So, ich habe nun ebenfalls den zweiten Abschnitt durch. Ich finde das Buch nach wie vor sehr spannend und lese es wirklich gerne. Vor allem gefällt mir der wissenschaftliche Kontext und wie die Autorin diesen äusserst geschickt mit den Fantasy-Elementen der Geschichte verwebt. Ich bin auch nach wie vor ein grosser Fan des Schreibstils.
Ein Kritikpunkt habe ich trotzdem: Wie auch schon von anderen angesprochen, finde ich Matthew im Moment ziemlich nervig und ich wünsche keiner Frau einen solchen Stalker an ihrer Seite. Seine Eifersucht und sein Kontrollwahn gegenüber einer eigentlich als klug beschriebenen, erwachsenen und (bisher) selbständigen Wissenschaftlerin finde ich nicht nur enorm unsymphatisch, sondern auch anmassend. Er schreibt einer erwachsenen Frau vor, wann sie was zu tun hat und er nimmt ihr jeden Funken von Freiheit, den sie zuvor gehabt hatte. Sie darf nicht einmal daran denken, übermütig mit einem Pferd über einen Zaun zu springen, schon dreht er fast durch. Er verabreicht ihr Medikamente, obwohl sie diese ablehnt und er hält sie gegen ihren Willen fest. Und als sie gerne die Aurora Consurgens studieren möchte, mit der er sie nach Frankreich gelockt hatte und die sie unbedingt lesen möchte, da sie eine Expertin in diesem Gebiet ist und für ihr Fach brennt, schreibt er ihr vor, wann sie dies darf. Er schreibt ihr ab ihrer Ankunft in Frankreich eigentlich den gesamten Tagesablauf vor, ohne dass sie auch nur ein Wort mitzureden hat. Klar, er ist ein Vampir und schon sehr alt, von dem her macht sein patriarchales Verhalten einen gewissen Sinn. Ich kann aber einfach nicht verstehen, wieso Diana das so vollkommen widerstandslos mit sich machen lässt und sie ihn auch noch anziehend finden kann. Wenn du als Frau einen solchen Beschützer hast, brauchst du keine Feinde mehr, denn er wird dir früher oder später zum Verhängnis werden. Ich weiss, diese ungesunden Beziehungen sind in Fantasy-Büchern häufiger anzutreffen. Aber ich glaube, gerade weil ich schon viele Fantasy-Bücher gelesen habe, nervt mich diese Dynamik immer mehr. Es ist einfach nur traurig, dass solche Beziehungen in Fantasy-Büchern immer als erstrebenswert dargestellt werden und gleichzeitig liest man in der Zeitung fast jeden Tag von einem Femizid in der realen Welt, der genau durch solche eifersüchtigen Typen verübt wird.
Was Ashmole 782 betrifft, so scheitert Diana beim Versuch, das Manuskript erneut in der Bibliothek zu bestellen. Es stellt sich somit die Frage, wie sie das Manuskript das erste Mal so unkompliziert hatte erhalten können. Derzeit vermuten alle, dass es an Dianas ungewöhnlichen magischen Fähigkeiten liegt, welche sie von ihren Eltern geerbt hat. Wer weiss, vielleicht ist es aber auch ganz anders und das Buch kann zum Beispiel nur von jemandem bestellt werden, der keine magischen Absichten damit hat. Wir werden es bestimmt noch erfahren.
Wir lernen im zweiten Abschnitt Matthew’s Vampirfamilie kennen: Seine Vampir-Mutter ist zunächst kein Fan von Diana, da diese eine Hexe ist und lässt es sie auch spüren. Gegen Ende des Abschnitts wird sie jedoch zunehmend netter zu Diana. Matthew’s Vampir-Sohn Marcus ist mir persönlich sehr sympathisch, da er eine beruhigende Wirkung auf Matthew hat, ebenso wie Marthe, die sich fürsorglich um Diana kümmert. Gegen Ende des Leseabschnitts wurde es dann nochmals richtig spannend mit dem Auftauchen von Domenico, der sich äusserst drohend aufführt. Zudem rückt auch mehr und mehr die geheimnisvolle Kongregation in den Fokus. Ich stelle mir das wie eine Art Ältestenrat oder so vor aus Vampiren, Dämonen und Hexen, welcher darüber wacht, dass sich alle übernatürlichen Wesen an die Spielregeln halten, die einst während der Kreuzzüge in einem Pakt festgehalten wurden und die es eigentlich verbieten, dass Matthew und Diana zusammenkommen. Wer weiss, was die im Schilde führen, denn wenn Peter Knox einer von ihnen ist und Domenico ihr Bote, wird es vermutlich nichts Gutes sein.
Ich bin sehr gespannt, wie es weitergeht und freue mich schon auf den nächsten Abschnitt (und hoffe insgeheim natürlich, dass Diana aufhört, sich jeden Atemzug von Matthew vorschreiben zu lassen).