enjo

  • Beitritt 23. Apr 2021
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  • 8131 Punkte
  • Buchhändlerin in Teilzeit im Rösslitor SG und Mama eines sechsjährigen Sohnes. Beides mit Leidenschaft... ;-) Ich lese gerne Krimis, Romane und ab und zu mal ein Sachbuch.

  • Tessa Bickers’ Wir treffen uns im nächsten Kapitel ist eine Liebesgeschichte, die nicht nur durch Bücher entsteht, sondern auch die Kraft der Literatur als verbindendes Element feiert. Die Haupterzählerin Erin stellt im Eifer des Ausräumens ihr Lieblingsbuch in einen öffentlichen Bücherschrank – und entdeckt wenig später, dass jemand darin Notizen hinterlässt. Ein mysteriöser Fremder antwortet auf ihre Randbemerkungen, und zwischen den Zeilen entwickelt sich ein stiller, aber intensiver Dialog.

    Neben dieser zauberhaften Romanze greift das Buch auch tiefgründige Themen auf. Besonders eindrucksvoll fand ich, wie es den Tod der besten Freundin behandelt – ein Verlust, der nachhallt und zeigt, wie unterschiedlich Menschen mit Trauer umgehen. Auch der Streit in Freundschaften wird authentisch dargestellt, was die Figuren noch greifbarer macht.

    Der Autorin gelingt es, eine feinfühlige Balance zwischen Leichtigkeit und emotionaler Tiefe zu schaffen. Die Geschichte bleibt nicht nur auf der Oberfläche einer Romanze, sondern bringt zum Nachdenken und Mitfühlen. Eine Empfehlung für alle, die Bücher lieben – und eine Geschichte über die Liebe zwischen den Zeilen suchen.

  • Dieses Buch liest sich wie eine Staffel White Lotus oder Big Little Lies. Es beginnt mit einem Todesfall, alle sind absolut irre, jede Sicht wird erzählt und am Schluss gibt es das grosse Kawumm. Ich habs geliebt.. Nur schon, weil es sich um New Yorker Hausfrauen, gelangweilt von ihrem Luxusleben, geht, die jeden Sommer auf dieselbe Insel fahren. In kürzeren und längeren Kapitel werden viele Sichtweisen beleuchtet und gibt somit Aufschluss, wer wie und warum so handelt. Und wie es hier abgeht, huuuch.. mega spannend erzählt und wirklich jeder dieser Ferienbewohner verbirgt etwas.

    Ein wirklich super Debüt, welches mich mega unterhalten hat und ich hoffe auf viele weitere solcher Geschichten. Ein richtiger Lesespass ohne Spice - das hat das Buch gar nicht nötig. Von mir aus gesehen top und ich empfehle es weiter.

  • Wer die Serie Desperate Houswives gemocht hat, wird diesen Krimi amüsant finden.

    Reiche Protagonist:innen die sich eher darüber den Kopf zerbrechen, wie es sich auf das Image auswirken könnte dass eine Leiche in ihrem Ferienort aufgefunden wird, als darüber, dass der Mord aufgeklärt wird.
    Ein gelungenes Erstlingswerk, voller sozialer Stolperfallen, dass ein wenig an den Stil von Taylor Jenkins Reed erinnert.

  • Als Jonathan Fischer in einem streng christlichen Elternhaus aufgewachsen, versucht er, sich vom alten Leben zu lösen und fortan als Jonny Fischer neue Wege zu gehen. Doch die alten Prägungen sind nach wie vor vorhanden. Er sucht nach Liebe, auch nach Selbstliebe. Schwierig wird es, als er sich eingestehen muss, dass er nicht auf Frauen steht, sondern sich zu Männern hingezogen fühlt. In seiner Familie hat es so etwas nicht zu geben… Er strebt überall Perfektion an und treibt sich stets zu Höchstleistungen an – auch als Comedian bei „Divertimento“. Jonny erzählt seine Geschichte: mutig, offen, ehrlich.

    Erster Eindruck: Ein etwas nachdenklich wirkender Jonny Fischer auf dem Cover, im Mittelteil des Buches hat es viele Fotos – sehr schön. Bei Erfahrungsberichten ist es für mich immer ein grosses Plus, wenn es Fotos hat, die das Ganze noch persönlicher machen.

    Nur weil jemand als Comedian arbeitet, ist er nicht pausenlos lustig. Und das heisst auch nicht, dass bei ihm immer alles Friede, Freude, Eierkuchen ist. Nein. Von Clowns sagte man früher häufig, dass sich hinter ihrer Maske sehr ernsthafte – manchmal sogar schwermütige – Menschen befinden. Bei der Lektüre hatte ich durchaus das Gefühl, Parallelen zu sehen.
    Jonnys Kindheit war alles andere als einfach und unbeschwert. Es macht mich traurig, wenn Kinder mit Nichtbeachtung bestraft werden. Ob der Vater das auch so gesehen hätte (also, dass er insbesondere Jonny durch Nichtbeachtung bestrafte), wissen wir natürlich nicht. Jonny fühlt sich immer anders als die anderen Kinder. Dabei denke ich, dass doch insbesondere Kinder meistens so sein möchten wie die anderen.
    Es ist nicht einfach, hier ein paar Dinge festzuhalten, aber nicht zu viel zu verraten. Es war mir vor der Lektüre bewusst, dass es persönlich werden würde. Aber ich habe irgendwie nicht damit gerechnet, dass mich dies so sehr berühren würde. Als Jonny schilderte, dass er in der Kapelle auf dem Steinboden kniete und Gott anflehte, dass „es“ aufhört – dass er sich von Männern angezogen fühlte –, hat mich das fast zum Weinen gebracht!
    Während der Lehrerausbildung hat er Manuel Burkart kennengelernt – mir war nicht bewusst, dass auch Manu diesen Beruf ergriffen hatte. Aus den beiden wurde sodann „Divertimento“. Jonny erzählt von den Hochs und Tiefs ihres Zweiergespanns.

    Der Mix aus Erzählungen und Fragen/Antworten ist für mich sehr gelungen. Es hat die Lektüre abwechslungsreich und lebendig gemacht. Hilfreich waren auch die Jahreszahlen, um die Situationen einem Lebensabschnitt zuzuordnen. Ich habe mich während des Lesens mehrfach gefragt, wie lange er sich wohl überlegt hat, ob er dieses Buch, das sehr persönlich ist und viel Mut und Offenheit verlangt, wirklich machen will. Es gibt nachher kein Zurück. Irgendwo im Buch stand, dass es kein „Schönwetterroman“ sei – das war es definitiv nicht! Ich hoffe, dass es Jonny gut geht, danke ihm für seine Offenheit und wünsche ihm nur das Allerbeste.

  • Ayelet Gundar-Goshen hat mich bereits mit “Löwen wecken” und mit “Die Lügnerin” überzeugen können. Und diesmal hat sie mich einmal mehr nicht enttäuscht. Das Buch dreht sich um eine israelische Familie, die aus der alten Heimat nach Kalifornien ausgewandert sind, um ihr Kind fernab vom Nahost-Konflikt in Sicherheit aufziehen zu können. Sie bringen es zu einigem Wohlstand und sind gut in die kleine Gemeinschaft von Palo Alto integriert. Alles ändert sich, als während eines hohen jüdischen Feiertags ein Anschlag auf ihre Synagoge verübt wird. Als kurz darauf ein Mitschüler ihres Sohnes bei einer Party tot zusammenbricht, verdichtet sich die Situation auf bedrohliche Weise und Lilach, der Mutter, wird schmerzlich bewusst, dass sie Ihren Sohn nicht so gut kennt, wie sie zuvor angenommen hatte…
    Das Buch schlägt einen direkten, unverblümten Ton an und bringt uns den Alltag von Juden in unserer westlichen Gesellschaft sehr nachvollziehbar nahe. Lilach als Ich-Erzählerin fand ich sehr überzeugend. Ein literarisch hochstehendes Buch, das aber zu keiner Zeit belehrend oder übermässig intelektuell daherkommt. Die Autorin legt vielmehr Wert darauf, dem/der Leser/in zu vermitteln, was sie zu sagen hat. Was der/die Leser/in mit diesem neuen Wissen anstellt, bleibt jedem/jeder selbst überlassen. Keine leichte Kost, aber sehr lohnend.

  • Bereits die “Lügnerin” von Ayelet Gundar-Goshen habe ich sehr gerne gelesen. Und nun hat mir auch “Wo der Wolf lauert” dermassen gut gefallen.
    In Kalifornien leben Lilach und Michael mit ihrem Sohn Adam ein harmonisches Familienleben. Sie haben ihre Heimat Isreal verlassen und fühlen sich im Silicon Valley schon längst zu Hause. Der Anschlag auf eine Synagoge scheint noch keinen Bezug zur heilen Familienwelt der Schusters zu haben. Als jedoch bei einer Party ein Mitschüler von Adam stirbt, kommt das Grauen plötzlich näher. Langsam spürt man mit Lilach, wie die Angst und die Unsicherheit ihre Gedanken in Besitz nehmen. Hat ihr Sohn etwas mit dem Tod des Jungen zu tun? Ist der Einfluss von Uri, seinem Trainer postitiv oder negativ? Immerhin scheint Adam aufzublühen, jedoch zeigt er auch erschreckende Züge. Sie versucht verzweifelt ihren Sohn und ihre Familie zu schützen und entwickelt sich von einer eher zurückhaltenden zu einer leidenschaftlich kämpfenden Mutter.
    Ein mitreissendes, fesselndes Buch mit einem Schluss, der mir zu plötzlich kam und doch einige Fragen offen lässt. Da hätte für mich die Geschichte noch die eine oder andere Kurve nehmen dürfen.

  • Rachels Leben ist perfekt, sie steht kurz vor Beginn ihres Traumstudiums, sie ist verliebt und das Leben könnte kaum besser sein. Doch durch einen schrecklichen Unfall wird ihre ganzes Leben auf den Kopf gestellt, sie verliert ihren besten Freund und dadurch den Boden unter den Füssen. Jahre später stürzt sie, erwacht im Krankenhaus und ihr Leben ist wieder perfekt. Ihr bester Freund lebt, sie hat ihr Studium gemacht und steht auf der Sonnenseite des Lebens. Doch ihre Erinnerung ist immer noch diejenige an die 5 schrecklichen Jahre nach dem Unfall..

    Das Buch beginnt sehr spannend, der Unfall ist der Anfang in diese Geschichte, und man merkt, wie sehr Rachel aus der Bahn geworfen wird. Als sie plötzlich die Chance hat, das perfekte Leben, nach dem es vor dem Unfall ausgesehen hat, zu leben, ist sie zuerst verwirrt. Was passiert hier genau?

    Die Geschichte war für mich zuerst einfach eine witzige Liebesgeschichte, nicht so tiefgründig, leicht umgehend mit der Frage: Was wäre wenn du eine zweite Chance bekommen würdest? Wie Rachel mit dieser Situation umgeht bringt zum schmunzeln, lachen, man ist mit ihr traurig, und man fragt sich schon die ganze Zeit, was denn eigentlich passiert ist, und ob sich das überhaupt noch auflöst.

    Was für mich bewirkt, dass das Buch noch einige Zeit nachgehallt hat, war der Schluss und damit die Auflösung des Ganzen. Plötzlich betrachtet man die ganze Geschichte mit ganz anderen Augen, die Emotionen haben mich nur so überrollt am Schluss. Ein Buch, das einen dann doch nachdenklich zurücklässt mit der Frage über zweite Chancen im Leben und ob man das Glück selber in der Hand hat oder nicht.

  • Lady Churchill – Marie Benedict-

    Das Buch Lady Churchill ist ein Buch das geschrieben werden musste und wunderbar in den aktuellen Trend der Romane über starke historische Frauenfiguren passt.
    Eine Frau die massgeblich zum Erfolg ihres Mannes beigetragen hat, ja die den Mythos Chrurchill wohl erst möglich gemacht hat.
    Das Buch beginnt bei der Hochzeit zwischen Winston und Clementine, bzw. in den letzten Stunden vor der Trauer und gibt noch einen Rückblick in die Zeit des Kennenlernens und Werbens von Winston um Clementine. Die Kapitel sind mit Zeitangaben versehen und so kommt es einem vor, als lese man das Tagebuch von Clementine Churchill oder höre ihren Worten direkt zu. Dabei kommen ihre intimsten Gedanken zum Vorschein. Wir folgen ihr durch ihre erste Schwangerschaft und die Berufung von Winston zum jüngsten Handelsminister Englands. Wir erfahren wie sehr sie Winston Stütze und Ratgeberin ist, dass sie alle seine Reden mit ihm immer wieder redigiert und sogar probt damit sie perfekt sitzen, dass sie die einzige ist auf deren Rat er tatsächlich hört. Gleichzeitig erfahren wir, dass sie sich nicht zur Mutter berufen fühlt, ja dass sie diese Rolle sogar ablehnt und selbst viel lieber politisch mitmischen würde.
    Der Leser erfährt auch vieles über die familiären Hintergründe von beiden. Dass Clementines Mutter, ein unkonventioneller Freigeist war, der sich über Liebhaber finanzierte, dass Winstons Mutter eine Schönheit war und sich ebenfalls nicht um ihre Kinder, sondern in erster Linie mal um sich selbst kümmerte. Durch all die detaillierten Schilderungen habe ich immer wieder Google konsultiert und mir Fotos der Personen angeschaut, die so wunderbar beschrieben sind.
    Der Aufstieg und Fall von Winston wird geschildert und wir folgen Clementine bei der schweren Aufgabe, ihrem Mann ständig zur Verfügung zu stehen und ihn immer in das Zentrum ihres Lebens zu stellen, was sie an den Rand eines Burn outs bringt. Die Schilderungen sind so interessant und reflektiert, dass man nicht umhin kommt sich zu fragen: und wie ist das bei mir?
    Besonders schön fand ich das Kapitel in dem sie auf die Reise geht um Komodowarane zu suchen. Daran finde ich das jagen der Tiere gar nicht schön, aber der Konflikt den sie erlebt, als sie sich zu einem anderen Mann hingezogen fühlt und die Feinheit mit der diese Episode beschrieben wird, hat mir sehr gefallen.
    Der letzte Teil steht ganz im Zeichen des zweiten Weltkrieges und es ist erstaunlich, wie sehr sie Winston doch unterstützt hat und für mich war es auch interessant einmal die Geschehnisse detaillierter aus der Sicht eines Engländers zu lesen als aus der deutschen Perspektive.
    Ein tolles Buch, das eine grosse Frau schonungslos auch in all ihrer Fehlerhaftigkeit zeigt und es schafft, dass der Leser Lady Churchill als echte, wahre Person kennenlernt.
    Für Fans historischer Romane, für Fans der neuen Linie starke Frauen und Leser die gerne schöne Sprache geniessen, ist diese Buch ein Volltreffer.

  • Stimmt! Es war auch für mich eine gute, interessante Lektüre aber kein Krimi im üblichen Sinn. Gern gelesen aber keine unbedingte Leseempfehlung für Krimifans.

  • Die 3-jährige Olivia zeltet in einer heissen Sommernacht im Garten der Familie mit ihrer Schwester Amelia. Am Morgen ist Olivia verschwunden und taucht nie mehr auf. Als 34 Jahre später die Schwestern Amelia und Julia, nach dem Tod von Vater Victor, sein Arbeitszimmer entrümpeln, finden sie „Blaue Maus“, die Schmusepuppe von Olivia, die damals in besagter Nacht mit ihr verschwand. Die beiden Schwester engagieren Privatdetektiv Jackson Brodie, um endlich Licht ins Dunkel um das Verschwinden der kleinen Schwester zu bringen.

    Weshalb habe ich mich mit dieser Geschichte so schwergetan?

    Einmal ist das sicher dem Schreibstil geschuldet. Der atemlose und sehr sachliche Schreibstil empfand ich als ermüdend und unpassend für die Geschichte. Kopfschüttelnd habe ich feststellen müssen, dass eine emotionale Sache, wie die Entführung eines dreijährigen Kindes so beschrieben wird, wie man die Wettervorhersage macht. Noch selten habe ich in einem Buch so viele Sätze in Klammern geschrieben sehen, wie hier.

    Dann hat die Autorin es leider nicht geschafft irgendein System in den Aufbau zu bringen. Obwohl bei den Kapiteln die Jahreszahlen stehen, hat sie innerhalb der Kapitel ein chronologisch ungeordnetes Chaos angerichtet. Es kommt vor, dass die Schwestern Amelia und Julia dem engagierten Detektiv Jackson vom Tod ihres Vaters erzählen und ein paar Seiten später ist man hautnah dabei, wie sein Leben zu Ende geht.

    Nach den ersten 5 Kapitel habe ich ernsthaft nachgesehen, ob ich ungewollt an ein Buch mit Kurzgeschichten geraten bin. Denn jedes einzelne Kapitel behandelt einen anderen Strang, die teilweise noch nach der Hälfte des Buches keine Berührungspunkte haben. Dabei wird die auf dem Klappentext „versprochene „ Entführungsgeschichte über viele Seiten aussen vor gelassen. Dafür liest man ausgiebig über die Trennung von Jackson mit seiner Frau und die schwierige Situation mit der achtjährigen Tochter.

    Ueber all der ganzen verwirrenden Handlung mit Figuren, die sehr düster charakterisiert sind (um mal die Autorin zu kopieren, hier auch mit Klammer: ist von den Figuren eigentlich eine halbwegs normal?) wabert sehr viel Lethargie und Langeweile mit.

    Ich gestehe, dass ich gegen Schluss grosszügig überlesen habe um zu erfahren was mit Olivia geschehen ist. Die Auflösung war abstrus wie die ganze Geschichte.