RMMarkarian

  • vor 8 Tagen
  • Beitritt 5. Nov 2020
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  • 28259 Punkte
  • Dankbarkeit ist der Schlüssel zur Zufriedenheit...

  • Für mich war dieses Buch leider enttäuschend. Zwar ist die Recherchearbeit beeindruckend und die historischen Details sind umfangreich aufgearbeitet, doch genau diese Detailfülle – oft im Stundentakt geschildert – machte das Lesen für mich mühsam und langatmig. Auch die Vielzahl an Personen war schwer zu überblicken – ein Personenverzeichnis hätte hier enorm geholfen. Aus meiner Sicht hätte man viele Details kürzen können, ohne Substanz zu verlieren

    Besonders deutlich wird die Dekadenz und Unfähigkeit der herrschenden Klasse, ihre Gleichgültigkeit gegenüber dem Volk springt einem geradezu ins Auge. Der Zar sorgt sich zwar um seine Familie, doch ihm fehlt jegliches Verständnis für die Lebensrealität der einfachen Menschen. Seine Passivität und Entscheidungsunfähigkeit sind so gravierend, dass selbst seine Minister versuchen, ihn möglichst lange im Unklaren zu lassen – mit tragischem Ausgang.

    Erst im letzten Drittel nimmt das Buch für mich an Spannung zu, als sich der Blick stärker auf den Zaren richtet. Doch dann endet es abrupt, gefolgt von etwa 80 Seiten Anmerkungen. Am Ende bleibt für mich die Erkenntnis: Das Buch zeigt eindrücklich, wie gefährlich es werden kann, wenn Inkompetenz und Dekadenz zu viel Macht erhalten – aber es hätte in einer konzentrierteren Form deutlich mehr Wirkung entfalten können.

    Trotz aller Kritik möchte ich betonen, dass die Recherchearbeit des Autors beeindruckend ist. Man merkt, wie viel Mühe und Genauigkeit in diesem Werk steckt. Für mich persönlich war der Stil aber zu langatmig und wenig fokussiert.

    Für Geschichts-Fans, die gut informiert sein wollen, sicher sehr zu empfehlen.

  • Jetzt habe ich es auch geschafft das Buch zu beenden. Mir hat es sehr gefallen und ich würde behaupten, ich habe auch einiges davon gelernt.

    Der letzte Abschnitt des Buches war im Vergleich zu den vorherigen Kapiteln zum Teil etwas oberflächlicher und die Geschehnisse eher zusammengefasst. Die Übernahme von den Bolschewiki kam ganz schnell, wurde eher flüchtig erklärt. Es liest sich ein wenig so als ob er ein Seitenlimit hatte und der Platz ausgegangen ist. Spannend blieb es zum Glück trotzdem weiterhin, ich fand es interessant zu erfahren was mit den Revolutionären, ihren Gehilfen und ihren Gegnern (ich hab ehrlich gesagt etwas den Überblick verloren mit den Namen) geschehen ist, und wie wenige von ihnen sich retten und ihr Leben weiterführen durften. Die Ermordung der Zarenfamilie am Ende gibt dem Buch so einen klaren Schlussstrich und symbolisiert für mich auch die letzte Fahrt des Zaren.

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    • So ich habe es auch noch geschafft das Buch zu Ende zu lesen. Das Buch ist zwar sehr spannend, aber auch etwas anstrengend zu lesen. Meine Lesegeschwindigkeit war in diesem Buch nur halb so schnell wie zum Beispiel in einem Roman. Deswegen konnte ich das Buch auch erst jetzt beenden. Auch ich fand den Titel etwas verwirrend, habe ihn aber mit der Zeit aber einfach ignoriert. Ich fand die ganzen Entwicklungen sehr spannend beschrieben und ich hatte schon fast das Gefühl ich wäre Live dabei. Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Einziger Abzug den ich machen muss: Es gibt immer wieder Stellen wo sich das Buch extrem zieht, was das Lesen dieser Passagen sehr anstrengend macht. Alles in allem aber eine spannende Abwechslung in meinem Lesealltag. Vielen Dank durfte ich in dieser etwas anderen Leserunde dabei sein 🙂

    • So ich habs nun endlich auch geschaft! Ich habe das Buch gleich an einem Wochenende gelesen und ich muss sagen, dass es mich sehr gefesselt hat. Am Anfang ging es mir ziemlich gleich mit den Namen - ich bin auch bis zum Schluss zum Teil nicht mitgekommen. Ich finde aber, dass es für den historischen Kontext auch nicht so wichtig war, da man einfach verstehen wollte, wie dieses Regime zu Grunde ging. Ich finde es ist toll geschrieben, auch wenn einige Passagen (vor allem im ersten Teil) eher etwas trockner waren. Der letzte Teil hat mich dann sehr gefesselt. Mir sind dann auch wieder Momente bekannt vorgekommen aus dem Geschichtsunterricht. Ich fand das in der Schule schon sehr spannend: Dort haben wir uns aber eher auf die Doppelherrschaft und was alles nach der Februarrevolution passiert ist fokussiert aus der Sicht der Bolschewiki. Es war also sehr erfrischend, die andere Seite frisch kennenzulernen. Was mir dann eben noch nicht bekannt war, wie sich einige Herren danach versuchten wieder in der Gesellschaft zu beweisen, sprich sich ein neues Leben aufbauen, und andere hingegen der Armut verfielen. Es wird einem auch bewusst, dass das noch gar nicht so lange her ist! Das Buch bringt einen zum Nachdenken und wie wichtig die Geschichte doch ist, auch im Bezug auf dass was in Russland gerade passiert. Auch wenn es sich nicht um eine Wiederholung der Geschichte handelt, hat es mich sehr zum Nachdenken bewegt.

    • Tartufo

      Herzlichen Dank für deinen Tipp. Ich kenne das Buch nicht, habe es mir nun aber auch vorgemerkt. Mich interessieren die Bücher über die grossen Expeditionen an den Polarkreis und in die Antarktis - vielleicht war ich in einem früheren Leben eine Seefahrerin 😉! - Der Mare Verlag ist spezialisiert auf die Seefahrts-Thematik.

      • Louise-Paula

        Danke für den Tipp! Ich kannte die MSS Jeanette bisher gar nicht! Habe ich mir mal notiert. Was ich beim Stöbern auf der Produktseite unten bei den Empfehlungen ähnlicher Bücher gesehen habe, finde ich auch spannend: https://www.orellfuessli.ch/shop/home/artikeldetails/A1054703887. Kennst du das Buh über die Fahrt der Erebus und der Terror zufällig auch? Ich gebe zu, mich reizt das eventuell besonders, weil ich die Serie “Terror” gesehen habe und klasse fand und auch mal einen Roman dazu gelesen habe (von Dan Simmons, fand ich aber vor allem atmosphärisch interessant, inhaltlich hat es mich nicht umgehauen).

        • JonasZ

          Hinsichtlich des Titels geht es mir genauso - ich finde, der titelgebende Inhalt “Die letzte Fahrt des Zaren” erhält insgesamt zu wenig Raum dafür, dass es eben Titel ist. Wobei ich das auch wiederum gut finde, erfährt man doch so viel rund um den Hintergrund und blickt über den Tellerrand und sieht es eben nicht nur aus der Perspektive des Zaren. Ich bin davon also nicht enttäuscht, aber das politische Klein-Klein war mir teils wirklich zuviel und etwas, was ich bei dem Titel nicht erwartet habe.

          Mir ist es auch darum teils schwergefallen, das Buch zu lesen, weil ich die ganzen Details nicht immer abrufen konnte und wenn man diese dann immer geistig beiseiteschiebt, verliert man schon einen Teil des Überblicks. Was ich aber mitnehme, ist ein größeres Verständnis für die Epoche in Russland und das gefällt mir sehr gut, weil ich das Gefühl habe, ich habe wirklich eine neue historische Perspektive dazugewonnen. Das Buch macht mir Lust darauf, auch mal mehr Sachbücher zu lesen. Wenn man mal überlegt, wie viel mehr man mit einer halben Stunde Lesen eines fundierten Sachbuchs gewinnt im Vergleich zum Konsum von einer halben Stunde Social Media, dann ist das schon erstaunlich und das hat mir das Buch, zu dem ich mich manchmal aufgrund der Details “aufraffen” musste, vor Augen geführt.

          Dass einzelne Schicksale am Ende noch ausgeführt werden, finde ich auch klasse, denn unser Zugang zur Geschichte war eben ein Zugang, der auf den Persönlichkeiten beruhte, auf den Menschen. Das hat das Buch auch wieder deutlich gemacht: Geschichte ist immer die Geschichte von vielen Einzelschicksalen, aus deren Augen wir eben hier auf das Geschehene blicken konnten. Und “Schicksal” trifft es auch wortwörtlich, denn der Zar ist eben für seine Rolle ungeeignet, war aber in sie hineingeboren. Die Krankheit seines Sohnes, die grausame Tötung… Vieles war eben schicksalhaft - aber natürlich nicht nur für ihn, sondern auch für die vielen anderen Protagonisten.

          Ich bedanke mich für diese Einblicke und für die tolle Lesegemeinschaft!

          • Bearbeitet

          Habt ihr gewusst, dass am 21. Mai der Schweizer Vorlesetag stattfindet? An diesem Tag steht das Vorlesen von Büchern im Fokus, damit Klein und Gross die Welt der Geschichten gemeinsam entdecken können. Welches Kinder- oder Bilderbuch bleibt euch aus eurer Kindheit in Erinnerung und weshalb? Schreibt es doch unten in die Kommentare und lasst es die Community wissen. 😊📚 Wenn ihr zudem Lust habt, mehr Inhalte und Angebote rund ums Thema Kinderbuch zu entdecken, werdet ihr diesen Monat bestimmt fündig:

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          • Den dritten Teil des Buches habe ich ziemlich schnell gelesen, wobei ich teilweise den Überblick über das politische Wirrwarr verloren habe. So wie wahrscheinlich die Menschen damals auch. Ich fand es spannend, wie die einzelnen Personen versuchten, ihre Macht zu konservieren und wie wenige Menschen dem Zaren gegenüber wirklich loyal waren. Also grundsätzlich wird das eigene Wohl in den Vordergrund gestellt, hinter welcher Sache man steht oder wofür man sich engagiert ist dabei zweitrangig. Da können wieder viele Parallelen zur Geschichte aber auch zu heute gezogen werden.
            Ich hätte dem Zaren sein Familienglück auch sehr gegönnt, schien er doch an seinem Platz angekommen zu sein. Dass die ganze Familie ermordet wurde, ist brutal. Und die Entscheidung dazu wirkte sehr impulsiv. Ich kann mir aber gut vorstellen, dass zumindest der Zar spätestens während dem Bürgerkrieg getötet worden wäre, weil er nun Mal zu den Weissen gehörte.

            Das Buch hat mir sehr gefallen und ich habe dieses bereits das erste Mal weitergegeben.

            Ein historisches Sachbuch, welches ich noch empfehlen kann ist Aspergers Kinder - Die Geburt des Autismus im “Dritten Reich” von Edith Sheffer. Dies ist aber überhaupt keine leichte Kost!

          • Hier noch ein Buchtipp für alle die sich für die Geschichte der Seefahrt, insbesondere für Polarexpeditionen interessieren:

            „Die Polarfahrt“ von Hampton Sides im Mare Verlag, Hamburg erschienen. - Auch ein großartig und spannend geschriebener Bericht, beruhend u.a. auf den Log- und Tagebüchern der Expeditionsteilnehmer.

            • Während im 2. Teil unserer Lektüre das große Durcheinander herrscht und niemand wirklich zielgerichtet agiert, bewegt sich das Geschehen im 3. Teil nun klar auf die Abdankung des Zaren zu, natürlich auch begünstigt durch dessen unerklärliche Passivität. Zeitgenossen fragen sich: Ist es Selbstbeherrschung oder Gleichgültigkeit? (S. 235)

              Lenin tritt nun in Erscheinung, charakterlich ein kompletter Gegensatz zum Zaren. Als willensstark, fanatisch und rücksichtslos wird er beschrieben, und er handelt auch so. Obwohl sich nun Abgründe auftun und sich die Lage des Zaren und seiner Gefolgschaft dramatisch zuspitzt, schildert der Autor die Geschehnisse weiterhin in sachlich schnörkelloser Sprache. Für mein Gefühl erzeugt dies noch eine erhöhte Spannung bei der Lektüre. - Und im letzten Kapitel „Was danach geschah“ werden die Schicksale der vielen ins Geschehen involvierten Menschen nüchtern, fast buchhalterisch, aufgelistet. Mich hat dies als Leserin sehr betroffen gemacht, vielleicht sogar mehr als wenn darüber emotional berichtet worden wäre.

              Mein Fazit: eine hochinteressante, jedoch auch sehr komplexe Lektüre. Man darf sich von den vielen Namen und Details nicht abschrecken lassen. Ich habe stets versucht, das große Ganze im Auge zu behalten und auch Parallelen zur aktuellen Politik zu entdecken. Mir wurde auch bewusst, wie sehr der Zufall in der Weltgeschichte Regie führt!

            • Ich habe das Buch auch fertig gelesen. Ich finde die Beschreibung des Zaren sehr gelungen. Eigentlich sehnte er sich nach einem ruhigen Familienleben und war seinen Aufgaben so gar nicht gewachsen. Sein Bruder scheint ihm ähnlich zu sein. Was wäre wohl geworden, wenn er die Verantwortung übernommen hätte? Wäre es geglückt oder hätte er sich noch tiefer ins Unglück gestürzt?

              Das Ende fand ich, wie erwartet, sehr traurig. So viele Menschen musste ihr Leben lassen oder in Armut sterben. Das Buch war für mich eine sehr spannende Abwechslung zu der Lektüre, welche ich sonst lese. Ich fand es interessant, in diese Zeit abzutauchen und Baberowski ist es gelungen, mich mit dem Inhalt zu fesseln. Vielen Dank, dass ich Teil dieser Leserunde sein durfte! Dank euch habe ich das Buch gelesen, konnte mich vertieft auf die Vergangenheit einlassen und habe Einiges dazu gelernt.

              • Bearbeitet

              Obwohl sich die Lage im letzten Abschnitt radikal zuspitzt und man den ultimativen historischen Ausgang natürlich bereits vorher kennt, ertappte ich mich immer wieder bei dem Gedanken, zu hoffen, dass die Zarenfamilie die Revolution überlebt; das ist vermutlich die wahre Kunst, wenn man ein realgeschichtliches Ereignis so detailliert und gleichzeitig leicht verständlich wiedergibt, dass die historischen Figuren scheinbar ein Eigenleben führen und durch eine zufällige Wendung ihrem Schicksal entkommen könnten, was dann natürlich nicht geschieht. Ich kann “Die letzte Fahrt des Zaren” jeder geschichtlich bzw. politisch interessierten Person empfehlen. Es ist auch eine Entzauberung des linken Narratives, wonach der Kommunismus im Prinzip eine sehr gute Sache, der bisher nur an der mangelhaften Umsetzung gescheitert, sei.

            • Auch diesen letzten Teil fand ich wieder sehr spannend zu lesen. Ich fand auch das letzte Kapitel mit den Schicksalen sehr interessant. Zu lesen wie einige dieser Herren sich danach wieder ein erfolgreiches Leben aufbauen konnten und andere in die Armut abgerutscht sind war schon auch berührend. Manchmal habe ich mir gedacht wie schräg, einige der Männer hätten meine Grosseltern noch persönlich treffen können. Zum Teil haben die ja bis in die 50er oder sogar 70er Jahre gelebt, diese Männer die den Untergang des Zarenreichs miterlebt haben. Das fühlt sich soo weit weg an…

              Aber zurück zum Buch. Jedenfalls war ich froh, dass Baberowski dann nicht mehr die Ermordung der Zarenfamilie im kleinsten Detail beschrieben hat. (Ich habe einmal in einer Doku gesehen, wie das wohl abgelaufen ist und das hat mich noch Tagelang sehr beschäftigt) Generell finde ich es super, dass er sich wirklich auf die Revolution und Politik konzentriert und andere Dinge nur angedeutet werden, von denen man sonst eher immer hört. Z.B. auch die Person Rasputin. Dieser wird zwar kurz erwähnt, aber nicht näher darauf eingegangen. Oder die (zumindest zur damaligen Zeit) ziemlich schwere Krankheit des Sohnes von Nikolai . Ich fand es wirklich erfrischend, einmal eine andere Perspektive auf diese Zeit zu haben und habe das Buch von Seite eins bis zum Ende sehr genossen.

              Alles (politische) verstanden habe ich sicher nicht, aber ich tröste mich damit, dass es den Menschen damals wohl nicht anderes ging. Auch die Personen im Buch wirkten oft ratlos und überfordert.😉

              Vielen Dank, dass ich dabei sein durfte!

            • JonasZ Ein bewegendes Porträt der letzten Monate der Romanows

              Jörg Baberowski entführt uns in seinem beeindruckenden Werk “Die letzte Fahrt des Zaren” in eine Epoche voller Umbruch und Tragik. Das Buch ist eine meisterhafte Darstellung der letzten Tage von Zar Nikolaus II. und seiner Familie, bevor sie tragisch von den Bolschewiki während der Russischen Revolution ermordet wurden.

              Einblicke in die Charaktere
              Baberowski zeichnet den Charakter von Zar Nikolaus II. mit grosser Empathie und Detailtreue. Als Leser spürt man die innere Zerrissenheit des Zaren, der zwischen seiner Rolle als Monarch und seinem tiefen Wunsch nach Privatleben und Ruhe hin- und hergerissen ist. Trotz seines unerschütterlichen Glaubens an die göttliche Berufung seines Amtes, wird Nikolaus als ein Mann dargestellt, der mit der enormen Verantwortung und den politischen Unruhen seiner Zeit kämpft.

              Seine Frau, Zarin Alexandra, wird als eine ebenso komplexe und faszinierende Figur beschrieben. Ihre tiefe Liebe zu ihrem Ehemann und ihren Kindern steht im starken Kontrast zu ihrer Isolation und ihrem Missverständnis gegenüber den politischen Realitäten und dem Unmut des Volks. Baberowski schafft es, die Zarin nicht nur als fortwährend pflichtbewusste Kaiserin darzustellen, sondern auch als Mutter mit Sorgen und Ängsten um ihre Familie, besonders um ihren kranken Sohn, Alexei.

              Die Familie des Zaren
              Die vier Töchter – Olga, Tatiana, Maria und Anastasia – sowie der Thronfolger Alexei, kommen in der Erzählung nicht zu kurz. Sie werden als lebensfrohe und liebevolle Kinder portraitiert, deren Schicksal tragisch und bewegend ist. Baberowski gelingt es, die familiäre Wärme und die starken Bindungen innerhalb der Romanow-Familie einzufangen, sodass man als Leser eine tiefe emotionale Verbindung zu ihnen aufbaut.

              Historische Authentizität und Emotionale Tiefe
              “Die letzte Fahrt des Zaren” bietet eine fesselnde und emotionale Darstellung der letzten Monate der Romanows. Baberowski gelingt es, die historische Authentizität mit einer erzählerischen Tiefe zu verbinden, die den Leser und die Leserin regelrecht in das Drama und die Intimität der Geschehnisse hineinzieht. Er zeigt gekonnt, wie die Familie trotz ihrer königlichen Herkunft und den hohen politischen Spannungen die gleichen menschlichen Gefühle und Sorgen erlebt, wie jede andere Familie.

              Mein Fazit
              Jörg Baberowskis “Die letzte Fahrt des Zaren” ist nicht nur ein historischer Roman, sondern auch eine tief bewegende und einfühlsame Erzählung über die letzten Tage einer Familie, die durch ihre Position gezwungen war, die schwersten aller Schicksale zu erleiden. Die Charakterzeichnung und die detailgetreue Schilderung machen dieses Buch zu einem Muss für jeden und jede, die sich für die Geschichte und die menschlichen Aspekte der Romanows und der Russischen Revolution interessiert.

            • JonasZ Du beziehst den Titel “Die letzte Fahrt des Zaren” auf das Kapitel “Die Irrfahrt des Zaren”, oder? Ich habe den Titel eher sinnbildlich verstanden als der letzte Abschnitt seines Daseins als Zar/Herrscher oder sogar als letzte Fahrt im Sinne von Untergang des Zarenreiches. So wie man auch bei Beerdigungen zum Teil von einer letzten Fahrt spricht.

            • Der dritte Teil hat für mich etwas an Spannung verloren und ich hatte Mühe mich auf den Text zu konzentrieren. Irgendwie ging es dann plötzlich so schnell mit der Machtübernahme von Lenin. Hier hat mich vor allem die Brutalität und Skrupellosigkeit von Lenin schockiert. Mir war bis anhin nicht klar, wie heftig das war, wie unglaublich schnell es ging und mit wie wenig Widerstand. Aber das war ja zuvor auch schon so. Es wiederholt sich bei den aktuellen Machthabern die Hilflosigkeit und Machtlosigkeit, das Überrollt werden und keine Entscheidungen treffen zu können, so dass es scheint, als ob Lenin mühelos seine Ziele erreicht.

              Was mit der Zarenfamilie geschah, wissen wir ja alle. Wenn ich Baberowski folge, dann frage ich mich, ob die Ermordung der Zarenfamilie wirklich nötig war. Von diesem am Herrschen so desinteressierten Herrscher hätte vermutlich keine Gefahr gedroht. Mir scheint, dass diese Zeit nach der Abdankung vielleicht die glücklichste Zeit für ihn war. Was auch wieder tragisch ist, da sein Volks sehr leidet.

              Interessant fand ich die kurzen Beschreibungen, was mit den Personen alles in der folgenden Zeit geschah. Das hat für mich einen guten Abschluss des Buches gegeben.

              Mir hat das Buch gut gefallen und gleichzeitig bin ich sehr froh, dass ich es hier mit Euch zusammen lesen konnte. Das hat es für mich definitiv einfacher gemacht. Nochmals ein herzliches Dankeschön an @ @JonasZ für die Führung dieser Leserunde. Das war wirklich sehr sehr hilfreich und die Einordnungen von dieser Seite sehr interessant. Vielen Dank, dass ich dabei sein durfte.

            • Liebe Alle

              Ab heute könnt ihr eure Meinungen über den 3ten und letzten Abschnitt teilen. Ich bin auf eure Meinungen gespannt.

              Mich hat das Buch in der Mitte ein wenig verloren. Es fasert für mich dann sehr in ein klein-klein im Parlament aus. Das war mir dann etwas zu viel Details. Da hätte aufgrund der Dramaturgie auch ein wenig gerafft werden können. Die Titelsgebende Fahrt des Zaren fällt dann wirklich sehr klein und kurz aus. Vielleicht hätte hier ein anderer sachlicher Titel fürs Buch besser gepasst. Irgendwas mit; Die Februar-Revolution 1917 (wobei der konkrete Titel auch nicht korrekt wäre) oder so ähnlich. Ich habe immer ein Problem, wenn Geschichtsbücher tolle fantasievolle Titel kriegen, obwohl sie eig. dann “nur” eine gewisse Epoche oder eine Ereignis behandeln. Naja, halb so schlimm.

              Aber im letzten Drittel hat das Tempo dann wieder zugenommen. Und ich habe auch die letzten Kapitel mit den folgenden Monaten und den Einzelschicksalen verschlungen. Im Allgemeinen war das echt eine krasse Zeit. Nach dem ersten Weltkrieg geht es in Russland mit einem Bürgerkrieg zwischen den Roten (Kommunisten) und den Weissen (Monarchisten) weiter. Eine Bürgerkrieg der auch grosse Verluste in der Zivilbevölkerung verursacht und bei uns im Schatten der beiden Weltkriege quasi keine Beachtung findet.

              Falls ihr wollt, könnt ihr gerne auch gleich euer Fazit zum gesamten Buch teilen. Wer will, kann auch gleich hier eine kurze Rezension abgeben, damit andere auch einen Eindruck vom Buch kriegen und wissen was sie bekommen. “Die letzte Fahrt des Zaren” Ich bin jetzt eine Woche in den Ferien und bin dann am gespannt am 05.05 euer Fazit zu lesen. Bis Dann und allen die noch dran sind eine gute Lektüre.

              PS. Und bitte gebt noch Buchtipps ab. Falls ihr bereits schon ähnliche Bücher gelesen habt und die ihr empfehlen könnt. Wenn man zb. auf den Geschmack der Epoche oder des Genres gekommen ist.

              • pumpkin87 Ja die Detailfülle ist immens. Da kann man aber auch viele ignorieren oder einfach als Atmosphärische Beigabe mitnehmen. Ja, der Zar kann einem wirklich Leid tun. Wobei auch das wahrscheinlich zu viel Mitleid wäre. Er war ja immerhin der Herrscher des Landes und hätte viel früher Reformen antreiben können. Aber dafür war Zar Nikolai einfach nicht gemacht. Und damit zeigt sich wohl das grösste Problem der Monarchie. Nur weil jemand in eine Machtposition geboren wurde, heisst dies nicht, dass er (oder sie) dafür überhaupt fähig ist.