Ich hatte eigentlich erwartet, dass Kim de l’Horizons „Blutbuch“ breitgefächerte Rezensionen und Bewertungen erhalten würde. Aber in der Presse und auch im Literaturclub wurde das Buch wegen der Sprache und der Sorgfältigkeit gepriesen. Allerdings wurden die Erwartungen durch so viel Lob sehr hoch angesetzt – darum vielleicht auch die Ernüchterung.
Und doch gab es einige Passagen im Laufe des Buches, die ich geradezu fantastisch fand. Im ersten Teil („Schwemmholz“) war ich hingerissen von der Sprache. Kunstvoll, neu-poetisch – für Teil 1 gäbe ich 5 Sterne. Und wäre es nicht genug gewesen? Ich weiss es nicht. Im Laufe des 2. und spätestens im 3. Teil habe ich das Interesse verloren. Ich wollte es gut finden, wirklich, weil der Anfang doch so gut war! Und weil mir der Mensch am Herzen lag, wenn auch unbekannterweise. Denn schlussendlich kam es mir vor wie ein höchstprivates Tagebuch einer innovativen, tief bewegten Künstlerperson, das nicht den Anspruch erhebt, von anderen Menschen verstanden zu werden. Das wäre dann auch ok, weil es dann keine Rolle spielt, wenn es Redundanzen aufweist oder gewisse detailreiche Passagen ohne Mehrwert für die Geschichte bleiben oder wenn die Geschichte an sich auch ausbleibt. Ich gebe dem Buch drei Sterne, weil ich es außergewöhnlich finde in Sprache und Stil.
Ich weiß nicht, ob ein Buch ein Roman ist, wenn es eigentlich autobiografisch ist. Und wenn ich das richtig verstanden habe, ist es das, nicht wahr?