Fanny
Bitte entschuldigt die Verspätung. Ich musste mich irgendwie etwas überwinden, den dritten Teil fertig zu lesen.
Wie von Maggy korrekt entdeckt, zeigt der Roman insgesamt ein dichtes Netz aus manipulativen und toxischen Beziehungen – nicht nur zwischen Tiziana und Ulrich, sondern auf mehreren Ebenen. Ulrich nutzt Tiziana gezielt aus, um Zugang zu ihrer Familie zu erhalten, die er für seine illegalen Geschäfte braucht. Im Gegenzug manipuliert Tiziana ihn im letzten Teil, um ihn bewusst in eine Falle zu locken. Auch ihre Beziehung zu Klaupe ist von Berechnung geprägt: Sie weiss, dass er eine Schwäche für sie hat, und setzt das ein, um sich sensible Daten zu beschaffen, die sie für ihren Masterplan benötigt.
Die Manipulation in der Beziehung zwischen Tiziana und ihrer Mutter ist für mich schwer greifbar. Klar ist aber, dass das Verhältnis sehr angespannt und belastet ist. Und auch die Beziehung zum Vater war nicht sehr greifbar für mich. Erst durch die gezielte, berechnende Handlung, als Tiziana ihn gezielt an den Rosen riechen lässt, um seine DNA darauf zu platzieren, wird sichtbar, wie zerrüttet das Verhältnis wirklich ist und wie gross ihre Wut gegen ihre Eltern wirklich sein muss.
Was Tizianas Charakter betrifft, bleibt sie für mich bis zum Schluss schwer fassbar. Ihre Motivation ist zwar nachvollziehbar – sie fühlt sich verraten, ausgenutzt, tief verletzt, vielleicht auch von sich selbst enttäuscht –, aber sie bleibt trotzdem seltsam verschwommen. Man kann sich nicht wirklich mit ihr identifizieren. Es wirkt, als hätte sie mehrere Persönlichkeiten oder spiele verschiedene Rollen, abhängig davon, wem sie gerade gegenübersteht.
Dass sie Ulrich letztlich tötet, kam für mich nicht wirklich überraschend. Spätestens als sie von ihrer Mutter erfährt, dass Ulrich sie nur instrumentalisiert hat, wird deutlich, wie tief der Bruch ist. Ihre obsessive Abhängigkeit schlägt um in blanke Wut – sowohl gegen Ulrich als auch gegen ihre Familie. Durch den Mord und die bewusst gelegten Spuren zur Familie scheint sie sich symbolisch zu rächen.
Die Rosen haben dabei eine doppelte Bedeutung: als Tatwaffe und als zentrales Motiv, das sich durch den ganzen Roman zieht. Schon im Titel angekündigt, stehen sie einerseits für Schönheit und Sinnlichkeit, gleichzeitig aber auch für Schmerz, Verletzung und Tod. Ein starkes, vielschichtiges Symbol, das das düstere Grundthema des Buches gut aufgreift.
Insgesamt hat mich das Buch leider etwas enttäuscht. Sehr schade.