie ihr lebendes Kind beinahe gleichgültig betrachtet. Lou muss sich damit sicher noch auseinandersetzen, bevor sie an ein weiteres Kind denkt.
Erinnerungen können sich unbeabsichtigt verändern. Besonders bei solch traumatisierenden Erlebnissen, wie sie die Schwestern Rosa und Maya bestehen mussten, können sich Parameter verschieben. Befeuert wurde die Diskrepanz dadurch, dass Rosas Familienzweig in Deutschland lebt. Für den Rest der Familie kommt das einem Verrat gleich, den insbesondere Maya nicht verzeihen kann.
Lou will die Geheimnisse entschlüsseln, das wirkt vorgeschoben, um sich nicht den eigenen Themen stellen zu müssen.
Der sonst so flüssige Schreibstil kommt bei der Erzählung der Mutter ins stocken. Soll es ein Stilmittel sein, dass in diesem Kapitel nicht weniger als 18 Absätze mit „Meine Mutter erzählte,“ beginnen?
Ich bin im Moment neugierig, ob die Autorin im dritten Teil ein Show-down hinkriegt, der nicht enttäuschend ist. Bei den vielen angerissenen Geschichten und Themen wird das nicht einfach.
Hallo
Ich finde den flüssigen, direkten Schreibstil und die kurzen Kapitel sehr angenehm. Erstaunlich ist, wie viel Olga Grjasnowa in kurzen Textpassagen vermittelt. Da schwingt so viel Stimmung, manchmal auch Beklemmung mit, gerade weil sie diese Gefühle nicht klar benennt. Es passiert nicht viel im Teil Juli, aber Grjasnowa fächert in diesen gut 50 Seiten so viel auf. Man lernt Lou und ihre Familie kennen, die Geschichte ihrer Ehe, die Beziehungen unter den verschiedenen Familienmitgliedern, die Sichtweise auf ihre Berufe und vieles mehr.
Das Buch übte bisher nicht einen Sog aus, aber ich lese gerne darin und lass mich auf die Stimmung ein.
Ich halte Lou für eine Person, die recht pragmatisch auf das Leben blickt, wären da nicht die Erwartungen von andern, die sie stark beeinflussen. Sie geht der Reflktion weitgehend aus dem Weg und sieht offenbar nicht, dass sie mit Sergej nicht nur einen Ehepartner hat, mit dem sie ihrer Mutter was beweisen will, sondern auch einen guten Freund.
Die Reise ist für Lou eine Chance, auf sich selbst zurückgeworfen zu werden, sich intensiv mit ihrem Verhältnis zu ihrer Mutter auseinander zu setzen und vielleicht sich selbst wiederzufinden. Sie kann aber auch Lou‘s Probleme klarer zum Vorschein bringen und sie zu unbedachten und ungünstigen Entscheidungen verleiten. Auf jeden Fall wird die Reise eine Veränderung in Lou‘s Leben bewirken. Ich bin gespannt in welche Richtung es geht.
Juhee, super, erstmalig bei einer Leserunde dabei zu sein. Ich freu mich auf die Lektüre.
Das Buch ist für den Schweizer Buchpreis 2024 nominiert und hat damit meine Neugierde geweckt. Und es hat mich eindeutig erreicht. Die Mischung von Reportage, literarisch erzählten Erinnerungen und Reflektionen, gespickt mit Randnotizen und die Diskussionen mit alten Freunden im Cafe während des samstäglichen Marktes in Zürich, sorgten für kurzweilige Abwechslung. Die Stimmung berührte mich. Der pathosfreie dokumentarische Schreibstil von Zora del Buono ist angenehm. Ich bin eingetaucht in die wohligen Erzählungen.
Ein Buch, das verdient nominiert wurde, ich würde mich freuen, wenn Zora del Buono den diesjährige Preis erhalten würde.