kaba Auch ich fand diesen Teil enorm spannend - mit welcher Verve und Eloquenz er sich engagiert, aber auch wie er mit offenen Karten spielt - das ist ja oft so, dass viele dieser Newcomers und der grossen Tiere all ihren Dreck unter den Teppich kehren -. und wenn dieser Teppich dann doch noch angehoben und ausgeschüttelt wird, fangen sie an, sich zu rechtfertigen und ein ganzes Lügengebäude aufzubauen… Nawalny geht einen andern Weg und schreibt selbst: die beste Verteidigung ist Offenheit. - Er verschweigt auch seine Fehler nicht, das macht ihn sympathisch - ebenso seine Bescheidenheit, in der er seine Rolle herunter spielt und immer auch auf andere verweist. Zudem ist ist er nicht ein Grossstapler - beeindruckend, wie er weitere Lehrgänge besucht und sich in entsprechende Themen hinein kniet - oder dann passende Leute sucht.
Auch die Erzählung, wie er Julija kennen lernte, hat mich berührt . In Wikipedia fand ich Näheres über sie - auch sie eine Person mit Format!
Völlig absurd die Verhaftung nach der Rückkehr. Zwar hatten sie alles durchgespielt - doch letztendlich nicht mit der grossen Show gerechnet - und dann passierte es - dass sich Putin und Konsorte sowas leisten konnte! Völlig ‘gaga’ dann die Verhandlung - draussen schreien sich nach Einlass - und die Richterin erklärt, dass niemand Interesse hatte und rein wollte… Dort fiel mir auch Nawalny’s psychologischer Blick auf: wie er die ‘kleine Polizistin’ beschreibt - die von scheuem Mäuschen zum Drachen mutiert - einfach weil sie auf der sicheren, starken Seite stand.
Was mich ebenfalls ansprach, wie konsequent er war - nein, keine Korruption - auch nicht im Dienste einer guten Sache - damit macht man sich nicht nur verwundbar, sondern senkt die Hemmschwelle.
Und dass er sich auch getraute offen darüber zu reden, wenn er einen Sinneswandel durchmachte - sowohl politisch als auch religiös.
Und er reizt die Sache nicht unnötig aus - er wehrt sich im Rahmen des möglichen, macht seine Ansprüche geltend - weiss aber auch, wann es besser ist ‘sich drein zu schicken’ - und das, ohne klein beizugeben.
Je länger ich lese, desto mehr finde ich es ein Jammer, dass man ihn einfach ‘kalt gestellt’ hat…
P.S: Hoffe, das Pensum von ~ 100 Seiten ist Euch für nächste Woche nicht zu viel?