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Zudem findet sich neuerdings “Berlin Alexanderplatz” auf meiner Leseliste - einfach weil ich fand, dass Alfred Döblin im Kern als sehr liebenswerte Person beschrieben war
Zudem findet sich neuerdings “Berlin Alexanderplatz” auf meiner Leseliste - einfach weil ich fand, dass Alfred Döblin im Kern als sehr liebenswerte Person beschrieben war
Bolle Diese Szene war auch für mich der Knaller - und ein herrlicher Auftakt ins Lesevergnügen : Ich sah den verstörten Sartre mit seinem unverkennbaren Silberblick förmlich vor mir!
Überhaupt fühlt sich LIZDH für mich wie eine gelungene Mischung aus einer extended Version der Gala & Co. und einer französischen Komödie an.
Auch bei mir gab es bereits heute Buchpost - merci vielmals für die Zusendung!
Nachdem mich bereits “1913” von Illies total begeistert hat, freut es mich nun umso mehr, dass ich bei dieser Leserunde mit von der Partie sein darf - vielen Dank dafür
Allgemein lese ich eher selten Bücher mit historischem Hintergrund - aber Illies ist einfach ein grossartiger Erzähler und weiss einen damit richtiggehend zu umgarnen!
“Der Panzer des Hummers” ist ein Familienroman der etwas anderen Art: Die einzelnen Familienmitglieder lernen wir in Form von sehr reizvoll gestalteten literarischen Portraits kennen. Obwohl die Protagonisten Teil ein und derselben Familie sind, haben sie sich weitgehend emotional entfremdet und befinden sich jeweils auch biografisch an völlig unterschiedlichen Stationen. Aber auf alle Fälle macht jede der kurzen Episoden aus dem Leben der verschiedenen Charakteren Lust darauf, die jeweilige Person noch näher kennenzulernen bzw. mehr über ihre weitere Entwicklung zu erfahren. Dies hängt sicherlich auch mit dem sehr angenehmen und flüssigen Schreibstil der Autorin zusammen: Viele ihrer Metaphern sind originell und clever gewählt und die dadurch erzeugten Stimmungen sind sehr kraftvoll. Doch leider bleibt es bei diesen Appetizern.
Über das Leben derjenigen Person, die den Raum für die Geschichte(n) der Familie eröffnet - das Medium Bee - erfahren wir wohl mindestens genauso viel, wie über dasjenige der einzelnen Mitglieder der portraitierten Familie.
Leser / Leserinnen die ein in sich geschlossenes Ende der Story oder zumindest Hintergrunderklärungen erwarten, sind beim Panzer des Hummers genauso an der falschen Adresse wie diejenigen, die eher eine Schwäche für ein grosses dramatisches Finale haben. Es ist ein Familienroman, der eher von Skizzen und deren Kontemplation lebt.
Auch mich lässt der Panzer des Hummers etwas ratlos zurück. Als Leserin habe ich mich zum Teil ein wenig wie Charlotte gefühlt, die sich ziemlich orientierungslos in der Geschichte mit ihren zahlreichen Charakteren wiederfand und sich über das, was sie sieht, wundert. Charlottes Person ist interessanterweise denn auch die einzige, die in der Ich-Perspektive erzählt, während die anderen Protagonisten dies in der 3. Person tun. Und gegen Ende der Story wird Charlotte vom Medium Bee, wie von Ea verlangt, auch wieder ins Jenseits ‘zurückgeschickt’. Ganz ähnlich ging es auch mir als Leserin dabei. Sozusagen: Aus die Maus, das war’s, und nun verlass die Story an dieser Stelle wieder. Und jetzt? Was ist mit der versprochenen ‘Stellungnahme’ der Geschwister zueinander? Und haben sich die Charakteren im Verlauf der Story tatsächlich verändert, wie im Klappentext erwähnt? Ich konnte davon eher wenig erkennen.
Und zum Schluss noch die zusätzlich verwirrende Episode mit William, dem “Mörder” des Muttervogels, der es jetzt scheinbar nicht schafft, dem Kuckuckskind Fifi zu sagen, dass er nicht ihr Vater ist…
Etwas viel Gedankenfutter ist die Story auf jeden Fall!
Nichtsdestotrotz war, wie viele von Euch bereits erwähnt haben, der Schreibstil der Autorin sehr angenehm und anregend zu Lesen. Es gelingt ihr meiner Meinung nach jedenfalls sehr gut, mit zum Teil sehr originellen und witzigen Metaphern, verschiedene Stimmungen zu erzeugen.
Des Öfteren wurde die bis jetzt grösstenteils mangelnde Verbindung zwischen den Geschwistern bzw. Protagonisten angesprochen: Auf der zwischenmenschlichen Ebene ist dies auch nach meinem Empfinden der Fall. Allerdings sind mir im 2. Teil ein paar thematische Verbindungen aufgefallen:
Sinaaa Auch mir erschliesst sich das Massenmail mit dem Video über den Panzer des Hummers in dieser Geschichte bis jetzt noch nicht. Den Schmerz des Lebens nicht betäuben, sondern aushalten und daran spirituell wachsen? Mit dem Video soll ja, wie ich Niels verstehe, auch der bösen ‘Big Pharma’ (und im Fall von Bee wohl auch den Spirituosenherstellern ) auf die Finger geklopft werden: Naja, offenbar besteht genügend Nachfrage…. Da es der Panzer des Hummers jedoch immerhin bis auf den Buchtitel geschafft hat, hoffe ich, dass der Zusammenhang mit der Story im Verlauf des Buches noch etwas verdeutlicht wird.
Der Auftakt durch die Figur von Charlotte, die sich aus den Membranen / Segeln des Jenseits etwas desorientiert ins Diesseits vorkämpft, empfand ich als ziemlich amüsant: „Mich melden? Gut. Aber wo? Und bei wem?“ (S. 18). Es scheint, als ob die etwas verpeilte Charlotte dem Ruf des Mediums Bee (bzw. ihrer Tochter, die sich an Bee wendet) mehr aus Fügsamkeit denn aus eigener Motivation Folge leistet. Ganz im Gegensatz zu ihrem ebenfalls bereits verstorbenen Mann Troels, der dermassen auf Zack ist, dass er sich dreist schon mal vorgedrängt hat, obwohl seine Person gar nicht verlangt war. Bereits zu Beginn scheint schon mal einiges aus dem Ruder zu laufen… Liest man allerdings die Episoden über das Medium Bee, ist dieser Umstand sicher nicht weiter verwunderlich. Doch auch die anderen Protagonisten der Geschichte kämpfen offenbar mit ihren - zumindest gefühlten - Unzulänglichkeiten; was die Figuren für mich sehr nahbar macht. Die einzige Ausnahme ist in diesem Zusammenhang Ea, die eher ein Auge für die kleinen „Fehler“ ihres Lebenspartners Hector und dessen Tochter hat und sich in der Rolle eines ordnenden Korrektivs für deren Schwächen versucht.
Totz der in nordischer Frische gehaltenen Farbkombi, wirkt das Coverbild auf mich ein wenig bieder. Nichtsdestotrotz ein interessantes Motiv! Obwohl das Bild eine Verbindung zwischen den beiden Personen suggeriert, wirken die Figuren auf mich als sehr in ihrer jeweiligen eigenen Welt versunken - was sie anwesend und gleichzeitig abwesend erscheinen lässt: Insofern vielleicht tatsächlich ein Hinweis auf die Figuren der Eltern mit denen die Story eröffnet wird…
Yay! Der Panzer des Hummers ist nun auch in meinem Briefkasten angekommen: Herzlichen Dank für die Zusendung. Dann kann es heute Abend auf dem Balkon losgehen
Cool, dass ich bereits wenige Tagen nach meiner Registrierung bei BookCircle Teil der Leserunde “Der Panzer des Hummers” bin! Ich muss gestehen, dass Familienromane / Familiensagen nicht unbedingt zuoberst auf meiner muss-ich-unbedingt-Lesen-Liste stehen: Doch beim Thema “Geschwister” könnte es sich durchaus lohnen, einmal eine Ausnahme zu machen. Denn mit diesen Menschen führen wir (in den meisten Fällen zumindest) die wohl längste Beziehung unseres Lebens - wie auch immer diese Beziehung über die Jahrzehnte hinweg aussehen und sich wandeln mag. Ausserdem bin ich gespannt, wie sich die Episoden in denen es um Jenseitskontakte geht in die Erzählung von Minor einfügen: Was sich nach meinem Empfinden in Geschichten von japanischen Autoren (Z.Bsp. Yoshimoto und Kawaguchi) ziemlich stimmig anfühlt, könnte im Panzer des Hummers vielleicht einen ganz andere Wirkung haben. Ich bin jedenfalls genauso gespannt wie ihr - Lesesofa ahoi!