Fanny
Bis hierhin gefällt mir die Geschichte, und ich bin gespannt, wie es weitergeht. Dennoch finde ich den Erzählstil teils etwas zäh, über viele Seiten passiert relativ wenig, und das drückt gelegentlich auf die Spannung. Die innere Zerrissenheit von Enya und die symbolträchtige Bedeutung des Rag Tree ziehen sich durch mehrere Kapitel und wirken manchmal etwas überladen.
Die Figur von Enya ist gut ausgearbeitet. Ihre emotionale Distanz, ihre Zweifel und das ständige Reflektieren machen sie glaubwürdig, aber es gibt Passagen, in denen ihre Gedankenwelt überwältigend erscheint, was den Lesefluss etwas hemmt. Unsicherheiten wie die wahre Rolle von Oscar und das Geheimnis um Enyas Aufenthaltsort in der Unfallnacht sorgen für Spannung, lassen jedoch teils Fragen offen, die hoffentlich noch geklärt werden 😁
Ich kann Enyas Schuldgefühle und inneres Erleben zwar teilweise nachvollziehen, doch manchmal fällt es mir schwer, ihren Gedankengängen wirklich zu folgen. Enyas Schuldgefühl scheint tief in ihrer Vergangenheit und ihrem aktuellen Leben verwurzelt zu sein, das von Einsamkeit, Erinnerungen an ihre Mutter und inneren Konflikten geprägt ist. Besonders schwer nachzuvollziehen ist für mich ihr Umgang mit dem neuen Leben im Dorf, das sie zwar als Neuanfang sieht, aber dennoch innerlich abwehrt. Ihre Ablehnung des Rag Trees und der Dorfbewohner zeigt, dass Enya zwischen ihrem Bedürfnis nach Freiheit und der Bindung an ihre Vergangenheit schwankt. Während ich ihre Schuldgefühle verstehe, da sie emotional isoliert ist und sich für ihre Familie und Patienten verantwortlich fühlt, wirken ihre Reaktionen manchmal unberechenbar und überzogen. Dies erschwert es mir, vollständig in ihr Innenleben einzutauchen, da ihre Gedanken oft widersprüchlich und von einer inneren Zerrissenheit geprägt sind, die nicht immer leicht nachzuvollziehen ist.
Ehrlich gesagt fällt es mir schwer, den Titel direkt mit dem Gelesenen in Verbindung zu bringen. Natürlich könnte der Wechsel in ein neues Leben als eine Form der Erneuerung interpretiert werden. Aber was genau mit “Geburt” und “neuem Wachstum” gemeint ist, erschliesst sich mir nicht ganz. Insgesamt scheint das Kapitel das stetige Streben nach Erneuerung, die Wiederbelebung von Hoffnungen und das Streben nach persönlichem sowie spirituellem Wachstum zu thematisieren. Vielleicht ist das der Schlüssel, aber ich könnte mir vorstellen, dass es auch eine andere, tiefere Bedeutung gibt, die mir momentan entgeht. Vielleicht hat jemand eine klarere Erklärung dafür ?🙃
Ich freue mich schon auf das weiterlesen und bin sehr gespannt, ob, wann und in welcher Rolle Oscar wieder auftauchen wird. Das scheint mir momentan das grösste Rätsel zu sein.