Fanny Heute habe ich den Tag im Leben von Mrs Dalloway mit der Gesellschaft beendet. Ich freue mich darüber, dieses Buch gelesen zu haben. Es ist voller Liebe zu alltäglichen Details. Gerade in der heutigen Zeit, wo es wieder wichtiger wird, seine Emotionen und damit sich selber besser kennen zu lernen, passt dieses Werk sehr gut. Ich habe noch nie ein Buch gelesen, dass eine Emotion gleichzeitig von so vielen verschiedenen Seiten ausgeleuchtet hat. Die Aussage: “Es war unbefriedigend, darin waren sie sich einige, wie wenig man Menschen kannte.” (Seite 168) ist mir in den letzten Monaten oft durch den Kopf, sieht man doch niemals in jemanden hinein.
Zu den Fragen: Wenn ich den Zeitstrahl von Viginia Woolf am Ende durchlese, erkenne ich vieles von ihr in der Geschichte wieder.
Der Tod von Septimus war für mich unausweichlich, auch wenn ich hoffte, dass er in der Einrichtung Hilfe und Heilung erfahren könnte. Ich glaube, dass er sich mit seinem Tod befreien konnte, da Sir William mit seiner Einrichtung in erster Linie die Gesellschaft von psychisch kranken Menschen reinigen wollte, statt seinen Patienten wirklich zu helfen. Ein Leben lang als unpassend weggesperrt zu werden stelle ich mir nicht schön vor. Für Lucrezia ist es ein unschönes Ende dieser Ehe und für sie sicherlich das grössere Drama – Septimus bekommt es nicht mehr mit. Ich kann auch nur so skrupellos darüber denken, weil die Figuren fiktiv sind.
Peter Walsh finde ich faszinierend. Er gibt so viel von sich preis und regt zum nachdenken an, dennoch ist er bis am Schluss nicht vollends fassbar. Dies aber wahrscheinlich für ihn selber nicht.
Der ganze Tag und somit das ganze Buch zielt auf die Gesellschaft am Abend ab. Die Gesellschaft ist eigentlich der letzte Akt in diesem Stück und bringt fast alle Figuren zusammen auf die Bühne. Ich finde aber, dass das Ende sich irgendwie ausläuft und plötzlich ist einfach Schluss.
Der Tag mit Mrs Dalloway hat mir gut gefallen. Ich werde sie wohl kein zweites Mal besuchen, aber wahrscheinlich andere Werke von Virgina Woolf lesen. Das Buch hat mir Freude bereitet. Der Theaterstück-Ähnliche Schreibstil hat mir gefallen, etwas hat mich daran gestört: Ich hätte das Buch gerne in einem Zug durchgelesen, ohne es aus der Hand zu legen.
Meiner Meinung nach eignet sich Mrs Dalloway nicht, um in der Volksschule in der Klasse gelesen zu werden. Es ist kein Einstieg in die Klassiker und könnte einem Lesemuffel Lesen als Freizeitbeschäftigung komplett verderben. Aber als Vielleser fand ich es sehr erfrischend, einen mir unbekannten Schreibstil kennen zu lernen.
Ich danke vielmals, dass ich bei dieser Leserunde dabei sein durfte und hoffe, dass ich wieder einmal das Vergnügen habe.