Erstaunlich ist, wie viel Olga Grjasnowa in kurzen Textpassagen vermittelt. Es schwingt so viel Stimmung, manchmal auch Beklemmung mit, gerade weil sie diese Gefühle nicht klar benennt. Der Roman begleitet die Protagonistin während drei Monaten auf der Suche nach sich selbst, alten Familiengeschichten und der Richtung, wie ihr Leben weitergehen soll. Die Geschwindigkeit und der Rhythmus des Romans gefielen mir. Der Stil ist modern und schlank, völlig frei von Kitsch. Die Tiefe durch Auslassung hat mich fasziniert. Die Autorin bringt viele Themen aufs Tablet, geht nicht ausführlich darauf ein und regt so zum nachdenken an. Nur die Protagonistin reift nicht daran, sie bleibt eine Statistin in ihrem eigenen Leben.