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saminana

  • vor einem Monat
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  • Anna_Apfelbaum

    das ist schon fast peinlich, wenn ich nach so vielen Wochen wieder hierhin zurückkomme und weitermache, als wäre noch immer Oktober, aber es sind wirklich viele unvorhersehbare Dinge passiert, die ich nicht ahnen konnte, und die es für mich leider unmöglich gemacht haben, an dieser Leserunde weiterhin in Echtzeit teilzunehmen. Zudem habe ich auch irgendwie Probleme mit meinem Konto. Ich komme irgendwie nur über mein bestehendes Orell Füssli Konto rein, weswegen meine alten Beiträge sogar zeitweise als von einem gelöschten Konto aus verschickt angezeigt wurden (das scheint jetzt aber nicht mehr der Fall zu sein?). Ich muss auch ehrlich zugeben, dass mir mit der fortschreitenden Zeit etwas die Motivation abhanden gekommen ist. Zumal es eben nicht gerade ein Buch ist, welches ich von mir aus in solchem Detail durchgelesen hätte. Aber irgendwie fühle ich mich seltsamerweise doch noch verpflichtet, dieses Buch zu Ende zu lesen, als sei immer noch Oktober. Schliesslich habe ich dieses Buch geschenkt bekommen und da möchte ich auch etwas zurückgeben.

    So kommen hier meine Gedanken zu Teil 2.

    Einmal mehr fand ich es faszinierend, welche Bewältigungsstrategien Honora entwickelt, um mit der unglaublichen Menge an furchtbaren Dingen, die sie in ihrem eigentlich noch relativ jungen Leben bereits erlebt hat. Ihre zweite Identität zum Beispiel und wie ihr das geholfen hat, sich von furchtbaren Dingen, die sie erlebt hat, abzuschirmen, indem sie sagt, es sei ja “nur” Nell passiert und nicht Honora selbst. Obwohl stimmt dies so wirklich? Hat Ignatius wegen Marys Verrat nicht beim letzten Übergriff gewusst, dass sie eigentlich Honora heisst?

    Die Beziehung zu Mary und weswegen diese Honora zuletzt an den Mann verraten hat, der schuld ist an so viel Leid und offensichtlich stark gewalttätig ist erscheint mir äusserst rätselhaft. Zumal es zuletzt so getönt hat, als hätten diese zwar körperlichen Kontakt, aber er spreche nicht mit Mary… Ist Mary wirklich überzeugt, dass sie mit diesem Mann eine ganz normale Familie gründen wird oder was steckt noch dahinter? Zumal Mary vorher Honora noch gestanden hat, dass sie mehr für sie empfinde und auf den Gedanken einer Heirat Honoras mit Prosper regelrecht eifersüchtig reagiert hat. Erstaunlich ist es auch, wie zuvor die Symbiose zwischen Mary und Honora im Bordell beschrieben wird.

    Auffällig auch, wie wenig Platz im Buch letztlich das Bordell und ihre Arbeit dort bisher eingenommen hat, zumal sie durchaus einige Zeit dort gewesen sein müssen. Insbesondere im Kontrast zu der Gewalt und anderen schwierigen Dingen, die Honora sonst erfahren hat, die sehr detailliert beschrieben werden.

    Interessant ist auch wie sie den piseog plötzlich als etwas umdeutet, was ihr hilft, diese Unmenge an schwierigen Situationen zu überstehen. Und wie sie sich auch über die gegenwärtigen Schwierigkeiten hinwegzusetzen versucht, indem sie auf diejenigen der Vergangenheit verweist, mit der Betonung, dass sie dies alles ja ebenfalls überlebt habe, so werde sie dies auch diesmal tun. Und eben, sie wolle sogar Spass daran haben (?).

  • Anna_Apfelbaum

    Leider sind noch weitere Dinge passiert, die meine Lektüre indes noch weiter verzögert haben, aber nun bin ich doch endlich zumindest bei diesem Punkt hier angekommen. Ich möchte das Buch nun doch noch so bald wie möglich fertiglesen und alles machen, was dazugehört, wenn ich doch schon mit dieser Gelegenheit beschenkt worden bin.

    Nun bin ich also endlich zumindest beim Ende von Teil 1 angelangt.

    Für mich war das Bisherige in Teilen wirklich schwierig zu lesen, weil zum Teil körperliches Leiden sehr explizit und detailliert beschrieben wird (Hunger, Fehlgeburt, nahender Tod etc.). Und auch die ungerechte Haltung der Behörden macht sprachlos. In Erinnerung geblieben ist mir zudem auch der Zusammenhang zwischen Sprache und Macht (die Behörden sprechen Englisch, das Volk irisch oder eine Mischform)

    Nicht erwartet hätte ich indes die magischen Aspekte der Geschichte, den Aberglauben, die Hexe usw. Und das letztere tatsächlich Hellsehen zu können und Einfluss auf Honoras Schicksal zu haben scheint.

    Ich weiss nicht, ob berührend das richtige Wort ist, aber die Sprache im Buch hat mich teilweise sehr beeindruckt, die oftmals auch poetische oder philosophische Töne annimmt. Es gibt zahlreiche Stellen, die entweder wegen der Gedanken darin oder der Art und Weise, wie diese ausgedrückt werden, eine starke Wirkkraft haben.

    Das Schweigen der Protagonistin als (zeitweise) Bewältigungsstrategie ist für mich besonders stark in Erinnerung geblieben, da ich es unter dem Eindruck einer wahren Geschichte gelesen habe, die mich ausgerechnet in diesen Wochen sehr aufgewühlt hat. Vor etwas weniger als zwei Monaten kam nämlich ein ukrainischer Kriegsgefangener frei, der aufgrund der Folter und unmenschlichen Behandlung in russischer Gefangenschaft ebenfalls aufgehört hatte zu sprechen. Erst nach einiger Zeit hat er seine Stimme wieder gefunden.

  • Anna_Apfelbaum Es tut mir leid, dass ich erst jetzt es geschafft habe, mich anzumelden und auf diese Seite zu kommen, auch zum Lesen bin ich noch kaum gekommen. Ich habe mich für dieses Buch interessiert, weil es ein geschichtliches Thema ist und ich dieses Format einfach mal ausprobieren wollte. Und weil ich mich daran erinnert habe, dass ich als Kind oder Jugendliche einst ein Buch gelesen habe, was auch um irgendwie Kinder ging, die vor der Hungersnot in Irland nach Amerika flüchten mussten, und das habe ich damals verschlungen (leider erinnere ich mich aber nicht mehr an den Titel oder sonst viel). Nun war ich gespannt auf eine etwas erwachsenere Verarbeitung dieses Themas. Ob das eine gute Idee war oder ob alles zu viel wird, werden wir sehen. Nachrichten in diesem Austausch haben mich jedenfalls bereits etwas nachdenklich gemacht