Ich fand den Teil sehr dicht. Viel passierte. Bildlich vorstellen konnte ich mir die Augen Robs, als er das erste mal die Bibliothek zu Gesicht bekam und es nicht glauben konnte, dass es so viele Bücher an einem Ort geben kann. Aufgrund seiner unzureichenden Schulbildung hat er sehr viel zu lernen. Obwohl er das auch so gehabt hätte, weil er sich ja nun in einem ganz anderen Kulturkreis befindet, der ihm natürlich fremd ist. Wenn er nicht als Kind die Möglichkeit gehabt hätte die Klosterschule zu besuchen, wäre das ganze Unterfangen natürlich noch schwieriger geworden. Schliesslich müssen wir bedenken, dass in Europa im Mittelalter der Grossteil der Bevölkerung weder Lesen noch Schreiben konnte und dieses Schicksal hätte Rob auch erfahren, wenn seine Eltern ihn nicht zur Schule geschickt hätten. Wirklich beeindruckend finde ich seine FOrtschritte in der Sprache. Er hat das Persische ja erst auf seinem langen Weg in den Orient gelernt und dann kommt er an die Mandrassa und kann verstehen, was dort doziert wird.
Aufgrund der Unmenge an Wissen, welches er sich aneignen muss, ist es absolut nachvollziehbar, dass er irgendwann an den Punkt gelangt aufzugeben. Gott sei Dank tut er genau dies nicht. Ich finde seinen Kampf ungeheuer mutig. Er ist in einer anderen Welt, alle verhöhnen ihn…
Als Ibn Sina seine Gabe erkennt und ihm dann gesteht, dass er ebenfalls diese Fähigkeit besitzt finden ich grossartig. Normalerweise kümmern sich so berühmte Gelehrte wie Ibn Sina nicht um die Neulinge…, aber dass er Rob einläd und mit ihm über die Gabe redet, spricht für ihn. Er ist mir sofort sympathisch gewesen.
Richtig schmunzeln musste ich über die Aussage: beste Freunde und schlimmste Feinde… die Bücher. Wer immer schon einmal wissenschaftlich gearbeitet hat und irgendwelche Qualifikationsarbeiten abgeben musste, kennt dieses Gefühl. Ich liebe die Bücher auch, aber es gibt Moment, da hasse ich sie unglaublich, weil ich einfach denke, sie nie zu verstehen.
Auch die Schilderungen der Hinrichtungen fand ich sehr eindrücklich, sodass ich fast mit Rob durch das Gefängnis gelaufen bin.
Der nächste Schmunzler kam bei der Empfehlung, wie man mit der Pest umzugehen habe: schnell, weit und spät. Es ist nicht lustig, aber Angst ist tatsächlich ein schlechter Ratgeber. Die Angst vor dem fast sicherem Tod, mit der sich unsere Figuren auseinandersetzen mussten, ist absolut nachvollziehbar. Mein Respekt wuchs durch die Vergegenwärtigung der Situation umso mehr für diejenigen, die nicht desertierten. Ich hatte dabei meine eigenen Gedanken zu Beginn der Coronapandemie wieder im Kopf, da wusste man schliesslich auch nicht, wie sich das überträgt und dass es tötete bekamen wir auch immer wieder in den Medien mitgeteilt. Und die beiden Situationen kann man nicht einmal vergleichen, da wir heute in einer vernetzten Welt leben und uns mit modernen Kommunikationsmitteln austauschen können. Dennoch fand ich Robs Präsenz in dieser Situation so unglaublich, da er trotz der Gefahr in der er selbst schwebte und ohne erfahrenen Hakim (der sich schliesslich ebenfalls vom acker machte), seine Beobachtungen penibel genau aufschrieb. Er wuchs sogar noch mehr über sich heraus, als er im Angesicht der eigenen Ansteckung mit der Pest und deren ungewissen Ausgnag den Anderen die Aufgabe übertrug, seine Notizen zu vervollständigen und diese zurück zur Madrassa zu bringen.
Schwach fand ich hingegen den begangenen Ehebruch mit Despina, während sein Lehrer, den er so verehrt, am Bett seiner ersten Frau Reza sitzt. Disen Abschnitt hätte es für mich nicht gebraucht. Aber vermutlich wollte Noah Gordon uns damit nur zeigen, dass auch Rob Fehler macht.
Robs Handlung während des Sterbeprozesses bei dem kleinen Jungen fand ich sehr berührend. Vermutlich konnte er so einfühlsam sein, weil er als Kind die harte Realität erleben musste und den Tod beider Eltern im Vorfeld gespürt hatte. Auch hat er bei beiden miterlebt, wie sehr sie sich kurz vor dem Ende quälten, was ihn sicher sensibler gemacht hat. Rob kümmerte sich sehr liebevoll um seine kleinen Geschwister und vielleicht sah er in dem sterbenden Kind eines seiner Geschwister.
Grossartig fand ich den Zusammenhalt der drei Freunde, der sich durch die Pesterfahrung entwickelte. Obwohl Robs Angebot mit Karim zun lernen nicht ganz uneigennützig war, bringt es Karim durch die Prüfung.
Die Sache mit dem Schah gefällt mir gar nicht. Er wirkt auf mich absolut despotisch und unberechenbar. Es würde mich nicht wundern, wenn er irgendwann eine Gegenleistung von Rob erwartet. Auch seine Aussagen bezüglich Alexander des Grossen sind unglaublich. Alexander der Grosse hatte schliesslich einen Feldzug gegen die Perser unternommen, um sich selbst als Herrscher zu legitimieren, nachdem sein Vater Philipp II. ermordet worden war und die Rache an den Persern nicht mehr selbst erleben konnte. Alexander d. Grosse würde sich bei den Aussagen des Schahs eher im Grab umdrehen,als diesen zuzustimmen.
Die Szene mit den Kriegselefanten habe ich sehr gerne gelesen und konnte mir das alles bildhaft vorstellen. Heute weiss jedes Kind, wie ein Elefant aussieht, aber das war im Mittelalter ganz anders. Da kannte man diese Tiere in Europa höchstens vom Hörensagen oder von Bildern aus fernen Ländern. In der Antike, gerade durch die Feldzüge von Alexander, waren exotische Tiere in den Ländereien des Adels vorhanden, damit dieser seine Freunde zur Jagd einladen und mit besonderen Tieren beeindrucken konnte.
Bei der Beschreibung von Karims Lauf hatte ich fast das Gefühl selbst mitgelaufen zu sein und das Anfeuern der Zuscher selbst gehört zu haben. Die ist dem Autor wirklich sehr gut gelungen.
Am Mittwoch können wir uns gerne über den fünften Teil austauschen. Ich bin schon sehr gespannt wie es weitergeht. Zumal ich mir bei Karim noch nicht ganz sicher bin, was ich von ihm halten soll. Irgendwie habe ich das Gefühl, dass er mich und vor allem Rob noch richtig enttäuschen wird. Ich hoffe, ich irre mich.