Mittlerweile habe ich die zwei geplanten Debütromane auch beendet.
Im Wasser sind wir schwerelos von Tomasz Jedrowski schildert die Entwicklung einer homosexuellen Liebe im kommunistisch regierten Polen um 1980. Einen kurzen Sommer an einem See in den Masuren können die zwei jungen Männer noch unbeschwert erleben. Danach wird es für sie unter dem repressiven Regime in Polen um 1980 immer schwieriger. Ich weiss nicht was es bedeutete, in Polen zu jener Zeit aufzuwachsen und dazu noch homosexuell veranlagt zu sein, doch Tomasz Jedrowski hat es absolut nachvollziehbar geschildert, obwohl er selbst erst später und in Deutschland geboren wurde. Die Geschichte hat mich sehr berührt, weil die Gedanken und Entscheidungen, der gewaltige innere Konflikt, wobei es nicht nur um die Liebe geht, so wunderbar feinfühlig erzählt werden. Grosse Empfehlung!
Ein völlig anderes Leben von Lisa Quentin behandelt ein sehr düsteres Kapitel der DDR, das noch wenig aufgearbeitet wurde. Es geht um Zwangsadoptionen und ihre verheerenden Nachwirkungen. Ich habe dieses Buch mit grossem Interesse gelesen, auch weil das Thema sicher Aufmerksamkeit verdient. Mit der Sprache bin ich weniger gut zurecht gekommen, da es Stellen gab, die wie ein Bericht wirkten und andere mit ausgesuchten Formulierungen. Die zwei Erzählebenen, jeweils aus der Sicht der adoptierten Tochter und der leiblichen Mutter, fand ich hingegen spannend und geschickt gebaut. Mit der Mutter konnte ich besser nachfühlen als mit der Tochter. Aber wer bin ich, um eine solche Situation zu beurteilen. Das Buch hallte jedoch unerwartet lange in mir nach und ich empfehle es hier deshalb trotzdem gerne weiter.