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  • Neue Leserunde: «Zwischen Welten» von Juli Zeh und Simon Urban

Nach Teil 3 kann ich jetzt ehrlich sagen, das Buch ist, war, so gar nicht meins.

Zu lesen war es gut, flüssig geschrieben. Aber ohne diesen Austausch hier im Book Circle hätte ich vieles nicht verstanden. Ich hätte viele Handlungen von Tessa und Stefan nicht verstanden so wie auch gewisse Reaktionen der Beiden oder ihre Handlungen. Ich bin froh, musste ich das Buch nicht alleine lesen. Ich würde das Buch nicht nochmals lesen wollen. Mir wird jetzt bewusst, wie schnell man in der heutigen Zeit einen Kontakt abbrechen kann. Man blockiert ihn einfach und weg ist er.

Ich weiss noch nicht genau, wie ich meine Rezension schreibe. Ich muss mir nochmals das Buch durch den Kopf gehen lassen.

    Also, ihr haut mich immer wieder von den Socken während dieser Leserunde. 🤩

    Vielen, vielen lieben Dank an @HansGuckindieLuft @Anabel_142 @CCavatore und @pb_peter für eure detaillierten und tiefgründigen Gedanken!

    Ich habe prompt nochmal der Verlagsvertreterin geschrieben und sie gefragt, ob sie im Verlag nach der Bedeutung des Schwans fragen kann - wobei mir schon jetzt die vielen Deutungsweisen gefallen, die ihr gesammelt habt. Ich melde mich, sobald ich von dort wieder etwas höre.

    Hätte ich den Roman einfach nur für mich gelesen, wäre mir nicht mal die Hälfte all dessen aufgefallen oder durch den Kopf gegangen, auf das ihr mich gestossen habt in den letzten Wochen. Ich stimme daher eindeutig @Anabel_142 zu, wenn sie sagt:

    Anabel_142 Man sollte es definitiv nicht alleine lesen, sondern unbedingt mit anderen - der Austausch ist nötig!

    Ich hoffe, ihr hattet an der Lektüre und dem Austausch ebenso viel Freude in den letzten Wochen wie ich. Einige von euch hatten ja bereits was von Juli Zeh gelesen, aber nicht alle, richtig? Wollt ihr nun noch weitere Bücher von ihr entdecken? Wie sieht es mit Simon Urban aus?

    An der Stelle auch kurz die Frage an @adelie @Brev @Coffee @Denkerin @federflug @GruenerBaum @Joane @Maeby @manadis @marines @mugeba @Pyrania50 @Rita-7 @Ronjah @saraalbertani : Wie hat euch der letzte Teil / der Roman an sich gefallen? Ich hoffe, ihr seid alle gesund, und bin gespannt auf eure Gedanken zu “Zwischen Welten”.

    Und für alle, die schon soweit sind und es nicht schon längst gemacht haben: Denkt bitte noch daran, eure Rezension zu schreiben. Das ist mir bei “Zwischen Welten” nicht ganz leicht gefallen, weil es dazu so viel zu sagen gibt, aber vielleicht hilft es euch, die Rezensionen anderer zum Buch durchzulesen oder einen Blick in den Bewertungsleitfaden zu werfen. Bei Fragen einfach ungeniert melden, bitte 😉

    Liebe Grüsse,
    Kathrin

      Nineli Ich finde es super, dass du dich trotzdem durchgebissen hast bis ans Ende und dich immer wieder mit uns ausgetauscht hast! Und, wie gesagt, mir wäre auch längst nicht so viel ohne euch aufgefallen ☺

      • Nineli hat auf diesen Beitrag geantwortet.

        Kathrin1014 Also durchgebissen wäre jetzt zu grob gesagt. Es war jetzt nicht so extrem schlimm dieses Buch zu lesen. Mir hat einfach das spannende gefehlt. Es hat micht einfach nicht gepackt. Ab und zu ein bisschen schockiert ja, aber den Rest fand ich einfach so monoton. Ich habe noch nie ein Buch abgebrochen, egal wie langweilig es für mich war😅😅 Deshalb wäre abbrechen auch keine Option für mich gewesen. Aber der Schwan gefällt mir immer noch😂

        Auch wenn das Buch mich nicht gepackt hat, war es trotzdem eine tolle Leserunde und ich mag den Austausch hier. Danke dass ich dabei sein durfte

        Ihr Lieben,

        Ja, es hat richtig Spass gemacht, das Buch “gemeinsam” zu lesen - vielen Dank dafür !

        Liebe Kathrin, neben der Bedeutung des Schwans würde mich ja echt auch noch interessieren, wie die Entstehungsgeschichte des Buches war. War Julie die treibende Kraft ? Haben die beiden jeder “seinen” Teil/Part individuell geschrieben oder zusammen beide Protagonisten entwickelt ?

        Ganz herzliche Grüsse und bis bald

          Ich kann mich nur anschliessen und mich für die ganzen inspirierenden Beiträge hier bedanken! Dadurch hat das Buch für mich nochmal ganz anders gewirkt und hat mich (noch) mehr zum Nachdenken angeregt. Ich bin leider noch nicht ganz am Ende angekommen und habe mich deshalb in der Diskussion eher zurück gehalten bzw. nur die Beiträge gelesen, die noch keine Spoiler beinhalten (:

          Ich kann aber schonmal sagen, dass mich das Buch bis jetzt begeistert hat: Anders als manche von euch fand ich den Wechsel von Mail / WhatsApp sehr gelungen und auch nachvollziehbar (ist es wirklich so unüblich, mehrere Konversationen mit der gleichen Person über verschiedene Medien zu führen?). Auch die Charaktere finde ich bis jetzt sehr gelungen und tatsächlich gleichermassen (un)symphatisch (;

          Vielen Dank, dass ich in der Leserunde dabei sein durfte!

          Rita-7 die Entstehungsgeschichte würde mich auch noch brennend interessieren😄

          Hallo zusammen

          Ich habe Antwort erhalten von der Verlagsvertreterin von Luchterhand zur Symbolik des Schwans und teile die einfach direkt mit euch 🙂

          "Lustig, dass Sie fragen, denn genau die Frage kam auch schon an der Vertretertagung auf, als uns das Buch in Gegenwart der Autoren vorgestellt wurde.

          Die Autoren erklärten, dass der Vorschlag so von der Grafik kam und dass es ihnen einfach gut gefiel. So arg symbolisch aufgeladen war das in dem Moment gar nicht mal, da zählte mehr die Ästhetik. Bei der Grafikagentur war wohl tatsächlich dieser Satz entscheidend, den Sie schon dafür erkannt haben.

          Zusätzlich gefiel den Autoren der Schwan auch deshalb, weil er zwar einerseits schön anzusehen ist, aber andererseits recht aggresiv werden kann, wenn er sich verteidigen will.

          Mehr Symbolik war da aber nicht dahinter."

          Zur Entstehungsgeschichte kann ich euch nur nochmal den Beitrag aus dem Interview mit der NZZ weiterleiten. Mehr habe ich leider auch nicht gefunden, aber ich hoffe, das hilft euch weiter:

          "Wie sah Ihre Zusammenarbeit aus? Hat jeder von Ihnen eine Figur betreut?

          Zeh: Wir hatten die Idee für das Buch gemeinsam, weil wir beide wahrgenommen haben, dass die Sprachlosigkeit zwischen unterschiedlichen politischen Lagern wächst und die Aggressionen zunehmen.

          Urban: Als wir irgendwann wussten, wohin wir mit der Geschichte wollten, haben wir uns wieder zusammengesetzt.

          Zeh: Wir wurden quasi ein Schreibgehirn, einer hat gesprochen, einer getippt. 

          Das heisst, Sie sind beide für beide Figuren verantwortlich?

          Zeh: Ja. Wir wollten gerade nicht, dass sich jeder Autor mit einer Seite identifiziert. Wir haben uns ja nie darüber belogen, dass dieses Buch vermutlich kontrovers diskutiert wird. Aber es geht uns nicht darum, unversöhnliche Debatten weiter anzuheizen oder zusätzlich zu provozieren."

          Das ganze Interview findet ihr unter folgendem Link.

          Habt ein schönes Wochenende, viel Freude am Schreiben der Rezensionen 😉 und bis bald.

          Liebe Grüsse, Kathrin

            Kathrin1014 Ja, habe das Interview auch gehört. Nun, ob das die ganze Wahrheit ist, bliebt dahingestellt, und die Erwähnung von Konstanz ist ebenfalls nicht geklärt. Wenn “Zwischen Welten” dereinst den Weg in die Schulliteratur schafft, wird dieses Interview wohl weniger herbeigezogen als viel mehr die literarische Bedeutung des Schwans, die ja notabene auch nicht sooo unpassend und an den Haaren herbeigezogen ist. Ich anerkenne, dass Zeh/Urban den Bezug ihres Buches zu Jan Hus tatsächlich nicht planten, aber es wäre nicht das erste Mal in der Literaturgeschichte, dass ein Werk bzw. dessen Deutung sich “verselbstständigen” . Wie gerne würde ich dann in Schulstuben mithören, womit einzelne Sequenzen/Zitate und eben das Bild auf dem Cover in Verbindung gebracht werden.

            Kathrin1014 vielen Dank Kathrin für die zusätzlichen Informationen! Leider hatte ich letztes Wochenende kein Internet und konnte mich nicht mehr an der Diskussion zum 3. Teil beteiligen. Der Schluss des Buches hatte mich ziemlich überrascht, aber er passt, je länger ich darüber nachdenke. Das Buch und auch die Leserunde haben mir viele Denkanstösse gegeben. Nicht nur Stefan und Tessa leben in zwei verschiedenen Welten und können diese beiden Welten nicht zusammenfügen. Toleranz, Respekt, Akzeptanz anderer Ideen gehen immer mehr verloren. Zu viele Leute leben in eigenen Welten, suchen X Informationen in Medien, lesen aber nur was ihre Meinung bestätigt. Das Buch wird mich noch eine Weile beschäftigen und wohl noch manche Diskussion initiieren!

            Kathrin1014

            Zum dritten Teil:

            Der Text von Zeh und Urban gibt viel, sehr viel Diskussionsstoff her. Eine mögliche Auswahl daraus:

            Die Reden beziehungsweise die Mails, WhatsApp- und Telegram-Nachrichten von Stefan und Theresa sind durchsetzt von ideologischen Slogans. Zitat: «Inwieweit man tatsächlich bereit ist, für etwas anderes als sich selbst einzustehen, zeigt sich erst, wenn man dafür einen Preis zu zahlen hat.» (Weshalb Stefan trotz allem Chef des «Boten» bleiben will.)

            Stefan lebt für seine Ideale. Das zeigt sich, als ihm seine Kündigung bei der Zeitung droht: «Falls sie mir die Arbeitsstelle kündigen, das wäre, als ob sie mich mit zwei Fusstritten aus meinem gesamten Leben hinausbefördern.»

            Später dann aber seine scheinbare Einsicht: «Vielleicht liegt hier meine Chance und ich kann endlich frei werden. Niemand ist unersetzlich und niemand hat einen heiligen Auftrag.» Aber die Kehrtwendung folgt. Stefan wird Co-Chef bei der «Bot*in». Er ist Opportunist, durch und durch.

            Theresa tritt im letzten Teil etwas in den Hintergrund. Bis zum bitteren Schluss.

            Im Finale eskaliert die Story, wie es eigentlich vorauszuahnen war.

            Theresa greift den Minister an einer Demo tätlich an. Das Foto dieses Moments wird das Cover-Bild der neuen „Bot*in“.(*)

            Stefan und Theresa begegnen und verlieren sich im gesellschaftspolitischen Ideologie-Desaster, auf dem exzessiven Egotrip der Selbstverwirklichung. Oder der Selbstzerstörung? Jeder und jede (nicht jede*r) lebt und stirbt für sich allein.

            (*) Eine weitere Provokation von Zeh/Urban: Die „Bot*in“. Ein unsäglicher Zeitungstitel: Tiefpunkt kultureller Entgleisung, zwei Wörter durch den Fleischwolf gedreht. Das soll sie und ihn glücklich machen?

            Resümee:
            Zeh und Urban gelingt eine zugespitzte Darstellung von Gesellschaft und Politik, von Werten und Wertezerfall.
            Im Zentrum stehen immer wieder die virtuellen und journalistischen Kommunikationsmöglichkeiten.
            Insgesamt: Bitterböse und provokativ.