Das Jane Austen-Center wird umgehend zu meinen nächsten Reisezielen ergänzt.🤩
Pride & Prejudice war meine Abschlusslektüre und mein Schulenglisch liess mich komplett im Stich. Modernes Englisch besticht üblicherweise durch viel kürzere und unverschachteltere Sätze, als wir es uns vom Deutschen gewohnt sind. Jane Austen stammt aus einer Zeit, in der man noch ellenlange ausgeschmückte Sätze zu Papier gebracht hat. Ausserdem ist man es sich eher gewohnt, dass gesagt wird, dass eine Person zum Beispiel sehr schwatzhaft ist. Austen folgt dem „show don’t tell“-Schema: Mr Collins wird nicht einfach als ausschweifend beschrieben, sondern über mehrere Seiten quasselt er alle voll.
Was mir geholfen hat (hinsichtlich Austen):
- Wenn man die dt. Übersetzung kurz vor dem Original liest, hilft es beim Erkennen des roten Fadens. Man kann abschätzen, auf welche Momente sich die einzelnen Szenen zuspitzen und Begriffe, die sich oft wiederholt haben, fallen einem dann auch im Englischen auf. (Eine Frau, die „plain“ (schlicht, schmucklos) aussieht, ist nichts Besonderes, Mrs Bennet bezeichnet Charlotte vor anderen als „plain“, beleidigt sie also.)
- Gerade für Jane Austen wird es bestimmt eine ausreichende Auswahl an Schülerausgaben geben, die ungewohnte Vokabeln in der Fussnote übersetzen. (Reclam, Macmillan Readers)
- Die Verfilmungen (Colin Firth 1995 / Keira Knightley 2005) sind ziemlich buchgetreu und auf Englisch helfen sie ebenfalls, Emotionen vielleicht deutlicher zu vermitteln, als man sie den Zeilen entnehmen konnte.
Abseits von Jane Austen Englisch lesen:
- Wenn man Lieblingsbücher hat, die dt. Übersetzungen sind, dann gerne bei der eng. Lektüre zugreifen.
- (Grimmsche) Märchen auf Englisch sind praktisch, da man die Handlung kennt und sich auf das Vokabular konzentrieren kann: Little Red Riding Hood, Frog Prince, Cinderella etc.
- Fantasy, Harry Potter oder Lord of the Rings, ist anspruchsvoll, da die magischen/welttypischen Konzepte sehr befremdlich sein können. (Bei Harry Potter hat mich immer “wand” (Zauberstab) gestört, der Elderstab soll die mächtigste Wand sein? Auf Französisch ist Zauberstab übrigens “baguette”…)
- Klassiker-Literatur von Charles Dickens (Oliver Twist, Tale of Two Cities), Lewis Carroll (Alice) und Louisa May Alcott (Little Women) fand ich persönlich sehr anspruchsvoll, während zeitgenössische Literatur (YA oder Romance) sprachlich zu wünschen übrig lassen können (Colleen Hoover war auch nicht mein Fall).
Bei YA kann ich Rebecca Ross (A River Enchanted, A Fire Endless) empfehlen mit einer erfrischend poetischen Sprache, wenn auch mit übernatürlichen Elementen. John Green (The Fault in Our Stars, Looking for Alaska) ist mir ebenfalls positiv in Erinnerung geblieben. Für Romance kenne ich eine Trilogie von Nora Roberts (Sign of Seven), die mich mit einer abwechslungsreiche Sprache überrascht hat. Jojo Moyes (Me Before You) fand ich ebenfalls sehr stimmig. Zadie Smith (White Teeth, NW) wäre sonst meine Empfehlung für alle, die sich als Fortgeschritten betrachten („move slowly“ wird zu „to meander“).