Ich bin gut weitergekommen mit der Geschichte und sie gefällt mir nach wie vor. Allerdings darf ich einigen Aspekten nicht zu viel Gewicht geben und dies mit Distanz lesen. Dazu gehören das Verhalten der Mutter, teils auch jenes von Béla und dass dieser gerade im zweiten Teil ein für sein Alter viel zu fundiertes Wissen zu den Geschehnissen im 19. Jahrhundert hatte, die skurrilen Verwandlungen und Lügengespinste von Magda - sie, die anscheinend jetzt “ihr” Leben leben möchte - das gibt mir viele Fragen auf.
Wenn über Béla geschrieben wird, er wirke aus der Zeit gefallen, so hat mir das eingeleuchtet. Speziell, wie er sich für diese historischen Begebenheiten interessiert. Andererseits finde ich gewisse Ansichten altersgerecht. Aufmüpfig, rebellisch - so wie man auch heute sehr junge Aktivist:innen erlebt.
Dieser Wohnblock hat für mich so etwas Bildhaftes - ein Schema, ein Gefängnis, wie auch Magda es nenne. Béla, der sich auflehnt. Das ist für Jugendliche nichts Aussergewöhnliches. Das Lesen gibt mir die Möglichkeit, die Figuren aus einer Distanz zu betrachten.
Ich denke, dass Magda sich vorstellt, nun ihr Leben leben zu können, ohne sich verstellen zu müssen. Aus meiner Sicht ist ihr das mit dem Umzug gar nicht gelungen. Vielleicht findet sie den Weg zu sich und für die Zukunft während dem Aufenthalt in Paris und vielleicht kommt dort auch Béla einen Schritt weiter für sein Leben und ich hoffe mir, dass wir auch zum “früheren” Béla noch etwas erfahren. Ich stelle mir vor, die beiden sind sich auf dieser Reise eine Stütze und gewinnen je an Unabhängigkeit. Dass daraus eine Beziehung im Sinne von “Ersatzmutter - Ersatzsohn” denke ich nicht. Scratch wird sicher noch einmal zur Sprache kommen - vielleicht hat er bei der Rückkehr sogar eine bedeutende Rolle - wer weiss das jetzt schon.
Die Nachbarschaft bei uns ist nichts Anonymes. Gemeinsame Ferien oder auch nur ein gemeinsames Wochenende wäre allerdings gar nichts für mich.
Ob man das Buch in 15 Jahren noch richtig versteht mit all den Hinweisen auf Politiker und Persönlichkeiten der gerade jetzt aktuellen Zeit?
Da wird ein Zeitbild gezeichnet und dazu eines von Menschen, die sich suchen, sich verstecken vor anderen - sich selbst?