„Wie lange ist nie mehr“ ist ein Buch, das still und doch kraftvoll wirkt. Doris Büchel schreibt mit einer bemerkenswerten Klarheit und zugleich feiner Tiefe über Abschied, Verlust und das bewusste Leben – Themen, die uns alle betreffen, aber oft gemieden werden. Sie schreibt für schwerkranke Personen im Rahmen der würdezentrierten Therapie Briefe, in denen die Betroffenen sich ihren Angehörigen mitteilen können und so etwas hinterlassen können. Das Buch setzt sich auch damit auseinander, warum Doris Büchel sich für diese Arbeit entschieden hat bzw. sich dazu berufen fühlt – nicht aus Schwermut, sondern aus dem Bedürfnis nach innerem Frieden. Es ist, als habe sie in ihrer Lebensreise ihren Platz gefunden, ihre Ruhe, ihren Frieden. Und genau diese stille Gewissheit strahlt aus jedem Kapitel. Für meine eigene Arbeit nehme ich ein Zitat mit, das wie ein kleines Mantra wirkt: „Klarheit erzeugt Leichtigkeit und Raum, sich um andere wichtige Dinge zu kümmern – Leben zum Beispiel.“ Dieses Zitat spiegelt genau jene Haltung wider, die das Buch vermittelt: Die Fähigkeit, mit Struktur und Reflexion Raum für das Wesentliche zu schaffen. Ein weiterer berührender Gedanke ist Büchels jährliches Ritual, ihre Regelungen zu hinterfragen und bei Bedarf zu überarbeiten. Dieses bewusste Innehalten und Neubewerten zeigt eine Haltung der Selbstverantwortung und Offenheit gegenüber dem Wandel – etwas, das ich sehr inspirierend finde. Doris Büchels Buch ist kein lautes Werk, sondern eines, das nachhallt. Es hilft dabei, das Thema Tod nicht als Schreckgespenst, sondern als Teil des Lebens zu betrachten.