Ich freue mich sehr, dass ich an dieser Leserunde teilnehmen kann. Und auch wenn ich darin keine Erfahrung habe, habe ich in euren Beiträgen gelesen, dass es auch absolut ähnliche Kommentare zu dem Buch von ‘Bernardine Evaristo’ gibt, wie ich sie mir gemacht habe. Leider bin ich nun etwas spät eingestiegen.
Auch mich haben zuerst die fehlenden Satzzeichen irritiert und ich machte mir Sorgen, dass dies ein kämpferisches Buch wird, welchem ich nicht folgen kann. Und tatsächlich wird das Gelesene sehr kämpferisch, aber auf eine Art, welche ich nicht erwartet habe. Und so viel mir das Lesen leicht, vor allem weil das Gelesene mir eine Welt eröffnete, welche mir bis zum heutigen Tag nicht bekannt war. Wohltuend empfand ich auch die Erzählweise von ‘Bernardine Evaristo’, welche ich als sehr flüssig und mitreisend empfinde.
So fand ich es sehr spannend zu lesen, wie Frau (Amma) sich laut und rebellisch politisch für sich und ihre Lebensart einsetzt. Aufgefallen ist mir dabei, dass auch Rebellinnen mit den Jahren ruhiger werden. Und wenn Amma zuerst als sehr egozentrisch erscheint, so wird sie uns im Kapitel ‘Dominique’ als doch empathische Frau beschrieben. Ihr spontaner Besuch bei Dominique in Amerika war eine grosse Erleichterung. Und hier empfand ich ihre rebellische, laute Art als Segen. Auch wenn dieser Besuch nicht mit Erfolg gekrönt war.
Als Hetero-Frau wohnhaft in ländlichen Gegenden offenbarte sich mir ganz andere Lebensweisen, von denen ich bis dahin keine Ahnung hatte. Manchmal war mir das Leben von Amma etwas zu schrill und ich fragte mich, ob ich das Buch weiterlesen könne. Aber Bernardine Evaristo belohnte mich immer wieder für mein Durchhalten mit Passagen, wo ich mich auch wiederfinden kann.
Mit den Themen von Yazz konnte ich nicht viel anfangen. Vielleicht liegt das daran, dass ich einer anderen Generation angehöre. Und dennoch, versteht es Bernardine Evaristo auch hier, mir eine fremde Lebensweise nahe zu bringen und mich staunen zu lassen. Hier hat mich ein Thema ganz besonders zum Nachdenken angeregt. Ich habe mich gefragt, ob es wirklich so ist, dass reiche Menschen sich ihre Abschlussarbeiten kaufen. In meiner Welt arbeiten Studenten hart, um erfolgreich zu sein. Und? Was ist das für eine Welt, wenn erkaufte Bachelor-Titel unsere Welt regieren mit Wissen, das sie vorgeben zu haben und nicht haben…