Dieses Buch hat’s in sich! Mich beeindruckt, wie die Autorin mit einer sehr lebendigen Sprache diese geheimnisvollen Frauen aus ihren Gemälden erweckt, und war ab den ersten Seiten in den Bann gezogen. Beim Lesen dieser ersten Kapitel war es mir, als sässe ich im Geschichtsunterricht und liesse mich von den Zeitzeuginnen höchstpersönlich unterrichten. Der Text ist sehr dicht und gespickt voll mit (kunst-)historischen Ereignissen, und dennoch taucht man schwerelos in bewegte Vergangenheiten einiger äusserst interessanten und prominenten Frauen ein.
Um was es in diesem Buch thematisch einerseits geht, zeigt für mich das erste Kapitel über Cecilia Gallerani bereits sehr schön:
“Doch bei mir steht nur noch das Äussere zur Debatte. […] Meine geschriebenen Worte hat niemand aufbewahrt.”
Die Frau, gefangen in einer Rolle, die dem Mann Untertan ist. Der Künstler hat sie mit Pinsel und Kolorit ein für allemal zum Schweigen gebracht. Den Mund öffnen, darf und kann sie nun nicht mehr. Ich glaube, dass Martina Clavadetscher bewusst porträtierte Frauen gewählt hat, um ihnen nun doch eine Stimme zu geben, die ihnen über Jahrhunderte verboten wurde. Es ist ein Thema, das überall mitschwingt und schwer zu leugnen ist, doch nicht überall ist es gleicht stark “gemalt”. Wo dem aber so ist, hört man sie aus den Gemälden regelrecht sprechen, wenn nicht sogar schreien, und wie! Hendrickje Stoffels wird als eine sehr selbstbewusste und temperamentvolle Person beschrieben, die es trotz ihrem Streben nach Eigenständigkeit und Selbstverwirklichung schwer hat. Ihre Erzählung lässt auch erstmals die Abgründe eines Künstlers ans Licht.
Im Kontrast zu dieser Geschichte steht Angelika Kauffmann, die es durch die Förderung ihres Vaters und dank ihrem künstlerischen Talent zum Aufstieg einer prominienten Persönlichkeit schaffte. Dass sie eine international bekannte Figur war, zeigt unter anderem auch die Passage, in der beschrieben wird, dass Goethe bei ihr zu Besuch war und wie gut die beiden miteinander befreundet waren. Es werden Anspielungen auf Goethes Heldenhaftigkeit bezüglich den Frauen gemacht. Wie ich finde ist diese Szene ein köstliches Detail, wohl aber auch aus dem Grund, weil ich meines beschränkten Vorwissens, diese Kleinigkeit zu erfassen vermochte. Ansonsten bleiben mir viele Anspielungen auf historische Ereignisse ein Rätsel, weshalb diese Literatur eine Menge Ansatzstellen für weitere Recherche bietet, um das Buch “tot zu diskutieren”.
Die porträtierten Frauen bleiben für mich aber geheimnisvoll, obschon oder vielleicht gerade weil mein Kopfkino sie nun lebendig abgespielt hat.