„Seinetwegen“ von Zora del Buono ist ein eindrucksvoller Roman, der die Geschichte von Zora und ihrem charismatischen Großvater erzählt. Dieser Großvater, ein Architekt, Arzt und leidenschaftlicher Kommunist, lebt in den 1940er und 50er Jahren in der Schweiz und Italien und prägt das Leben seiner Familie tiefgreifend. Durch die Ich-Erzählerin Zora, die Jahrzehnte später die Lebensgeschichte ihres Großvaters rekonstruiert, entsteht ein vielschichtiges Bild einer Figur, die zwischen Liebe und Dominanz, Idealismus und Härte schwankt. Die Handlung spielt vor dem Hintergrund des Kalten Krieges und zieht die Leser*innen in die Welt politischer Ideale und persönlicher Opfer hinein. Der Großvater ist ein kompromissloser Idealist, dessen starke Persönlichkeit die Familie spaltet und prägt. Dabei steht sein oft starrer Glaube an den Sozialismus im Konflikt mit den Bedürfnissen und Erwartungen seiner Kinder und Enkelkinder, was zu Spannungen und emotionalen Narben führt. Zora del Buonos Erzählweise ist präzise und lebendig, und sie schafft es, das Geschehen eindringlich und glaubwürdig darzustellen. Besonders gelungen ist ihr Porträt der Beziehungen innerhalb der Familie und die tiefe Ambivalenz der Enkelin gegenüber ihrem Großvater. Die Erzählerin bewundert ihn zwar, bleibt aber nicht blind für die Verletzungen, die sein starker Einfluss hinterlässt. Der Wechsel zwischen den Zeitebenen ermöglicht zudem eine tiefe Reflexion über die bleibenden Auswirkungen dieses Einflusses über Generationen hinweg. „Seinetwegen“ ist mehr als eine Familiengeschichte; es ist eine Nachdenklichkeit über Loyalität, Ideale und die Bürde, die ein dominantes Familienoberhaupt hinterlassen kann. Der Roman spricht sowohl emotional an als auch intellektuell und zeigt, wie schwer es ist, sich vom Einfluss einer so starken Persönlichkeit zu lösen. Für Leser*innen, die sich für die Verflechtung von Politik und persönlichem Leben interessieren, bietet der Roman eine faszinierende und anspruchsvolle Lektüre. Insgesamt ist „Seinetwegen“ ein packendes und tiefgründiges Werk, das noch lange nach dem Lesen nachhallt und einen starken Eindruck hinterlässt.