Hallo zusammen!
Ich habe mich bis jetzt noch nicht so gemeldet in der Community, aber gespannt eure Beiträge gelesen. Nun freue ich mich, auch meinen Senf dazugeben zu dürfen. 😃
Zum Bucheinband:
Da ihr von gelben Seiten geschrieben hattet, war ich schon verunsichert, ob nur der Rand aussen, oder aber die Seiten komplett, gelb sind. Zum Glück aber nur der äussere Bereich, ansonsten wäre es vermutlich mit Lesen anstrengend geworden. 😅 Der Einband mit Gelb und dem Schwarz-Weissen Hintergrund finde ich sehr gut gewählt und definitiv ein Eyecatcher.
Zum Schreibstil:
Der Schreibstil ist beschreibend und daher für mich eher langweilig. Er beschreibt die Situationen, in denen die Figuren stecken, einfach. Es gibt Autoren, die viel mehr Wert auf das geschriebene Wort legen und schon rein durch den Schreibstil die Stimmung der Personen, der Situationen etc. wiedergeben können. Bei diesem Thriller steht die Geschichte und die Figuren im Vordergrund und nicht der Text.
Auch mir ist aufgefallen, wie viele Frauen vorkommen und die Männer bis jetzt nur Nebenrollen haben. Mir kommt es so vor, als hätte der Autor zuerst alles «normal» geschrieben und danach bei sämtlichen Figuren die Geschlechter vertauscht. Ich finde es komisch, wenn ein männlicher Autor die Erzählperspektive übernimmt von so vielen Frauen.
Zum Buchinhalt:
Im ersten Kapitel wird die Familie Broman vorgestellt und in welcher Idylle die Familie lebt, mit den normalen Alltagsproblemen, die jede Familie kennt. Am Schluss des Kapitels kommt es dann zur grossen Überraschung, als der Grossvater von der Grossmutter erschossen wird. Der Einstieg war auf jeden Fall vielversprechend!
Auch die weiteren Kapitel lasen sich am Anfang sehr schnell und unterhaltsam. Ich war jedoch ein wenig irritiert, dass es so viele Ich-Erzähler gab und die Perspektiven-Wechsel so plötzlich kamen. Ich denke, dass der Autor dies zu Beginn so gemacht hat, um alle Figuren schneller fassbar zu machen. Bei den darauffolgenden Kapiteln kam es dann weniger zu diesen Wechseln. Gegen Ende der 165 Seiten war ich jedoch ernüchtert:
Mit Sara ergeht es mir genau gleich wie @Charlynne und sie hat meine Ansicht genau auf den Punkt gebracht. Den Zynismus und Despotismus von Sara kann ich nicht nachvollziehen. Die Figur wird zu oberflächlich beschrieben, um wirklich zu begreifen, weshalb sie so einen Hass gegen Freier oder Religiosität etc. hat. Der Autor beschreibt zwar, was sie denkt, aber wieso sie so denkt, fehlt.
Ich finde auch, dass der Mord dann nicht eine logische Fortsetzung findet. Wenn die Polizei in dem Haus wirklich von einer Entführung Agnetas ausgehen würde, dann müsste das Haus doch viel mehr auf ein Gewaltverbrechen hinweisen. Doch das Haus ist gemäss Sara’s Aussage sauber und aufgeräumt. Das Agneta entführt war, war sicher am Anfang noch plausibel, aber spätestens nachdem man sie mit den Patrouillen nicht fand, durfte und musste die Polizei auch davon ausgehen, dass sie ihren Mann umgebracht hat. Aber von einer solchen Hypothese verliert das Buch kein Wort.
Ausserdem hat die Tochter den Vater ziemlich schnell tot aufgefunden und gleich die Polizei gerufen. Innerhalb einer halben Stunde müssten die dann am Tatort sein. Das heisst, dass die Spurensuche spätestens 1.5 h nach Agnetas Aufbrechen begann. Agneta war zwar verkleidet, aber sie hätte doch auf der Flucht mehreren Polizeipatrouillen etc. begegnen müssen. Und dass sie sich auch nicht darüber informiert, ob der Mord schon in der Presse ist, fand ich dilettantisch von ihr.
Als weitere «Hauptfigur» ist wahrscheinlich noch Karla Breuer zu nennen. Doch nur in (glaube ich) zwei Kapiteln wird aus der Sicht des BND geschrieben. Das ist meiner Meinung nach viel zu wenig. Hier hätte der Autor schon im ersten Drittel mehr schreiben müssen, wenn die Figuren und ihre Sicht wichtig sind.
Schliesslich ist das Buch gegen Ende der ersten 17 Kapiteln sehr langweilig und sich wiederholend. An zwei Stellen wird beschrieben, dass sich Sara in Gamla Stan nicht wohlfühlt. Auch die ganze Geschichte mit ihrer Tochter verstehe ich nicht, wieso das so lange und breit beschrieben wurde. Dass Stellan Broman ein berühmter Moderator war, wurde auch viel zu oft und viel zu ausführlich erwähnt.
Ich hoffe, die nächsten Kapitel werden wieder etwas spannender und lesen sich wieder flüssiger und leichter.