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Für mich war dieses Buch leider enttäuschend. Zwar ist die Recherchearbeit beeindruckend und die historischen Details sind umfangreich aufgearbeitet, doch genau diese Detailfülle – oft im Stundentakt geschildert – machte das Lesen für mich mühsam und langatmig. Auch die Vielzahl an Personen war schwer zu überblicken – ein Personenverzeichnis hätte hier enorm geholfen. Aus meiner Sicht hätte man viele Details kürzen können, ohne Substanz zu verlieren
Besonders deutlich wird die Dekadenz und Unfähigkeit der herrschenden Klasse, ihre Gleichgültigkeit gegenüber dem Volk springt einem geradezu ins Auge. Der Zar sorgt sich zwar um seine Familie, doch ihm fehlt jegliches Verständnis für die Lebensrealität der einfachen Menschen. Seine Passivität und Entscheidungsunfähigkeit sind so gravierend, dass selbst seine Minister versuchen, ihn möglichst lange im Unklaren zu lassen – mit tragischem Ausgang.
Erst im letzten Drittel nimmt das Buch für mich an Spannung zu, als sich der Blick stärker auf den Zaren richtet. Doch dann endet es abrupt, gefolgt von etwa 80 Seiten Anmerkungen. Am Ende bleibt für mich die Erkenntnis: Das Buch zeigt eindrücklich, wie gefährlich es werden kann, wenn Inkompetenz und Dekadenz zu viel Macht erhalten – aber es hätte in einer konzentrierteren Form deutlich mehr Wirkung entfalten können.
Trotz aller Kritik möchte ich betonen, dass die Recherchearbeit des Autors beeindruckend ist. Man merkt, wie viel Mühe und Genauigkeit in diesem Werk steckt. Für mich persönlich war der Stil aber zu langatmig und wenig fokussiert.
Für Geschichts-Fans, die gut informiert sein wollen, sicher sehr zu empfehlen.