Die Tochter von Kim Hye-Jin
Aus der Perspektive der Mutter erzählt dieses Buch die Geschichte von familiären Generationenkonflikten und kulturellen, gesellschaftlichen Spannungen. Südkorea steht für eine sehr traditionelle Lebensweise, in der die lesbische Orientierung der Tochter weder Platz noch Akzeptanz findet. Die homosexuellen Aktivist:innen beginnen, mit Kundgebungen auf die bestehenden Ungerechtigkeiten aufmerksam zu machen, und die Tochter engagiert sich an vorderster Front für ihre Sache, da sie selbst stark betroffen ist. Die lesbische Lebensweise der Tochter wird von der Mutter nicht nur ignoriert, sondern stösst bei ihr auf offenen und böswilligen Widerstand.
Die Mutter arbeitet in einem Pflegeheim und kümmert sich dort mit großer Hingabe um ihre einzige Klientin. Besonders auffällig ist die Diskrepanz zwischen der fürsorglichen Haltung, die sie gegenüber ihrer Klientin zeigt, und der Kälte sowie Inakzeptanz, die sie ihrer eigenen Tochter gegenüber ausstrahlt. Diese scheinbar unvereinbaren Haltungen werfen ein Licht auf den inneren Konflikt der Mutter – einerseits die traditionelle Wertewelt, der sie treu bleiben möchte, und andererseits die Liebe zu ihrer Tochter, mit der sie jedoch nicht zurechtkommt. Doch im Verlauf der Geschichte beginnt sich die Mutter zu verändern. Durch ihre eigene Auseinandersetzung mit der Realität und der immer größer werdenden Spannungen wird sie gezwungen, ihre Haltung zu hinterfragen.
Der Schreibstil ist klar und prägnant. Die Autorin beschreibt die Gefühlswelt der Mutter schonungslos und, obwohl man ihre Haltung nicht unbedingt nachvollziehen oder mögen kann, gelingt es der Autorin, ihre inneren Konflikte so zu vermitteln, dass man sich in sie hineinversetzen kann.