joleli Der zweite Teil hat mir schon viel besser gefallen als der erste. Warum genau kann ich gar nicht erklären. Ich hatte irgendwie einfach das Gefühl, die Geschichte wurde ein bisschen “erwachsener”.
Die Szene zwischen Luc und Z hat mir sehr gefallen. Luc hält sich mit den Worten echt nicht zurück und hat Z einige Male Dinge an den Kopf geworfen, von denen ich schon überrascht war und dachte hoppla, da ist aber jemand wirklich sauer. Z.B auf S. 126 als er sagte: “Was hast du denn sonst in deinem Leben ausser Snowboarden?” Ich fand diese eine Frage hat schon richtig gesessen und sogar mir echt wehgetan. Aber trotz diesen harschen Worten und der zertrümmerten Tequila Flasche kam Lucs Wut bei mir nicht so richtig an. Erst dachte ich, dies wäre ein negativer Kritikpunkt. Aus irgendeinem Grund hat mich das aber sehr gestört und ich fing an, tiefer darüber nachzudenken, warum das so ist. Dann kam mir plötzlich der Gedanke, dass wir diese Szene aus der Sicht von Z miterleben und er die ganze Situation (wie oftmals auch sein gesamtes Leben) einfach nicht ernst nimmt und deshalb auch nicht die ganze Spannung bei uns Lesern ankommt. Das fand ich wahnsinnig interessant und plötzlich verwandelte sich dieser negative Kritikpunkt in einen Positiven. Denn leider verlaufen ernsthafte Gespräche mit Alkoholikern (und bitte machen wir uns nichts vor, Z hat dieses Problem) genau so ab. Man will helfen, unterstützen, lässt sich alles Mögliche einfallen um dem Anderen beizustehen und geht selbst an seine Grenzen, ohne das sich irgendetwas ändert oder die angebotene Hilfe irgendetwas nützt. Bis man an einen Punkt gelangt, an dem man sich selbst nicht mehr zurückhalten kann. Und das einzige, was man zu hören bekommt ist, dass man wohl selbst ein Problem hat (S.123: “Hey, Alter, du bist derjenige, der gerade einen Wutanfall hat.”) Ich finde, dass diese Szene etwas sehr Reales hat, weshalb sie zu meinen Lieblingsmomenten bisher gehört.
Ich glaube, der Grund, warum Z sich bei Ophelia anders fühlt, ist schlicht der, das sie anders ist. Es hat den Anschein, dass Z bisher nur jungen Frauen begegnet ist, die einfach nur Spass haben und das Leben geniessen wollen. Wahrscheinlich war das eine Zeit lang sogar gut für Z. Es hat ihn vielleicht in dieselbe Bahn gezogen, und ich denke, dass er das nach dem Tod seiner Schwester nötig hatte. Jemand, der ihm gezeigt hat, dass man das Leben leicht nehmen und Spass haben kann. Wer dieser jemand ist, ist völlig egal. Ich glaube es war gut für Z, dass er dieses einfache Vergnügen ausleben konnte, ohne tiefe Emotionen einbringen zu müssen. Gefühle brauchen manchmal einfach eine Pause, besonders wenn sie verletzt wurden. Die Pause sollte allerdings irgendwann auch wieder enden und ich glaube, daran erinnert Ophelia ihn. Sie ist das genaue Gegenteil von Pause. Auch wenn sie sich selbst manchmal einredet, alles verdrängen zu wollen, so ist sie doch an diesen Ort gekommen, um genau das nicht zu tun, auch wenn ihr selbst das vielleicht noch nicht ganz klar ist. Sie ist hergekommen, um zu heilen und einen neuen Anfang zu wagen. In meinen Augen hat das nichts mit verdrängen zu tun. Hier kann ich im Gegensatz zum ersten Teil in Ophelia tatsächlich Stärke erkennen, weshalb ich sie schon viel lieber mag als noch am Anfang. Und obwohl Ophelia ganz offensichtlich auch noch nicht am Ende ihrer Heilung angekommen ist, glaube ich, dass sie Z langsam auf diese Reise mitnimmt. Wir werden sehen, wohin das führt, ich bin aber auf jeden Fall gespannt.
Mein Lieblingscharakter ist immer noch Z, das vor allem weil er irgendwie alles zugleich ist. Er ist nett und charmant, kann aber genauso gut ein arrogantes Arschloch sein. Er ist fürsorglich und beschützend, schleudert gleichzeitig aber seinem besten Freund die Faust ins Gesicht. Er geniesst das Leben in vollen Zügen und setzt es achtlos aufs Spiel. Und obwohl er mein Lieblingscharakter ist, möchte ich doch anmerken, dass ich mit solchen Figuren immer sehr vorsichtig umgehe. Er hat sowohl ein Alkohol- wie auch Aggressionsproblem und ist vielleicht nicht gerade direkt suizidgefährdet, wie unbekümmert und kalt er aber mit seiner Sterblichkeit umgeht ist schon alarmierend und besorgniserregend. Diese und viele weitere Aspekte von Z sind einfach nicht in Ordnung und ich finde wir sollten das niemals ganz vergessen, während wir uns solche Charaktere romantisch lesen.
Nun bin ich gespannt auf den letzten Teil und freue mich zu sehen, wo uns die Geschichte hinführt.