Anna_Apfelbaum
Das Buch fesselt von der ersten Zeile an. Das Leben der jugendlichen Protagonistin in der freien Natur erinnert etwas an Kya Clark in “Gesang der Flusskrebse” oder Susanna im Buch von Alex Capus. Sie hat dann jung diesen William geheiratet, um dem lieblosen Eltern- resp. Vaterhaus zu entfliehen. Es muss aber schon Liebe, Anziehung beiderseits vorhanden gewesen sein, obwohl Honora sich später abschätzige Gedanken über ihren Mann gemacht hat, weil er zuwenig tatkräftig, vorausschauend gehandelt hat. Schicksalsergeben, wie fast alle dieser Bauern im Irland um 1850. Warum hat sie selber nicht früher gehandelt? William hat immerhin treu zu ihr gehalten, als alle anderen weitergezogen sind.
Die Vögel faszinieren mich auch. Das Rotkehlchen ist in Grossbritannien allerdings nicht überall ein Glücksbringer-Piseopg ist ein Fluch, ein Aberglaube. Ein Bote des Todes. Das Rotkehlchen wird auch als Symbol für Tod und Trauer gesehen. Viele Menschen glauben, dass der Besuch eines Rotkehlchen ein Zeichen dafür ist, dass ein verstorbener Verwandter sie besucht. In diesem Sinne passt es hier.
Es hat überhaupt mystische Passagen, gerade mit dieser Alice, im Buch. Die Hexe oder Wahrsagerin aus Sagen und Märchen.
Die Geschichte mit Schwangerschaft und Geburt ist für mich sehr unrealistisch, unwahrscheinlich. Es wurde zwar angetönt im Vorfeld, dass Honora öfter unter Unwohlsein, Übelkeit litt, was sie auf den Hunger zurückführte. So dachte ich längst, dass dann eine Geburtsgeschichte folgen werde. Dass jemand eine solche Geburt mit solchem Blutverlust unter wenig hygienischen Bedingungen überlebt, ist extrem unwahrscheinlich (von Geburtshilfe verstehe ich zufälligerweise ziemlich viel..).
Auch die Geschichte mit dem Kaninchen kann ich nur durch die Schwäche von Honora entschuldigen.
Ein “Naturkind”, das ein Kaninchen erlegen kann, sollte es auch häuten und ausnehmen können, vielleicht mit einem spitzen Stein..(und wahrscheinlich hätte der kranke Mann ein Messer dabei gehabt..). Ein Feuer sollte man auch am Brennen halten können.
Bis jetzt habe ich auch ein ambivalentes Gefühl, Honora gegenüber. Sie erfährt Zuneigung, Hilfe, gute Ratschläge. Aber ob sie selber jemandem Empathie entgegenbringt, ist bis jetzt nicht zu spüren. Hoffe, das werde in Amerika noch kommen.
Gefallen finde ich am Erzählstil, am Wechsel der Schauplätze, anfangs in den USA, dann wieder in Irland. Das macht es spannend.
Freue mich auf die Fortsetzung,