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Hallo in die Runde! Ich finde es ja so toll, wie ihr teilweise spannende Passagen hier reinzitiert und erwähnt. Denn ich weiss ja nicht, wie eure Exemplare aussehen, aber mein Exemplar ist langsam voll mit Zettelchen und angezeichneten Passagen. Ich streiche mir wahnsinnig viele Seiten in diesem Buch an - ob spannende Hintergründe, die absolut bizarrsten Geschichten und Lebenswandel (denkt ihr nicht manchmal auch “can’t be serious?!”) und dann wieder dazwischen die absolut berührendsten Anekdoten. Illies gelingt diese Vielschichtigkeit meiner Meinung nach bisher wahnsinnig gut.
Edeltraut Was ich auf den zweiten 100 Seiten besonders spannend finde ist, wie sich der Nationalsozialismus langsam und leise einschleicht. In kleinen Sätzen, so dass man es häufig gar nicht wirklich mitbekommt, aber doch häufig genug, dass sich über die ganzen amüsanten Geschichten eine dunkle Wolke legt.
Ich finde Du beschreibst das wahnsinnig treffend, @Edeltraut - die Lage spitzt sich langsam aber stetig zu, wir beobachten als Lesende, wie sich das Grauen der 30er Jahre langsam in die individuellen Leben schleicht. 1933 wird ein unglaublich tragischer Wendepunkt, der die Welt grundlegend und grausam verändern wird - Illies hat diesen Wendepunkt auch zur Struktur seines Buches gemacht: Davor / 1933 / Danach. Ich finde, das kreiert auch eine gewisse Hilflosigkeit auf der Seite von uns Leser:innen - wir wissen genau, was noch kommt.
An dieser Stelle auch ein kurzer Reminder, dass wir mit unseren Formulierungen und Wortwahl zum Teil etwas vorsichtig sein müssen. Bolle “Nachvollziehbar” aus heutiger Sicht, dass sich manche Menschen in dieser Zeit von jüdischen Familienmitgliedern/Freunden/Bekannten distanziert haben, ist hier das falsche Wort. Was Du wahrscheinlich meinst ist vielmehr, dass wir - im erwähnten Fall von Charlotte Wolff, die von ihrer Partnerin auf Druck hin verlassen wird - als heutige Leser:innen, die alle geschichtlichen Informationen zur Hand haben (und wissend, was sich unter dem Nationalsozialismus alles Grausame zugetragen hat) die Beweggründe erkennen können. Einfach ein kleiner Reminder, damit nichts falsch verstanden wird!
Wie auch schon bei der ersten Hälfte von “Davor” ist mir auch im 2. Teil eine Anekdote besonders nachgegangen - nämlich die von F. Scott und Zelda Fitzgerald, und wie der “grosse” F. Scott seiner kranken Frau neidisch jede Art von persönlichem und künstlerischem Ausdruck verbietet. “Alles, was wir gemacht haben, gehört mir.” (S. 160). Was für eine Ansage - puh!
@Lule123 @Esther-Lips @Rivka @Martina93 @Mila @Steffi_S @Vanessa12245* @Sue_Camille @MarieP @michele60 was waren eure Eindrücke zur zweiten Hälften von “Davor” Ist euch eine Geschichte/Anekdote auch besonders geblieben?