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  • Akikos stilles Glück

  • Jan-Philipp Sendker
  • Roman. Der Autor von "Herzenhören" mit seiner neuen Reihe

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    In der Stille liegt die Kraft

Ein männlicher Autor, der in der Ich-Form seiner weiblichen Hauptperson Akiko schreibt, ist ungewöhnlich, aber er hat’s ganz gut hinbekommen. Ein Roman heutiger Singles – ob Männlein, Weiblein oder divers – im digitalen Zeitalter, voller Stress, Hektik, Angst vor der Zukunft und doch Sehnsucht nach Zweisamkeit. Story spielt zwar in Japan – ein anderes, traditionelles Umfeld voller Exotik -, aber könnte genauso gut in Europa oder Amerika spielen. Viele 20 oder 30 somethings wollen, müssen arbeiten, wodurch ihr Privatleben leidet. So auch die 30jährige Akiko, Tochter einer alleinerziehenden, nun toten Mutter, die weder Familie noch (enge) Freunde hat – ausser einem: Kento, einem Jungen aus gutem Hause, ein früheres Wunderkind, aber genauso ein Aussenseiter wie Akiko, die tapfer Mobbing und Anfeindungen ertrug, während Kento daran fast unterging.

Beide treffen zufällig aufeinander nach Jahrzehnten; ihre damals schon lose Verbundenheit wird im Heute durch losen Austausch von E-Mails (mit Haikus) fortgesetzt. Akiko versteht Kentos stille Welt, von der er tagsüber nichts wissen will. Abends und Nachts via Email und Face-Time kommen sich beide näher, ist doch Kento menschenscheu. Beide spüren den anderen, auch ohne Worte. Und es ist Kento, der Akiko bestärkt, ihre Stärken auszuleben, indem sie ihre Kurzgeschichten – Tagträume – zu einem Buch zusammenfasst. Kento erinnert sie an die Schulzeit, wo schon eine ihrer Lehrer:innen voller Lob für ihre Aufsätze war, was jedoch nur noch zusätzlichen Neid ihrer Mitschüler:innen hervorrief. Das und andere Erlebnisse, fern der Arbeit, lassen Akiko sich entschliessen, zu kündigen – auch wenn Vorgesetzte und Kollegen versuchen, sie davon abzuhalten.

Ein Roman, der das Anderssein zum Thema hat und dieses als Stärke hervorhebt. Trotz des Hauchs Exotik (am Buchende gibt’s ein Glossar der japanischen Ausdrücke) könnten sich Akikos Begegnungen und Beobachtungen überall ereignen.

Die Botschaft des Romans: Geborgenheit und Glück, die Sehnsucht jedes Einzelnen, seien nicht von der Aussenwelt abhängig, aber es brauche Freunde, die einen bestärken, seine Wünsche auszuleben, ganz nach der Devise: „In der Stille liegt die Kraft.“

9 Kommentare

Dieser Roman ist wirklich sehr gut - eines meiner Lieblingsbücher aus dem Jahr 2024 - es ist der Auftakt einer Trilogie. 😀

Danke für deine Rezension, ich hatte das Buch in der Hand, aber….
Ich habe Vorbehalte wenn deutscher Autor über Japan und das Leben dort schreibt.
Was mich auch gestört hatte, was interessiert es mich ob Naoko grosse Brüste hat oder nicht… Ob es in Japan die Redewendung “der Fisch muss schwimmen gibt” für mich was typisch deutsches…

Werde mal schauen ob das schon im Brocki zu finden ist. Ich sollte mich wohl drauf einlassen, zumal auch Enif das Buch gut findet 😉 Trotz meine Vorbehalte.

Noch einen Nachtrag:
Das das Buch ein Glosar hat um Japansiche Begriffe, Essen oder Gegenstände zu erklären finde ich sehr gut. Leider wird das in vielen Büchern nicht gemacht. Ich würde da nicht von Exotik sprechen

Sicher kann dieser Roman auch in Berlin, Rio oder London spielen

    ENIF Was andere über dieses Buch sagen: Rezension

    Hallo ENFI danke für diese Rezi.

    Was mir da gefällt ist dieser Satz
    Jan-Philipp Sendker erzählt einerseits von einer Kultur und einer Welt, die uns in Europa fremd erscheint.
    das ist das was ich immer zu Asiatischen Büchern sage.

    • ENIF hat auf diesen Beitrag geantwortet.

      Micha_Niemannd Ja, auch ich hatte Vorbehalte. Im Nachwort heisst es ja, der Autor (Sendker) sei langjähriger STERN-Journalist für Asien und Amerika gewesen - aha, er kennt sich also von Berufs wegen gut mit Japan aus! - und hätte sich mit vielen (japanischen) Frauen, ich glaube seine Frau oder so ist auch Japanerin, darüber unterhalten. Also wundert es mich nicht, dass sich das Buch 65% weiblich anhört. Seine Idee macht also 35% aus, zum Inhalt haben die Frauen also viel beigetragen. Auch eine Art, ein Buch zu schreiben. Würde ich so vorgehen - ich schreibe ja auch -, mein Buch würde nie nie nie fertig! Exotik ist vielleicht für Japan nicht ganz der richtige Ausdruck, aber rein geografisch fällt er unter diese Kategorie.😇

        draho208 danke für deine Rückmeldung.

        Das er sich mit japanischen Frauen unterhalten hat als recherche zu den Buch wuste ich nicht. das verringert meine Vorbehalte 😉

        Das mit den Exotisch lass mal nicht die Berliner Sprachpolizei lesen…

        • ENIF hat auf diesen Beitrag geantwortet.

          ENIF Ich durfte ihn bei einer Lesung aus diesem Buch erleben

          Wäre ich gerne dabei gewesen