JuliaK Ja unbedingt möchte ich noch eine Minitube Senf dazugeben. Ihr müsst entschuldigen, letzte Woche hatte ich ein bisschen viel um die Ohren und musste nun am Wochenende einiges aufholen. Bin jetzt aber back on track!
Wenn ich darf gerne noch 2-3 Worte zu Jazz/Dominique:
Nach dem Kapitel zu Amma habe ich ja eine Hoffnung in die Runde geworfen, dass nach dem eher schweren/nostalgischen Kapitel die anderen Frauen/Kapitel auch ihre eigenen Gefühle zum Ausdruck bringen.. und yes: Hut ab! Evaristo hat da echt ganze Arbeit geleistet. Ich empfand die folgenden 5 Kapitel alle sehr individuell in der Lesart und Lesegeschwindigkeit, die Lese-Stimme im Kopf (habt ihr die eigentlich auch?) hatte bei allen Kapiteln einen anderen Gemütszustand oder sogar Charakter. Evaristo arbeitet ja teilweise auch stark mit Stilmitteln, wie ich finde. Bei Jazz benutzte sie unglaublich viele (fast unnötig viele) Klammern (wie ich gerade). Damit hat sie Jazz noch mehr als Persönlichkeit ausformuliert: dieses nachschieben von weiteren Nebensätzen und Bemerkungen hat was unkontrolliertes, schnell erzähltes und fast schon “görenhaftes”.
Ich war dann doch froh, dass damit Schluss war bei Dominique. ; )
Carole: das für mich bislang am “schönsten” geschriebene Kapitel, teilweise mit Abschnitten schon fast wie in einem Gedicht. Die einleitenden Gedanken zu Selbstmord und dieser anfänglich Verwirrende letzte Teil des 1. Kapitels sind schwer verdaulich:
im Schlaf
wo bösen kleinen Mädchen
Böses widerfährt
weil
sie’s
drauf
anlegen.
Erst nach der schrecklichen Gruppenvergewaltigung ergibt dieser Alptraum plötzlich Sinn für dieses Kapitel. Für mich fällt Carole danach in eine Depression. Sie hat niemanden, mit dem Sie das Geschehene verarbeiten kann, kommt kaum noch aus dem Bett oder unter Leute und gibt sich lange selbst die Schuld für die schreckliche Szene im Park. Dass Trey nicht zur Rechenschaft gezogen wurde hinterliess mich sehr unzufrieden. Dass sie es geschafft hat aus ihrem Tief herauszufinden, ganz alleine, war erstaunlich. Schade ist, dass die treibende Kraft dafür der Wunsch war, nicht wie Mum zu werden. Ihre Mutter scheint unverdienterweise zum Anti-Bild zu werden, so wie man halt nicht enden will. Aus Carole’s Perspektive mag das noch Sinn ergeben - sobald man zu Bummi’s Kapitel gelangt natürlich nicht mehr. Hier wieder ein Beispiel von Privilegien: obwohl sie schwarz ist, hat sie trotzdem den Vorteil in England geboren und aufgewachsen zu sein.
Was mir auch schon am Anfang aufgefallen war ist Carole’s Fähigkeit aus patriarchischen, sexistischen, rassistischen Verhaltensweisen in ihrem Beruf ihren Vorteil zu ziehen. Anstatt sich darüber zu ärgern oder sich aufzulehnen, analysiert und wandelt sie die Situationen zu ihrem Gunsten, ohne dabei das Gesicht zu verlieren. (S. 139)
Bummi: Ich habe das Kapitel gerne gelesen, aber nicht so viel dazu zu sagen. Schade fand ich, dass sich Mutter und Tochter nicht mehr über Liebesdinge austauschen konnten. Die Angst, verurteilt zu werden schien immens zu sein. Auch wenn Bummi ihre lesbische Beziehung nach der Rückkehr von Omofe’s Söhnen nicht mehr geniessen konnte, weil ihr der Safe-Space fehlte, war ich am Ende doch glücklich über Kofi.
LaTisha: Ich war auch überrascht, nochmals von ihr zu lesen. Und Trey kommt erneut davon - ist wohl näher an der Realität, als eine Verbündung von Carole und LaTisha gegen ihn. Was wäre wohl, wenn sie wüssten, dass sie nicht alleine sind? Ich bin gespannt, ob wir noch mehr Trey ertragen müssen im folgenden Kapitel über Shirley! War der Sinn des Kapitels “LaTisha” eigentlich gar nicht sie selbst, sondern Trey nochmals zu thematisieren? Weil auch wenn es einige Themen gibt in diesem Kapitel, fand ich es ehrlich gesagt doch ein bisschen mau und unbefriedigend.