Ui, ihr Lieben, da bin ich froh, dass bei vielen von euch auch sooo viele Fragen offen geblieben sind im 3. und vor allem 4. Teil. Ich hab’ einige Kapitel ein zweites Mal gelesen, weil ich immer dachte, ich hätte das was überlesen oder nicht verstanden. Aber es tut gut zu wissen, dass es euch gleich ergangen ist. Während die ersten zwei Teile doch sehr ausführlich sind (zumindest was die Beschreibungen von Tims Gemütszustand betrifft), geht’s mir im 3. und 4. Teil einfach zu schnell. Es wird darauf verzichtet, Hintergründe zu erläutern oder auf die Personen genauer einzugehen. Wer genau ist Lucas Pancha? Wie lief alles ab? Welche Rolle spielt jetzt die Mafia genau? Wie hat Tim die ganzen Machenschaften durchschaut? Auch die Figur von Selgado hat sich mir nicht wirklich erschlossen, genauso wenig wie die genaue Verbindung von ihm mit Pancha. Klar, beide scheinen «gestohlene Kinder» zu sein, aber sonst? Zu einem Krimi gehört für mich, dass all die Verwicklungen am Ende aufgeklärt werden, und das hat für mich nicht stattgefunden. (Oder ich hab’s nicht verstanden, aber vielen von euch scheint’s gleich gegangen zu sein…)
Während mir im 1. und 2. Teil auch die Sprache besonders gefallen hat (Ellipsen, schnelle Wechsel von Sprechenden, Gedankeneinschübe etc. > zeigt mir die innere Zerrissenheit und Verwirrtheit von Tim), wird es vor allem gegen das Ende doch etwas grenzwertig. Je näher man dem Ende kommt, desto mehr mischen sich nun auch noch Emmes Gedanken und Worte in dieses Wirrwarr ein und der Autor verzichtet sogar auf die Trennung nach Kapiteln, wenn es um «Einmischungen» von Emme geht. Schlussendlich haben wir ja sogar die Gedanken von Tim und von Emme im gleichen Satz vermischt, weshalb ich schon einige Sätze zweimal lesen musste, bis ich alle Gedanken richtig zuordnen konnte. Ich nehme an, in dieser Vermischung der Gedanken zeigt sich eben auch die (physische) Annäherung von Tim und Emme – insofern passen Sprache und Inhalt wieder gut zusammen – aber es war manchmal schon anspruchsvoll zu lesen. Ganz irritiert hat mich dann auch, dass der Text mit einem unfertigen Satz endet (am Schluss steht ein Komma…). Dies spricht für mich auch dafür, dass da ein 3. Teil kommt, der dann auch all die Erklärungen liefert. Allerdings brenne ich jetzt nicht darauf, die Fortsetzung zu lesen, wenn schon würde ich mir den 1. Teil zu Gemüte führen und hoffen, dass ich so endlich Antworten kriege.
Inhaltlich habe ich auch zwei-, dreimal etwas die Stirn gerunzelt. Warum um Himmels Willen lässt Rebecka Maia alleine bei einer Babysitterin zurück, obwohl sie weiss, dass die «Bösen» überall sein können? Warum wird Emme am Schluss nicht wenigstens erst von einem Arzt durchgecheckt, bevor sie zur Mutter gefahren wird? Auch fehlen mir am Schluss Infos zu Emme. Wie erging es ihr über all die Jahre? Welche «Schäden» hat sie sonst noch davongetragen? Ich hatte so das Gefühl, dass das Buch uns ein Happy End suggerieren will, aber ich bezweifle stark, dass Emme je wieder ein einigermassen normales Leben führen können wird, dafür hat sie viel zu viel durchgemacht.
Ach ja, und da ist mir (in Bezug auf unsere hitzige Diskussion zu Rechtschreibfehlern in Büchern) doch tatsächlich noch ein Patzer aufgefallen: Auf S. 226 (etwas unterhalb der Mitte, gleich zu Beginn einer neuen Zeile) wird Tim doch tatsächlich einmal noch «Til» genannt… 😉
Fazit: Die Lektüre hat mir v.a. zu Beginn bzw. mittendrin eigentlich sehr gut gefallen, ein Spannungsbogen war durchaus vorhanden und viele typische Krimi-Elemente machten für mich die Handlung auch glaubwürdig. Gefallen hat mir auch, dass nicht nur Fakten aneinandergereiht wurden, sondern man v.a. in der Beschreibung von Tim auch gesehen hat, was so ein Verbrechen psychisch mit einer Person anstellt. Sehr schade fand ich jedoch, dass ich während des gesamten Leseprozesses das Gefühl hatte, mir würden Infos aus dem 1. Buch fehlen. (Man bekommt ja nur sehr spärlich Infos zu Figuren und früheren Handlungen, auch hatte ich manchmal Mühe damit zu verstehen, was für eine Person hinter einem Namen steckt. Zudem hätte mich echt auch mal wunder genommen, wie genau Emme denn entführt wurde und warum die überhaupt auf Mallorca war…) Auch am Schluss verzichtet der Autor leider darauf, die genauen Zusammenhänge des Verbrechens bzw. dessen Aufklärung zu erläutern. Die verschwundene Emme ist jetzt zwar wieder da, aber trotzdem bleibt ganz vieles im Dunkeln. Dies hinterlässt bei mir leider einen recht faden Beigeschmack…
Last but not least: Auch von mir vielen Dank an orellfüssli, dass ich bei der Leserunde dabei sein durfte. Und @Fanny vielen Dank fürs Moderieren! Hat grossen Spass gemacht, mit euch allen über das Buch zu diskutieren!!