Fanny
Ich habe Mrs Dalloway vor Jahren bereits im Studium gelesen und fand das Buch schrecklich, um so mehr habe ich mich darüber gefreut es nun Jahre später nochmals zu lesen, ganz freiwillig und in Übersetzung.
Das Cover gefällt mir viel besser als auf zahlreichen anderen Ausgaben. Dass die Dame in blau auch ein Spiegelbild hat, lässt auf den Inhalt schliessen. Ihre gedankenvolle Pose könnte den Stream of Consciousness darstellen.
Den Schreibstil finde ich super, ergänzen möchte ich noch, dass dieser auch zur Handlung passt und die Gefühlsregungen aller Personen einschliesst. Toll hat man das in der Szene gesehen, in der Peter Walsh zu ihr zu Besuch kommt:
Soll ich es ihr sagen, dachte er, oder nicht? … Aber sie ist zu kalt, dachte er; wie sie da näht; mit ihrer Schere;
Was für eine sonderbare Angewohnheit das war, dachte Clarissa; dauernd mit einem Messer zu spielen.
Ein bisschen habe ich mich gefühlt, wie in einem Theaterstück. Die Komik ist herrlich.
Die Charaktere im Buch sind liebevoll beschrieben und spiegeln den Zeitgeist der Nachkriegsjahre wieder. Einerseits scheint nichts mehr an den Krieg zu erinnern, London wird als reiche und schöne Stadt skizziert und andererseits finden wir Figuren wie Septimus Warren Smith wieder, die uns die Folgen des Krieges vor Augen führen.
Ich finde es einfach spannend wie sich die Bedeutungen von Geschichten verändern, wenn man sie zu verschiedenen Zeitpunkten im Leben liest. Das motiviert mich, nach Mrs Dalloway weitere Bücher aus dem Regal zu ziehen, die ich mal gelesen und nicht für lesenswert erachtet hatte.
Ich wünsche euch weiterhin eine gute Lektüre.