Im zweiten Abschnitt spitzt sich Tizianas innere Krise spürbar zu. Zwar sucht sie weiterhin oft die Schuld bei sich, doch langsam erkennt sie, wie sehr Ulrich sie ausnutzt – besonders ab dem Moment, als sie handgeschriebene Karten für seine Geliebten verfassen soll. Trotzdem bleibt sie in ihren Zweifeln gefangen. Für mich wirkt sie nach wie vor naiv und unsicher. Ich hätte mir von der Hauptrolle in einem Buch mehr Charakter und innere Stärke gewünscht – vielleicht kommt das noch.
Die Übergriffe von Ulrich haben mich wütend gemacht. Auch die Szene davor, in der er ihr einfach das Kleid hochzieht und sie dann halbnackt zurücklässt, war irritierend und verstörend. Für mich ist das ein gezielter Akt der Machtausübung. Ulrich zeigt hier sein wahres Gesicht: grausam, kontrollierend, manipulativ. Dass er sich nach aussen charmant und souverän präsentiert, macht ihn umso gefährlicher. Wütend hat mich aber auch Tizanas nicht vorhandene Reaktion gemacht. Sie lässt einfach alles über sich ergehen und scheint sich schon fast aufzugeben.
Tizianas Kündigung wirkt sodann wie ein überfälliger Befreiungsschlag. Dennoch bezweifle ich, dass Ulrich sie einfach loslässt. Er kennt ihre Unsicherheiten und wird vermutlich versuchen, sie wieder um den Finger zu wickeln.
Zu Beginn der zweiten Leserunde war ich etwas verwirrt und erstaunt, wie viele Unwahrheiten Tiziana gegenüber der Polizei aussagt. Sie stellt sich als die treibende Kraft dar – etwa indem sie behauptet, ihn nach dem Apéro eingeladen und in Gstaad absichtlich nur ein Zimmer gebucht zu haben. Und dass er sodann im Auto schlief. Es wirkt, als wolle sie bewusst das Bild einer emotional instabilen, verschmähten Frau erzeugen, die aus Leidenschaft handelt. Für mich verdichtet sich dadurch der Eindruck, dass sie jemanden decken will – vielleicht ihre Familie. Ich könnte mir vorstellen, dass jemand aus ihrem Umfeld, Ulrich für sein Verhalten ihr gegenüber zur Rechenschaft gezogen hat.
Ich bin bis jetzt leider noch nicht wirklich überzeugt von dem Buch. Hoffe aber auf einen gelungenen Schluss im dritten Teil. 🤞🤞