Mit der ihr eigenen Sprache zieht Rebekka Salm mich in ihr Geschichtengeflecht. Einige Sätze oder kurze Abschnitte zeichne ich im Buch an - das will was heissen, was Gutes, denke ich.
"Menschen sind getrieben, allem, was geschehen ist, eine Folgerichtigkeit zu verleihen.
Ich bin davon getrieben.
Ich will immer verstehen.
Erzählen ist Verstehenwollen." (S. 24)
Dann S. 27: “Wieviele Geschichten muss man gehört haben, bevor man behaupten kann, jemanden zu kennen?”
Wie Rebekka Salm die Ebene des aufs Wesentlichste reduzierten Erzählstils mit ihren weitergehenden, teils philosophischen Überlegungen scheinbar harmlos, schlicht (und) kunstvoll zusammenpackt, spricht mich an. Hat sie nicht gerade unspektakulär, genau und im Allgemeinen auf den Punkt gebracht, was hinter allem Bücher- und eben Geschichten-Erzählen und -Schreiben steckt?
“Wenn Emma wütend gewesen sei, habe sie Teppiche geklopft. Wenn sie traurig gewesen sei, habe sie ebenfalls Teppiche geklopft. Im Haus seiner Grosseltern, sagt Mirco, hätten die saubersten Teppiche im Dorf gelegen.” (S. 27)
Etwas distanziert (ganz im Sinne von S. 19 ganz unten: “Distanz schaffte Klarheit”), hoppelt die Autorin mit den flatternden Strängen der Geschichte neben mir her und trifft mit subtilem Humor (S. 19: “Sie fühlte sich betrogen. Von Gott. Nicht dass Emma an ihn glaubte, aber für einen Irrtum in dieser Grössenordnung konnte niemand anderes verantwortlich sein”) und schonungsloser Direktheit (S. 53: “Sie wartete, obwohl es nichts mehr zu warten gab. Das wussten alle. Nur sagen tat es der maria niemand.” us.w) ins Schwarze und Herz - könnten wir etwa so beginen zu umschreiben, wie Rebekka Salm erzählt?
Ich freue mich jedenfalls für weiter.