Distinto

Um es vorweg zu nehmen. Meine Ambition war es nicht, irgendwo anzukommen. Viel mehr war das Buch ein Experiment. Ich wollte etwas Neues ausprobieren und kannte die Autorin bis dato auch nicht. Zu meinem Glück offerierte das Orell Füssli und der Piper Verlag 20 Gratis-Exemplare für eine Leserunde. Stets versucht aus meinen Gewohnheiten auszubrechen, habe ich mich für die Leserunde beworben. Mit offenem Geist und ohne Erwartungen machte ich mich an die Lektüre und freute mich auf den Austausch in der Runde. Schnell war klar, dass das vorgegebene Lesetempo zu schnell war. Wer sich das Buch anschafft, sollte sich auch die Zeit dafür nehmen um jeweils über das gelesene zu reflektieren. Obschon mir der Schreibstil von Claudia Bagus zusagt, da man sofort in die Geschichte eintaucht und sich nicht erst durch 100en von Seiten durchkämpfen muss, so war mir der Inhalt zu sehr auf die Weisheiten fokussiert, zu sehr um diese bemüht. Wie der Titel meiner Rezension erahnen lässt, waren viele dieser Weisheiten Klischeehaft und zu stark Konstruiert (Glückskeks-Alarm). Ganz ehrlich, ich an Antoines stelle hätte des Öfteren Charlotte gebeten, mich mit ihren pseudo Weisheiten zu verschonen. Hätte Frau Bagus die Sprüche gezielter dosiert und das Paranormale weggelassen, wäre das Buch um einiges besser gewesen. Denn die Geschichte an sich ist nicht schlecht und die Figuren sind ebenfalls äusserst ansprechend und vielschichtig. Insbesondere Jules, Ni Lou und Antoine sind mir sehr ans Herzen gewachsen. Zum Schluss bleibt zu erwähnen, dass ich hier die Meinung meiner Leserunden-Freunde teile. Viel zu oft haben die Figuren ihr Leid emotionslos angenommen, und obschon eine solche Welt sicherlich friedlicher und schöner wäre, so ist sie schlicht und ergreifend Unglaubwürdig. Frau Bagus hätte hier definitiv den Wandlungsprozess von «echte» Menschen, mit «echten» Emotionen beschreiben sollen. Als Psychologin hätte sie sicherlich das Fachwissen dafür gehabt den Leser die Gelassenheit näher zu bringen, sich mit Situationen und Ereignissen abzufinden, welche sich ohnehin nicht mehr ändern lassen. Das Buch gelesen zu haben bereue ich nicht. Es war eine neue Erfahrung und die Geschichte an sich ist wirklich nicht schlecht. Auf der anderen Seite bin ich aber froh, das Buch nicht gekauft zu haben. Der Preis ist von meinem Standpunkt aus nicht gerechtfertigt. Wer gerne über den Sinn des Lebens und seinem Handeln reflektiert, dem empfehle ich «Der Alchimist» von Paulo Coelho. Diese Lektüre ist die Zeit und das Geld definitiv wert.

Die fünf Senioren der Sonnenuntergäng verbringen ihren Lebensabend im Altersheim Abendrot. Deren Pläne sahen ursprünglich ganz anders aus. Und so Fragen sich die Freunde, wie sie alle hier gelandet sind und noch viel wichtiger, was mit ihren Vorhaben passiert ist? Um einigermassen bei Verstand zu bleiben vertreibt sich die Gruppe die Zeit mit allerlei Schabernack, sehr zum Missvergnügen der Leiterin Frau Kunze. Doch bald stellt eine Hiobsbotschaft die Welt von Frida, Hans, Luky und Maria auf den Kopf. Maria ist Todkrank und wird wohl nicht mehr lange unter ihnen weilen. Doch sie hat einen letzten Wunsch, und letzte Wünsche sind bekanntlich heilig. Somit begibt sich die wilden Frida, der ehemalige Lehrer Hans, die Grande Dame Inge, der Playboy Luky und die gutherzige Maria zum Abenteuer ihres Lebens. Mission: Weisse Weihnachten. Doch woher das Geld nehmen für den Roadtrip? Es geht nicht anders, der lokale Juwelier und Ex-Schüler von Hans muss herhalten. Der geplante Raub gerät allerdings schnell aus den Fugen und die Rentner schaffen es mit viel Improvisationstalent und etwas Glück zu entwischen. Dabei werden sie vom Security-Macho Rolf, der noch eine Rechnung mit der Gruppe offen hat und dem Kommissar Studer verfolgt. Werden sie die Mission erfolgreich zu Ende bringen? Andreas Benz hat aus dem ursprünglichen Drehbuch, gekonnt eine rasante vorweihnachtliche Lektüre mit viel Charme und Witz geschaffen, welche den Leser gekonnt zum Nachdenken verleitet. Getreu dem Motto: «Man muss die Dinge im Leben manchmal einfach machen. Einfach losgehen und darauf vertrauen, dass alles gut kommt».