Fanny Liebe Fanny
Deine Fragen habe ich zum Anlass genommen, zu versuchen, das Buch zu analysieren.
Das ganz grosse Thema, der rote Leitfaden ist die Wichtigkeit, ernst genommen zu werden. Calvin hat Elizabeth ernst genommen! Darüber hinaus war noch so viel mehr, wie sie auf Seite 451 zu Calvins Mutter sagt:
“…Calvin Evans war das Beste, was mir je passiert ist.”… “Er war der klügste, liebevollste Mensch, der sanfteste, interessanteste…” “Ich kann nur sagen, zwischen uns gab es diese Chemie. Echte Chemie.”
So brutal es nun klingen mag - Calvins Tod war unausweichlich und absolut notwendig, damit Elizabeth Zott endlich Elizabeth Zott sein kann, Chemikerin und Wissenschaftlerin. Ohne Clavins Tod wäre Elizabeth von der Gesellschaft immer über das, was Calvin tat und erreichte, definiert worden. Seite 61
“Jetzt war sie die Freundin eines berühmten Chemikers.”
as hätte nicht gut gehen können! Damit ist “Eine Frage der Chemie” auch ein Werk im Sinne der griechischen Tragödie.
Bonnie Garmus mildert nicht nur diesen so schweren Verlust, sie schafft das Element, das die weiteren chemischen Reaktionen auslöst - Calvin hinterlässt Elizabeth einen Teil seiner selbst, der sie weiter vorwärts auf ihrem Weg bringt: Mad. Es ist Mad mit ihren Forschungen zu ihrem Stammbaum, die die richtigen Puzzlesteine anstösst, damit sich für Elizabeth der Weg öffnet. Und endlich alle Missverständnisse aufgelöst werden.
Auch das Thema Missverständnisse ist in “Eine Frage der Chemie” ein Hauptthema, womit ich wieder bei der griechischen Tragödie bin.
Nachdem die Missverständnisse am Ende aufgelöst werden können, wird auch Familie für Elizabeth möglich.
Seite 455 " “Ich wäre sehr gern ein Teil Ihrer Familie, Miss Zott”, sagte sie (Avery Parker). “Ich hoffe, ich bin nicht zu aufdringlich.”
“Bitte nenn mich Elizabeth. Und du gehörst zur Familie, Avery. Madeline hat das schon vor langer Zeit erkannt…”
Die Autorin haz Elizabeth in dieser Geschichte quasi durch die Hölle geschickt, aber an Elizabeths Seite indirekt Calvin durch seine Tochter Mad gestellt, womit sich der Hinweis auf Seite 192 erfüllt:
“Die Mutter-Tochter-Beziehung besass eine Symmetrie, die Harriert nicht übersehen konnte. Das Kind lernte von der Mutter, aber die Mutter lernte auch von dem Kind.”
Der dritte rote Faden des Buches ist die Chemie, vor allem die Chemie. Chemie ist Leben und entscheidet darüber, ob etwas passt.
Weil die Chemie am Ende so stimmt, fühle ich dieses Ende als ein tief befriedigendes.