Nachdem wir im ersten Teil erahnen konnten, wie schwer sich das Leben mit einer alkoholkranken Person gestaltet, bekommt man im zweiten Teil ausführlich mit, welche Konsequenzen die Alkoholkranheit für Tilda, Ida und und natürlich auch deren Mutter hat. Nachdem die Erziehungsverantwortliche bereut, Ida geschlagen zu haben, kann sie sich aufraffen, ihren Verpflichtungen nachzukommen. Ein kurzes Liebesabenteuer endet im Fiasko bzw. im Notfall. Daneben ist die weitere Handlung mässig spannend. Die drückende Sommerhitze und deren Folgen sind regelrecht spürbar. Erst gegen Ende des zweiten Teils (interessanterweise mit dem Wetterwechsel) kommt durch den Absturz der Mutter Hektik und ein wenig Spannung auf.
Meine Vermutung, dass der Gegensatz Alkohol/ Drogenkonsum jüngere Menschen als Teil des «Freizeitvergnügens» der Sucht der Mutter gegenübergestellt wird, scheint sich nicht zu bewahrheiten. Dennoch: «Ich höre Ida Wörter sagen, die ein Kind nie sagen sollte, nicht nur ich habe mich vorbereitet: […]» (Seite 137) zeigt die Tragödie, die dieser Geschichte innewohnt. Auch in vermeintlich besseren Zeiten muss man sich wappnen, um dem Allerschlimmsten entschlossen entgegenzutreten.
Im Gegensatz hierzu haben sich Tilda und Ida wohl einiges an Strategien zurechtgelegt, um diese schweren Zeiten zu bewältigen. Ida flüchtet mit ihrer Malerei in eine fiktive Bilderwelt, von der sich auch Tilda inspirieren lässt «In den Baumkronen sind noch mehr frech lachende Elfengesichter mit bunten Haaren. Am liebsten würde ich jetzt sofort in den Wald zu unserer Lichtung flüchten. Vielleicht würde ich jetzt eine Elfe sehen, wenn ich eine suchen würde. Vielleicht ist das überhaupt unser Problem, dass wir nie in den Wald gehen, um Elfen zu suchen.» (Seite 125). Auch wenn mich dieses Buch bislang noch nicht zu begeistern vermochte, so werde ich mich beim nächsten Waldspaziergang etwas genauer umsehen….