Zusammenfassung: Acht Jahre lang war Roger Mifflin mit seinem Planwagen voller Bücher von Florida bis Maines unterwegs und hat Menschen erfolgreich mit ihrem zukünftigen Glück in Buchform konfrontiert und für freie Bücher begeistert. Er plant nun mit seinem Koffer voller Notizen bei seinem Bruder in Brooklyn sesshaft zu werden und ein Buch über Literatur unter Farmern zu schreiben. Dabei hat er es sich in den Kopf gesetzt, seine fahrende Buchhandlungs-Kutsche an den ihm bekannten Autor und Büchermenschen Andrew McGill zu verkaufen. Doch seinen Plan hat er ohne die resolute Helen McGill gemacht, die Schwester des aufstrebenden Autors. Sie bewirtschaften zusmmen die Sabine Farm in Redfield, doch seit seinem Erfolg als Autor, ist Andrew oft unterwegs und vernachlässigt die Arbeit auf der Farm vollkommen während Helen dafür immer mehr eingespannt wird. Um ihr Zuhause vor dem Ruin und die Zukunft der Sabine Farm zu retten, entschliesst sie sich kurzerhand selbst, die fahrende Buchhandlung vom quirligen Mifflins samt Inhalt, Pferd und Hund abzukaufen. Es ist die Gelegenheit für Helen ihren Buder mit seinen eigenen Waffen zu schlagen. Schliesslich lebt sie seit ihrem 26. Lebensjahr auf der Farm und hat sie seit 15 Jahren nicht mehr verlassen. Also hinterlässt Helen Andrew einen kleinen Brief mit praktischen Hinweisen für sein zukünftiges Leben ohne seine Schwester als Mädchen für alles und begibt sich in das Abenteuer ihres Lebens. Meine Meinung: Das Buch fiel mir in einer Kiste voller Mängelexemplaren auf. Das charakteristisch illustrierte Cover hat mich dann nicht mehr losgelassen, ich ahnte nicht was für ein literarisches Juwel sich mir offenbaren würde. Die Geschichte spielt in New England im Jahr 1917 kurz vor dem Eintritt der USA in den 1. Weltkrieg. Als R. Mifflins reisender Parnasuss ist der Bücher- und Wohnwagen gemeint, mit dem der 41-jährige als Missionar in Sachen geschriebenes Wort von Farm zu Farm reist. Er wird gezogen vom dicken Schimmel „Peg“ (= Pegasus) und begleitet vom Hund „Bock“ (= Boccaccio ital. Schriftsteller). Damit ist der ehemalige Lehrer Roger Mifflin ein Pionier des modernen Buchhandels. Zu Beginn zeigt sich denn auch der gegensätzliche Stellenwert der Literatur für das Leben der beiden authentischen Protagonisten. Die 39-jährige Helen McGill weiss sehr wohl ein gutes Buch zu schätzen, hat aber durch ihren zehn Jahre älteren Buder Andrew schmerzlich erlebt, wie zu viel feines Druckwerk fleissige und praktische Menschen verderben kann. Doch im Verlaufe der Geschichte lernt sie, dass es auf die ehrliche Arbeit ankommt, ob beim Bücherschreiben oder Tellerwaschen. Einer ihrer besonders schönen Gedankengänge: „Ein gutes Buch sollte etwas Einfaches an sich haben. Und wie Eva sollte es von irgendwoher aus der Nähe der dritten Rippe kommen: Es muss ein Herz in ihm schlagen. Eine Geschichte, die nur geistreich ist, zählt nicht allzu viel.“ Roger Mifflin ist ohnehin ein Unikat und man muss ihn einfach mögen. Seine Absichten sind immer ehrenhaft, wenn sie auch manchmal auch etwas glorifiziert anmuten. Der Autor Christopher Morley (1890-1957) schreibt klug, philosophisch, aber auch mit einer Prise Humor und Wärme. Letzlich ist es auch spannender Krimi sowie eine feine Liebesgeschichte und hat in der heutigen Zeit von „Fake-News“ nichts an seiner Aktualität verloren. Fazit: Wer findet, dass das Lesen und Bücherverkaufen zum himmlischsten Zeitvertreib gehört, wird diese Geschichte verschlingen. Ein Buch für das Herz, das aufzeigt, wie Literatur den Menschen völlig neue Perspektiven aufzeigen und Hoffnung schenken kann. Frei nach dem Zitat „Wissen ist Macht“, zeigt diese Geschichte den Weg, wie man geistig unterernährte Menschen bereichern kann. Die deutsche Erstausgabe dieses Buches ist bereists 1951 erschienen, die Originalausgabe 1917. Es ist die Vorgeschichte zu dem im Herbst 2014 erstmals auf Deutsch erschienenen beliebten Literarturklassikers „Das Haus der vergessenen Bücher“ (Originalausgabe 1919). Ich bin schon voller Vorfreude auf die Fortsetzung (leider nur als E-Book gefunden) und kann diese Vorgeschichte allen empfehlen, die ein kurzes aber doch geistreiches und spannendes Buch, das einen nachdenken aber auch schmunzeln lässt, zu schätzen wissen. Ich bin froh diese Entdeckung gemacht zu haben und bin mir sicher wer das eine oder auch beide Bücher liest, wird es nicht bereuen, Helen und Roger ein kleines Stück ihres gemeinsamen Weges gefolgt zu sein.