In Kapitel 3 war für mich sehr wertvoll, wie Alexey Nawalny das Leben zu seiner Zeit als Kind beschreibt. Sie sie als Schulkinder Karotten und Kartoffeln ernten mussten. Die Erkenntnis, dass einem als Kind oder junger Erwachsener alles gut erscheint und wie diese Haltung genutzt wird. Wenn er mit viel Wortgewandtheit schreibt “Dessen ungeachtet ist es wichtig, dass wir uns wie menschliche Wesen und nicht wie Goldfische verhalten, deren Erinnerung angeblich nur drei Sekunden zurückreicht.” bleibt viel im Gedächtnis haften von dem, was man gelesen hat. Wie er die Armut schildert, was dazu geführt hat und seine Aussage, dass Armut sich leichter ertragen lässt im Wissen, dass es allen so geht, als wenn man sieht, dass eine Reihe Menschen in unermesslichem monetärem Wohlstand lebt, den sie ausserdem auf Kosten der Bevölkerung erwirtschaftet hatten. Seine Sicht von den Kriegen in Tschetschenien, Afghanistan … ist ebenfalls wichtig.
Wie @Schoma schreibt, ist sein Widerstand gegenüber der Korruption besonders bemerkenswert. Hier hat er Grosses geleistet. Nicht nur lässt er sich korrumpieren, sondern setzt buchstäblich alles aufs Spiel, um sie und das Machtregime zu bekämpfen. Nicht dass ihm das leicht fällt. Der Prozess, in dem er zusammen mit seinem Bruder vor Gericht steht und dieser um Vieles härter bestraft wird, ist ein harter Schlag, der ihn allerdings nicht in die Knie zwingt.
Es bleibt spannend. Ich lese dieses Buch enorm gern und finde es wichtig. Vor allem im Wissen, wie es ausging, welchen Preis Nawalny wirklich zahlen musste, macht es gar nicht einfach.