nadoguddelmoni

  • 18. Aug 2022
  • Beitritt 13. Nov 2020
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  • Profil

  • 1175 Punkte
  • Studentin der Literaturwissenschaft, Hobbyautorin und Buchhändlerin im Orell Fuessli am Bellevue!

  • Madame Nielsen, eine dänische Schriftstellerin und Künstlerin, zählt spätestens seit ihrem zweiten Roman “Das Monster” und ihrer Gastdozentur an der Universität Zürich auch im deutschsprachigen Raum zu den spannendsten Vertreter*innen der Gegenwartsliteratur. Mit “Lamento” widmet sie sich, nachdem sie sich im Vorgängerroman ausführlich zwischen den Sphären Sex und Kunst bewegte, der allbekannten Liebe. Anachronistisch aber haargenau schildert die Erzählistanz einem kindlichen “Du”, wie sie sich langsam von dessen Vater entfremdete, um sich letztendlich der eigenen Kunst hinzugeben. Über diese scheinbar konvetionelle Rahmenhandlung gelingt es Nielsen jedoch, genau wie bei ihren anderen Romanen, interessante Themenkomplexe mitaufzugreifen und auf originelle Weise abzuhandeln. “Lamento” stellt viele Fragen und lässt seine Leser*innen teils ratlos zurück - Doch diese Nielsen-Ratlosigkeit ist durchaus anregend und beriechernd.

  • Ein bittersüsser Briefroman über die (falschen) Entscheidungen, unerwiderte Liebe und quälende Peinlichkeiten. Timm will Schriftsteller werden. Und obwohl er noch sehr an Vater und Mutter hängt, entscheidet er sich deshalb, mit der wilden Rock und deren Liebhaber Marc zusammenzuziehen - Ein Rezept für unangenehme Situationen.

    Dies ist ein Roman für alle Fans vom Fremdschämen, von britschen Fernsehserien und von coming of age à la Booksmart.

  • …lesen Sie dieses Buch!

    Anais Nin, die schon sehr jung dem brotlosen Metier des Schriftsteller*innentums verfallen war, schrieb in ihren jungen Jahren schlüpfrige Texte auf Komission.

    Über die amerikanische Schriftstellerin wird oft gesagt, dass sie in ihren erotischen Schriften in die tiefen Schichten der weiblichen Sexualität vordringt. - Ich unterstelle ihr hingegen einen einzigartigen Humor. Nin stellt mit einem ironischen Blick auf ihr Schreiben die Konventionen der Erotik auf den Kopf. Die Texte, die dabei entstehen sind trotzdem nicht minder erregend.

    -Mit einem Augenzwinkern zu lesen…

  • As the readers of Munk Debates know, these small books have it all: An interesting topic, smart debators and controversial opinions. The question this book is dedicated to seems complicated: Is capitalism broken? Many might answer this differently - and so do the four unique minds in this debate. Each of the interviewed offers an understandable take on capitalism and its contesting political and economical models.

    This book is for everyone who’s interested in learning and broadening their perspective!

  • Ein Sachbuch, das Gänsehaut bereitet. 14 Autor*innen bereiten anschaulich auf, was es für sie bedeutet, eine Heimat zu haben, oder eben nicht zu haben. Diese Texte gehen vor allem denjenigen unter die Haut, die glauben, irgendwo zuhause zu sein. Wer zu diesem Buch greift, muss etwas lernen; und zwar über verschiedene Schicksale rund um die Immigration, über das europäische Asylwesen, über Generationen die durch strukturelle Gewalt der Heimat beraubt wurden und darüber, dass Heimat an sich gar nicht so unproblematisch ist, wie man denkt. Klingt kompliziert; aber jeder der in diesem Buch abgedruckten Texte nähert sich der Thematik auf eine eigene Weise. Wirklich Aufschlussreich!

  • Geschichten à la Ottessa Moshfegh. Junge Frauen* bestreiten das moderne Leben, welches leider weiterhin von den Spuren des Patriarchats geprägt ist. Einzigartige Charaktere und ungewöhnliche Situationen sorgen in diesen Kurzgeschichten für eine literarische Geschmacksexplosion.

    Stichworte sind dabei die ganz Grossen: Globalisierung, Internet, Gender und vieles mehr, was die Menschheit heute bewegt und auch in Zukunft noch Thema sein wird.

  • Im frischen 20. Jahrhundert verfasste eine junge Unbekannte ein Zeugnis ihrer langweiligen Existenz. Mary MacLane hat mit ihren 19 Jahren noch nicht viel erreicht. Aber für Mary und für die Leser*innen liegt es auf der Hand, dass die junge Individualistin Besseres verdient hat. “Ich erwarte die Ankunft des Teufels” bietet eine turbulente Reise durch MacLanes rebellisches Denken, das ihrer Zeit voraus war.

  • JuliaK Danke für den Tipp! Das Hörspiel werd ich mir also liebend gern zu Gemüte führen :-)

  • Francois Sagan erfand 1954 mit Céline eine junge Frau und Jugendliche, die auch heute noch überzeugt. Als die strikte und elegante Anne mit ihrer mütterlichen Überzeugungskraft ins Leben des freigeistigen Vaters tritt, bleibt Céline nichts anderes übrig als sich zu fügen - oder etwa doch nicht? Über nur wenige Seiten hinweg entfaltet sich ein intrigisches Hin und Her, welches kein gutes Ende nehmen kann. In diesem Roman treffen Welten aufeinander. Jung und Alt, Mann und Frau, Traditon und Moderne - Eine Prämisse die seit Jahrhunderten für literarisches Material sorgt.

  • In Gianna Molinaris Buch Hier ist noch alles möglich werden auf unzähligen Ebenen Grenzen abgetastet, ausgelotet und abgerissen.

    Eine alte, kahle Kartonfabrik, eine namenlose Nachtwächterin , ein wilder Wolf, der sich möglicherweise irgendwo auf dem Gelände herumtreibt - ungefähr so simpel wie die schlichte Sprache ist auch die Grundkonstellation in Gianna Molinaris preisgekrönten Roman. Dieser erschien im Juli 2018 beim Aufbau Verlag und erntete einiges an Anerkennung. Denn wenn gerade noch von ‚simpel’ und ‚schlicht’ die Rede war, soll dies ganz und gar nicht platt oder unausgereift heissen. Was einfach scheint, entpuppt sich als eine hochpolitische und philosophisch sehr interessante Erzählung, die einem sowohl brennende Fragen, wie auch klitzekleine Keime zugehöriger Antworten liefert. Multimedial mit Fotografien, Listen, Skizzen und Text schafft Molinari ein abgerundetes Werk, welches mit einem Gefühl der Unvollständigkeit brilliert.

    Viel passiert in diesem Buch nicht: Durch Augen, Ohren und den besonderen Geist einer unbenannten Erzählerin erlebt man den Alltag in einer Welt, die in ihrer konkreten Wirklichkeit extrem reduziert ist. Die Protagonistin verbringt Nacht um Nacht damit, die Zäune einer nicht verorteten Fabrik zu überwachen, sieht sich Videoaufnahmen an und kontrolliert die Umgebung. Dem sozialen Kontakt und der entfernten Gemeinschaft entzieht sie sich permanent, weswegen man sie als Person nur vage erschliessen kann. Erst das Auftauchen eines Wolfes lässt sie in einem neuen Blickwinkel erscheinen. Trotzdem bleiben sie und ihr Umfeld im Ungenauen. Auch ihre Gedanken geben selten Hinweise darauf, wer die schleierhafte Protagonistin tatsächlich ist. Gehäufte, wiederkehrende Konjunktive weben eine Welt, in der so einiges sein könnte, aber nichts wirklich ist.
    Plötzlich, zwischen ‚vielleicht’ und ‚möglicherweise’, wird ein anhaltender, nicht zu bezwingender Zweifel gesät, der den Leser alles hinterfragen lässt; vielleicht sogar die Existenz des Wolfes, der die Zäune des Fabrikgeländes überwunden haben soll. Das Eindrückliche daran ist, dass es Molinari auf diese Weise gelingt, die Realität und ihre Alternative tatsächlich gleichzeitig in unseren Köpfen koexistieren zu lassen. Nicht einmal herkömmliches Beweismaterial wie Fotografien, Videoaufnahmen und Phantomzeichnungen vermögen hier Gegebenheiten definitiv zu bejahen oder zu dementieren. So ist nicht nur das Dasein des wilden Tieres unklar, sondern auch die Unschuld der Protagonistin kann in Frage gestellt werden. Dieses Konzept birgt eine Unsicherheit, die kaltes Unbehagen aber auch warme Hoffnung zu evozieren vermag. Daraus entsteht ein fruchtbarer Nährboden für wertvolle Diskurse, was dem Roman hoch angerechnet werden darf und soll.

    In einer Wirklichkeit, in der das Unwirkliche nicht ausgeschlossen ist, öffnet sich ein Zugang zum Fremden und Unbekannten. Dies ist in Hier ist noch alles möglich stark spürbar. Von der Welt ausserhalb des Fabrikzauns, über das Wesen der Erzählerin, bis hin zum Wolf bleibt alles in dieser Geschichte fremd. Trotz der Bemühungen der Protagonistin, die Realität auf eine beinahe wissenschaftliche Art fassbar zu machen, stehen die Dinge im nicht vertrauten Raum. Sie scheinen losgelöst von ihren gewöhnlichen Konnotationen zu sein. Besonders der Wolf, der im Kultur- und Literaturgeschichtlichen Gedächtnis eine klare Rolle zugeschrieben bekommen hat, kann bei dieser Erzählung ganz anders gedeutet werden. Es stellt sich heraus, dass besagtes Tier in dieser Geschichte, entgegen all unseren Ahnungen, erstaunlich zahm ist. Mit dem grausamen Wolf der Fabeln und der Grimmmärchen im Kopf stellen sich dem Leser so automatisch grundlegende Fragen zu Themen wie Migration, Gesetz und Gesellschaft, die in der Schweiz und auch international als sehr aktuell gelten. Wo sind unsere Grenzen? Wer kann diese überschreiten? Wer bestimmt das? Der Roman bleibt sich auch hier selbst treu und bemüht sich geschickterweise nicht, klare Antworten aufzutischen. Er setzt und wässert bloss einen Samen, um den Leser*innen die Möglichkeit zu schenken, ihn selbst heranwachsen zu lassen.

    Und während man immer weiter liest, sich immer weiter in dieses Universum des ‚was wäre wenn’ verstrickt, ist die Geschichte plötzlich zu Ende erzählt. Man blättert die letzte Seite um, klappt den Buchdeckel zu und versucht sich an den Dingen festzuhalten, die sicher und tatsächlich sind. Man versucht zu deuten und den richtigen Sinn zu finden, doch je länger man dies probiert, desto mehr stellt man erstaunlicherweise hoffnungsvoll fest, dass es keinen ,richtigen’ Sinn gibt und dass hier noch alles möglich ist.

  • Astrid wird von Thomas verlassen. Thomas verlässt Astrid. Peter Stamm erzählt aus zwei Perspektiven wie eine Familie zerbricht. In einem Duktus der, Wirklichkeit und Phantasie durchbricht, folgt man den beiden Figuren durch eine Krise. Wieso flüchtet Thomas aus dem Zwinger der Vaterschaft und des Berufs? Eine Frage, die hier nicht beantwortet werden will. Trotzdem bedient sich Stamm mit der Thematik des fliehenden Patriarchs eines Motivs, dass in den letzten Jahren eine regelrechte Wiederbelebeung erfahren durfte. Was jedoch bis zum Schluss ein Dorn im Auge dieser Geschichte bleibt, ist dass der männliche Blick auf die Geschehnisse nie ganz abgestreift wird. Ob es nun erzürnt oder inspiriert, lesenswert ist das Buch nichtsdetotrotz.

  • Zwei urchige Schwätzer betreiben einen Schlepplift irgendwo im nirgendwo - Der Rahmen dieser kurzen und knackigen Erzählung bleibt klein. In ihrer isolierten Blase warten Georg und Paul auf Schnee, Kundschaft und bessere Tage. Gefangen in einer scheinbar endlosen Routine, bleibt ihnen nichts anderes übrig, als über den Stand der Welt zu sinnieren. Im Dorf unter ihnen herrscht Landflucht, die Gletscher über ihnen schmelzen davon und die heiss ersehnte Winterkundschaft bleibt weiterhin aus. Liebevoll karikiert Arno Camenish zwei Figuren, die der Zeit völlig entrückt sind. Der Dialog ist mit Dialekt gespickt und löst sich an den Nähten auf, sodass ein Geflächt aus Gespräch, Gedanken und Geschehnissen entsteht, dass den Leser von Anfang an einwickelt, wie eine warme Decke - Perfekte Lektüre für einen kühlen Winterabend!

  • Barbara hat sich umgebracht. Ihr Nachlass? Geflüster im Heimatsdörfchen. Kühl, flüssig und unendlich schwer zieht Yael Inokai die Leser*innen von Mahlstrom in die Tiefen einer ländlichen Kleingesellschaft. Was auf pedantisch gemähten Rasen, hinter gezähmten Hecken und auf winzigen Schulhöfen passiert, wird in einem Strom aus Erinnerungen aufgedeckt. Ein Buch, das vor allem den Dorfkindern Gänsehaut bescheren wird!

  • Marius Goldhorn lässt den jungen Protagonisten Arnold durch ein brennendes Europa reisen. Mit lakonischer, kühler Sprache erzählt er von unserer Erde aus einem dystopischen Blickwinkel. Arnold ist ein moderner Individualist; seine Gedanken erinnern in ihrer Beschaffenheit an wirre Google-Tabs und Twitterfeeds. Und trotzdem fühlt man sich ihm verbunden, denn auch er ist ständig überfordert und versucht die Hürden der Gegenwart und nahen Zukunft zu überwältigen. Tolles Buch - modern, authentisch und originell!