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  • Verschreiber im Buch und andere Ärgernisse: Was sind eure Erfahrungen?

Beim Lesen eines Romans oder Sachbuchs - auch von Spiegel-Bestsellern - fällt mir gelegentlich ein Verschreiber, eine falsche Rechtschreibung oder auch eine «nicht plausible» Szene auf.
Eine kleine Auswahl an Verschreibern aus diversen Werken: Jemand arbeitet «wie eine Motor», die «Krypotgrafie» verschleiert die Wortbedeutung, ein Zettel wird «in die Windschutzscheibe» geklemmt oder «eine Oppositionellen» versteckt. Der Autor arbeitet «Underover» und kommt ab der «Plötzlichkeit, mit der, mit der» ins Stottern, da waren schliesslich von «zwei Etiketten eines zu viel». Wenn es nicht an der Rechtschreibung hapert, dann manchmal an der Plausibilität:

  • Die besorgte Frage: «Ist Ihr Keller wieder trocken?» Eine Seite später schliesst der Dialog mit: «… ich hoffe, die Pumpen sind abgebaut und Ihr Estrich wieder trocken.» (gestrichen, da Estrich im Deutschen auch einen unbehandelten Bodenbelag bedeutet, s. Hinweis weiter unten)
  • Drei Polizisten schieben Wache, einer entfernt sich. Nun laufen die drei eine Strasse hinunter, wo sie ihr Kollege Minuten später wieder einholt.
  • Die Gruppe fuhr ins Stadtzentrum, um ein «Hamburgerlokal für ein frühes Mittagessen aufzutun
  • Die Protagonistin parkiert ihr Auto beim ersten Besuch in einer Seitenstrasse des Spitals, beim zweiten Besuch parkiert sie «wieder» in der Tiefgarage.

Es interessiert mich, wie die OF-Community mit solchen «Leseerfahrungen» umgeht? Beachtet ihr die Verschreiber oder Fehler in der Plausibilität nicht weiter und geniesst einfach das Buch? Oder werdet ihr aktiv und meldet die Fehler dem Verlag? Falls aktiv geworden, welche positiven oder auch negativen Erfahrungen habt ihr mit euren Rückmeldungen gemacht?

Ich bin gespannt auf eure Erfahrungen. Meine werde ich gerne zu einem späteren Zeitpunkt einbringen.

    Chatzestrecker hat den Titel zu Verschreiber im Buch und andere Ärgernisse: Was sind eure Erfahrungen? geändert ().

    Chatzestrecker Spannende Beispiele, bei denen ich mich wohl einfach kurz geärgert und zum Teil geschmunzelt hätte und dann weitergelesen. Ich lese so viel, ich behaupte da mal, dass ich Rechtschreibefehler getrost ignoriere. Wenn es zu viele werden, lege ich das Buch allerdings weg.
    Da zum Teil auch Leseexemplare dabei sind, hoffe ich darauf, dass der Lektor diese noch korrigiert. Aber ja, gerade bei den Lexis wäre es vermutlich hilfreich, dem Verlag einen Tipp zu geben. Habe ich aber noch nie gemacht …

    Was Plausibilitäten betrifft, da denke ich mir, dass ich zu schnell lese. *rotwerd Ich finde es immer wieder sehr reizend, mit Freunden zu diskutieren, warum ihnen ein Buch nicht gefallen hat - oft kommt dann, weil dies und jenes unlogisch ist. Hmmja, kann ich verstehen, aber es stört mich auch eher weniger, da nicht gross aufgefallen. Und gerade bei so Diskussionen muss ich das Buch gerade gelesen haben, ansonsten wird das nichts - zu viele Bücher, die da verschlungen werden.

    Ich lese primär Belletristik, Jugend- und Kinderbücher, kaum Sachbücher. Ich glaube, bei Sachbüchern würde mich das viel mehr stören, weil ich da eine gewisse “Richtigkeit” einfach voraussetze. Ansonsten ist das Lesen für mich ein Abtauchen, ein sich-selber-Welten-Erschaffen, ein Bilder-Gestalten im Kopf - wenn da mal was nicht plausibel ist, wird es plausibel gemacht und über die Rechtschreibung denke ich da nicht nach. (:

      Trylanfyrr Mich stört es, wenn es zu gehäuften Druckfehlern und Schludrigkeiten kommt. Allerdings stören mich nicht ao einzelen Ausrutscher (wie eindeutige Druckfehler oder drei statt zwei), sondern ich ärgere mich mehr über die zunehmende Schludrigkeit im Umgang mit der Sprache. So scheint es beispielsweise gerade in Mode zu sein, “mal” statt einmal zu schreiben und im Radio zu sagen.
      Bei den obigen Beispielen liegt eventuell auch ein Missverständnis vor: in Deutschland ist ein Estrich ein Fussbodenbelag, ein Unterlagsfussboden. Insofern passt das zum nassen Keller …

        Das stört mich teilweise auch, besonders wenn es in einem Kapitel zu gehäuften Fehlern kommt. Da denke ich mir immer, dass weder AutorIn noch LektorIn bei der Sache waren und das Kapitel eher lieblos in die Geschichte verpackt wurde. Schlussendlich bleibt einem aber nichts anderes übrig als diese Fehler zu ignorieren.
        Was mich aber am meisten stört, sind herbeigezogene und absolut unwichtige Geschehnisse, die gar nicht nötig wären und keine eigene Kapitel kreieren (z.B. in John Nivens ‘Coma’: Der Hauptcharakter muss sich noch zwingend auf den letzten zwei Seiten im Buch verlieben. Es hat die ganze Geschichte ruiniert.).

        Chatzestrecker Ich hatte vor einigen Jahren ein Kindle (ja, ich weiss) und da hatte es die Funktion, dass man Fehler direkt beim Lesen im Ebook meldet. Es war sowas von cool!

        Wenn ich die Nerven dafür habe, schreibe ich manchmal dem Verleger und mache einen Hinweis auf ein Verschreiber zu melden.

        Vor einem oder zwei Jahren habe ich so dem Kampa Verlag gemeldet, dass es einen gröberen Sprachfehler in einem Dialog auf Original-französisch (Roman war sonst auf deutsch) gab. Für Leute, die französisch verstehen, war es echt zum todlachen, weil es keinen Sinn ergeben hat. Ich habe vom Verleger nie eine Rückmeldung bekommen.

        Auch vor kurzem in einem Roman der Sieben Schwester Reihe, habe ich mich tierisch genervt, wie grosszügig die Autorin das Wort “chéri” gebraucht hat. Man dekliniert es auf Gender, für Frauen ist es “chérie”. Aber da war es einheitlich “chéri” ohne -e. Schlichtweg falsch. Ich hätte es melden sollen, dann hatte ich die Motivation dazu nicht.

        Ich weiss aber noch, als der Roman von Joël Dicker Stephenie Meyer auf französisch erschienen ist, gab es einen gröberen Fehler in der ersten Auflage. Als die Auflösung der Intrige kommt, wurde der falsche Täter genannt. Es hat wirklich keinen Sinn ergeben, die meisten Leute waren einfach sehr verwirrt. Ein Journalist hat es dann in der Presse gesagt, der Verleger und der Autor haben es dann in den folgenden Auflagen korrigiert, aber kein Wort drüber geredet.

          Ich habe einmal zwei aufeinanderfolgende Bücher gelesen, in denen ein Pferd, nachdem ich nachgerechnet habe, über 40 Jahre alt gewesen wäre und trotzdem noch fit wie ein Turnschuh war.

          Gautier

          Besten Dank für den Hinweis zum Estrich. Da bin ich tatsächlich über Estrich/Dachboden, Krankenhaus/Spital, die Tram/das Tram etc. gestolpert. Im Bestseller-Thriller, woher das Zitat stammt, kommt der Estrich zweimal vor, als Boden des Kellers (der auch als Büro benutzt wird) und eines Geräteschuppens. Ich vermute dennoch unterschiedliche Bodenbeschaffenheiten.

          Die Schludrigkeit im Umgang mit der Sprache ist tatsächlich ein Problem. Dennoch, die Schludrigkeit des Autors im Umgang mit seiner Geschichte ärgert mich ebenso. Als Leser, der eine gute, stimmige Geschichte erwartet, bin ich enttäuscht. Immerhin, ich bin nicht der einzige Lesende, der logische Fehler entdeckt, wie ich inzwischen anderen Community-Beiträgen entnehmen konnte.

            Chatzestrecker Leider nimmt Schludrigkeit mit der Sprache und mit den Fakten bei fast allen Medien zu. Hören Sie einmal Radio RTS, Informationssendungen. Da gibt es kaum einen Beitrag ohne Grammatikfehler, die Wortwahl ist häufig auch fehl am Platze. Und oft sind die Aussagen irreführend bzw. schlichtweg falsch.

            Chatzestrecker Mir ist heute morgen wieder in den Sinn gekommen, dass ich sicher 2x Bücher gelesen habe, wo plötzlich eine Figur eine unerklärliche Namensänderung hatte.
            Letztes Beispiel in All the Light We Cannot See von Anthony Doerr (Ebook) war immer die Rede von Hubert Bazin, im Kapitelverzeichnis steht aber “The Disappearance of Harold Bazin”. Nicht weiter schlimm, aber ja. 😅

              Mir passiert das auch immer mal wieder. Allerdings stört es mich nicht und ich überlese solche Fehler einfach. Wo Menschen (Autoren, Lektoren, Übersetzer) arbeiten passieren Fehler, und ich selbst kenne das ja auch: Da schreibt man eine Rezension und liest vor dem Speichern alles nochmal durch - schwupps hat sich doch irgendwo was eingeschlichen, sei`s ein verdrehter Buchstabe oder ein vergessenens Komma oder ähnliches.
              Ein wirklich grober Schnitzer ist mir allerdings noch nie untergekommen. Und da ich nur auf deutsch lese, kann ich von Übersetzungsfehlern leider nichts berichten (ich kenne allerdings von Filmen oder Serien genau das Problem, wenn es beispielsweise um Sprichwörter, Redensarten oder Humor geht: Da klappt das auch nicht immer ;P)
              Was das Thema Sprache und Ausdruck betrifft: Sprache ist lebendig und verändert sich ständig; Begriffe verschwinden, neue tauchen auf. Ich habe letzten Herbst “Krabat” gelesen und war einfach mal wieder überrascht, welche Ausdrücke Preussler verwendet, die man heutzutage nicht mehr hört. Auch welches Wissen er bei seiner Geschichte voraussetzt. Dann gibt es natürlich Verlage, die ihre Leser mit einem literarisch anspruchsvollen Programm begeistern möchten, andere machen reine Unterhaltungsliteratur. Es ist ein Unterschied, ob man Bücher von Goldmann, von Diogenes oder von Hanser liest. Und vermutlich macht es ebenfalls ein Unterschied, aus welchem Sprachraum man kommt. Wodurch ist die eigene Sprache geprägt, was sind regionale Einflüsse, welche Rolle spielen Dialekte usw. - das ist natürlich beim Leser als auch beim Schreiber so.

              Chatzestrecker Das mit dem Estrich ist wohl eine ähnliche Falle wie mit dem Wischen und dem Fegen. In Deutschland fegt man mit dem Besen und wischt mit dem Lappen (nass oder trocken).

              • Bianca hat auf diesen Beitrag geantwortet.
              • Bianca gefällt das.

                Bianca Ja, Synonyme gibt es diverse. Aber das nützt nichts, wenn im Buch Begriffe auftauchen, die man falsch interpretiert.

                Eysturoy_19

                Was mir bis letzthin nie untergekommen ist: Der Klappentext eines Romans beschreibt die Handlung wie folgt: Ein junger Polizist trifft eines Nachts auf eine verängstigte und blutende junge Frau, die ein geheimes Lagerhaus mit Wertsachen entdeckt hat und fliehen musste. Im Buchtext trifft der Polizist die Frau erstmals und mehrfach im Haus, wo sie frisch eingezogen ist und wo beide nun wohnen. Das Lagerhaus kommt in der Handlung schlicht nicht vor, keine Wertsachen werden je entdeckt. Das Sahnehäubchen: Gemäss Klappentext heisst die Frau mit Nachnamen Worzin, im Buch aber Worzyn.

                  Chatzestrecker Da gibt es nur eines: retour an den Verleger wegen Täuschung: man habe unbedingt einen Roman mit einem geheimen Lagerhaus lesen wollen…
                  Und dem Verleger raten, dass er vielleicht KI (“künstliche Intelligenz”-Programme) verwenden sollte. Die schreiben vermutlich keine tollen Romane, könnten aber beim Korrekturlesen und dem Umschlagtext hilfreich sein.

                  ein Monat später

                  Ich lese zur Zeit “Matto regiert” von Friedrich Glauser aus der Reihe “Das Magazin/ Schweizer Bibliothek”. Auf S. 201 bin ich über folgenden Satz gestolpert: “sie knia ein wenig die Lider zusammen”. Glauser verwendet viele Helvetismen, mit denen ich eigentlich keine Probleme habe, aber hier überlegte ich doch kurz, was wohl “knia” heissen soll. Und dann fiel mir ein, dass ich mich schon vorher in dem Buch über das Wort “öanen” gewundert habe. Und da wurde mir klar: In beiden Fällen wurde, aus welchem Grund auch immer, aus ff ein a, und es heisst “kniff” und “öffnen”. Für mich ist das jetzt nicht wirklich ein Ärgernis, aber ich bin doch etwas verunsichert, und werde bei den 123 Seiten, die ich noch vor mir habe, besonders aufpassen, ob ich ein Dialektwort lese oder es mit einem Druckfehler zu tun habe.

                  • [ehemaliger Benutzer]

                  Chatzestrecker Eine Bekannte von mir hat ein Hobby draus gemacht. Sie meldet den Verlagen alle Fehler, die sie in Büchern findet. Ich finde das toll und würde das auch gerne machen, bin aber nicht so diszipliniert wie die Bekannte.

                    Eysturoy_19 ich war mal längere Zeit in Russland (das war vor Jahren) und war verzweifelt nach Büchern die ich auch verstand. Eine Freundin hat mir Zugang zu einer Bibliothek verschafft, ihr könnt euch nicht vorstellen wie glücklich ich war deutsche Klassiker zu finden. Nun ja Stefan Zweigs Bücher sind nicht mehr gut wenn sie von russisch auf deutsch übersetzt wurden 😒😒😳 das war das schlimmste was ich je las. Wirklich schrecklich

                    [ehemaliger Benutzer] das hat nichts mit verschreibern zu tun, was macht ihr wenn Bücher schlecht übersetzt sind?
                    Ich könnte mehrere Beispiele bringen, zwei die absolut schrecklich waren (sorry schon Jahre her) Clavels Schogun war für mich auf deutsch unlesbar. Als ich einer Freundin Faye Kellermans Krimis empfiehl fand sie sie sosolala, und wirklich Grotten schlecht übersetzt. Ich schrieb Kellerman und sie entschuldigte sich