Ich finde den Einstieg ins Buch sehr gut gemacht. Wir lernen die beiden Hauptpersonen recht gut kennen und ich bin gespannt, wie sich die Geschichte um die zwei so unterschiedlichen Menschen entwickelt.
Mir gefällt gut, wie Nicola Bachmann jeweils abwechselnd aus der Ich-Perspektive von Magda resp. von Béla schreibt. Dass Béla gendert ist mir auch sofort aufgefallen - das erste “mensch” hat mich an das “Blutbuch” von Kim de l’Horizon denken lassen.
Ich hatte nie den Eindruck, dass Magdas Mann nicht wirklich verstorben ist. Dass sie beim Frisör sagt, sie wolle sich nach einer Scheidung verändert erspart ihr entsprechende Mitleidsbezeugungen und Fragerei. Sie will ja möglichst unerkannt bleiben. Wie wäre wohl die Reaktion, wenn sie sagen würde, nach dem Tod ihres Mannes wolle sie nun ein neues, “freies” Leben beginnen will? In Paris begann es, dass sie sich ganz nach ihrem Mann richtete - allerdings machte sie selbst den Anfang, da sie es ihm nicht zutraute, sich selbst zurechtzufinden. Das hat mir gut gefallen und auch zum Nachdenken gebracht. Wie oft nimmt so etwas dann seinen Lauf und jemand wird ganz davon eingenommen?
Ich frage mich immer wieder, wie alt sie ist? Diesbezüglich ist nicht alles so einleuchtend und passt nicht ganz zu einer alten Frau. Wie sie ihr Geld versteckt hat … Zwar kenne ich auch alte Frauen (näher bei 90 als bei 80), die sehr agil sind, gut Radfahren (ohne E!), sich nicht setzen müssen, um sich anzuziehen - inkl. Socken, zack auf eine Bank stehen, um zu sehen, ob sie oben im Kasten noch etwas liegengelassen haben), aber die Badewanne ist schon noch ein anderes Stück!
Béla - ja, der hat viele Facetten. Einerseits eine etwas “Kein Bock”, wozu Regeln Haltung., schlechte schulische Leistungen in wichtigen Fächern. Offensichtlich kann er gut Englisch und er ist belesen, liest anspruchsvolle Lektüre. Ja, sie liegt in seinem Interessegebiet, aber tun wir das nicht auch? Eine gewisse Unvernunft in Bezug auf seine Zukunft - oder alterstypische Orientierungsschwierigkeiten. Vieles ist ihm offenbar zu eng - die Vorstellung, eine Lehre zu machen und dann Tag für Tag jahrelang diese gelernte Tätigkeit auszuüben oder sich für eine Karriere ins Zeug zu legen ist ihm zuwider. Hier hat er vielleicht selbst eine enge Vorstellung. In Vielem ist er allerdings sehr überlegt. Gerade wenn er über den Konsum von digitalen Medien nachdenkt - auch hier sieht er eine Macht, der er sich widersetzen will. Also auch in diesem Bereich ein Anarchist. Sehr gut gefallen haben mir seine Gedanken zum Begriff “Loser” (S. 58-60). Seine Mutter habe ich noch nicht erwähnt - sie ist wichtig für den Plot, denke ich, mit dem Druck den Sie aufsetzt. Auch gespannt bin ich, was es mit dem “früheren” Béla auf sich hat.
Ich bin nun gespannt wie es weitergeht.