Im zweiten Teil konkretisiert sich die Geschichte immer mehr. Langsam nähert man sich den Geheimnissen, die nach und nach ans Licht kommen - unabhängig davon, ob sie wirklich mit dem Mord zu tun haben oder nicht. Das finde ich spannend und es interessiert mich manchmal mehr, als wer wirklich der Mörder ist. Auch wenn das natürlich letztlich das Ziel des Krimis ist: die Auflösung des Mordes.
Am besten gefällt mir deshalb, wenn der Autor auf die Charaktere eingeht und sie somit greifbarer macht. Plötzlich entdeckt man Sympathien, die anfangs kaum denkbar waren. Cirillo, zum Beispiel, nimmt, wenn auch subtil, immer mehr Form an. Ihre klare Art und gleichzeitig ihre Zurückhaltung, was ihr Privatleben angeht, machen neugierig. Was hat sie denn verbrochen, dass sie versetzt wurde? Hat sie Regeln gebrochen? Welche, inwiefern und aus welchem Grund? Der Grund könnte ausschlaggebend sein. Auch mich stört, wie Benzhans schon erwähnt hat, die Nennung “Cirillo”, umso mehr im Italienischen Cirillo tatsächlich auch ein Männervorname ist. Das irritiert mich immer wieder, aber wahrscheinlich soll das auch so sein: Der Autor unterstreicht Cirillos männliche Züge, um dann vielleicht umso mehr mit dem weiblichen Aspekt zu überraschen. Reine Spekulation.
In gewissen Abschnitten geht der Autor für meinen Geschmack zu sehr ins - unwesentliche - Detail. Gewisse kulturhistorische Erklärungen sind zwar nicht uninteressant, lenken mich aber vom Handlungsstrang ab. Anders empfinde ich es, wenn er Situationen detailreich beschreibt, so dass man dadurch auch die Protagonisten besser kennen lernt. Dafür fehlen mir in anderen Belangen straffere Stränge: Was ist nun mit Gina? Was mit Gabriella und ihrem Sohn. Das mit der Personenliste muss ich mir langsam auch überlegen 😉. Manchmal sind es wirklich etwas viel unterschiedliche Personen.
Ich bin sehr gespannt auf das Gespräch zwischen Rizzi und Giulia. Da muss ein Teil des Geheimnisses liegen, sonst hätte die Mutter nicht so sehr betont, dass sie “es” nie erfahren sollte. Aber auch auf andere Schauplätze bin ich gespannt, hauptsächlich im Zusammenhang mit den zwischenmenschlichen Beziehungen.
Auch ich wünsche euch schöne Ostertage - ich les nun weiter, da ich mich grad covidmässig elliptisch zwischen Bett und Sofa bewege. Geniesst die Sonne!