Im dritten und letzten Abschnitt bestimmt wieder der kühlere Ton der Schweizer Herkunft zum grossen Unterschied von Trinidad.
Tabak und Schokolade, der Titel des Buches kommen hier zusammen- nicht nur seine trinidader Grosseltern wurden als billige Arbeiter ausgebeutet, sondern auch seine schweizer Grosseltern von den reichen Fabrikanten in der Stumpenfabrik.
Die exotischen Genussmittel waren zugleich Heil- und Suchtmittel, sie drangen in die einheimischen Körper, die Wynentaler wurden zu einem Teil der Tropen (tabakrauchende Männer, der Grossvater sogar mit dem Stumpen auf dem Moped, im Garten und in den Stuben.)
Schokolade war schon damals ein Trost gegen Traurigkeit, seine Grossmutter hatte das gut verstanden und ihm ab und zu etwas zugesteckt. Kakaofrüchte und Zuckerrohr kamen auch aus Trinidad.
Wärme und emotionale Nähe bekommt er zum Glück von seiner Grossmutter und seiner Tante, auch sein Grossvater kann ihm Geborgenheit vermitteln.
Hier kommt wieder die Erbgeschichte stark in den Vordergrund, der Willensvollstrecker will nicht, dass der Autor nochmals in die Häuser seiner Grosseltern oder seiner Mutter darf, das kränkt ihn sehr. Ich glaube, ihm geht es eher um den emotionalen Wert der Gegenstände und der Erinnerungen. Martin R. Dean erwähnt, dass ihn das Fotoalbum seiner frühen Kindheit sehr glücklich macht, es eröffnet ihm auch die Neugier für seine Nachforschungen über seine Wurzeln und die sehr schönen Begegnungen mit seinen Verwandten väterlicherseits. Zu seiner Mutter spürt er erst über die Fotos aus den ersten gemeinsamen Jahre eine gewisse Verbindung, er versucht sie so zu verstehen.
Es ist verrückt, wie sich die ganze Familie darum kümmert, sehr schweizerisch zu sein. Die Grossmutter, weil sie als Auslandschweizerin aus Deutschland kommt, die Familie wegen dem trinidader Mann- sie gehen zusammen in die Berge wie man das so macht. Er sollte doch integriert sein als Dorfarzt mit Schweizer Ehefrau.
Was ich nicht verstehe ist, warum nur der Autor schwarz oder farbig ist und nicht seine Geschwister, es heisst irgendwo, dass die Mutter einen andern Mann aus Trinidad mitbringt, damit es weniger auffällt, sie lässt ihn in Heidelberg studieren. Der Stiefvater möchte ja einmal zurück in sein Heimatland, was dann zum Glück für die Mutter doch nicht klappt.
Es hat mich zutiefst erschreckt, als auf S. 191 über die klassische Kultur geschrieben steht, dass Schwarze kein Recht auf westliche Kultur (klassische Musik, Bilder von Rembrandt, westliche Literatur oder gotische Baukultur) hätten.
Ich habe das Buch sehr gerne gelesen, ich hätte es gekauft weil mich das Thema sehr interessiert. Ich finde es auch spannend, die Gedanken der andern aus der Community zu lesen. Ich glaube, dass die Geschichte der Kolonialzeit sehr wichtig ist, dass man genauer hinschaut und auch die verschiedenen Gesichtspunkte dieser Zeit sieht. Da der Autor sein Leben lang diese Spannung der beiden Kulturen in seinem Leib erfahren hat, kann er aus erster Hand davon erzählen. Auf einigen Kontinenten, in einigen Ländern sind die Probleme noch lange nicht überwunden oder gelöst. Wir dürfen nicht wegschauen. Der Rassismus ist noch viel stärker verbreitet und flammt immer stärker auf, da sind wir noch meilenweit von Akzeptanz entfernt- mit den neusten Wahlen hat das Problem noch einen Zacken zugelegt. Wie wir das lösen werden, steht noch in den Sternen und wird Generationen herausfordern.