Inzwischen habe ich auch den letzten Teil gelesen.
Ich muss ganz ehrlich sagen, dass mich das Buch nicht wirklich überzeugt hat. Das Konzept an sich fand ich sehr spannend und auch das Setting war äusserst interessant. Aber leider hat alles andere gefehlt…
Vor allem das “Warum” hat sich mir nicht erschlossen. Wir haben die Spiele, die jedes Jahr stattfinden und sehr beliebt sind, zum einen zum Mitmachen, zum anderen zum Zuschauen. Aber es wird nie so richtig klar, warum sie überhaupt stattfinden. Es scheint kein wirklicher Sinn dahinter zu stecken. Genauso unklar ist mir leider auch die Motivation der einzelnen Charaktere.
Es wird nie wirklich erklärt, warum Calla so besessen davon ist, den König zu stürzen und warum sie ihre Eltern getötet hat. Klar, sie will ein besseres Leben für die Menschen im Königreich und König Kasa ist kein guter Regent - aber warum? Weder das eine noch das andere wird mir deutlich genug (nicht durch Worte, aber auch nicht durch Taten). Außerdem war es eine mehr als fragwürdige Entscheidung von ihr, sich mit August einzulassen. Sie will doch die Monarchie stürzen, warum sollte sie dann einer anderen Person zum Thron verhelfen? Noch dazu einer Person, die sie gar nicht gut genug kennt, um sie beurteilen zu können.
Warum will August den König stürzen? Auch das wird nie richtig aufgedeckt, zumindest nicht genug, um eine klare Motivation dahinter zu erkennen. Nach allem, was uns erzählt wird, könnte er es auch einfach aus Langeweile tun. Es macht für mich wenig Sinn, wie er sich verhält. Auf der einen Seite will er herrschen, um seinem Volk ein besseres Leben zu ermöglichen, aber auf der anderen Seite zeigt er keinerlei Empathie oder irgendeine Emotion. Nicht seinen Freunden gegenüber (was man gut am Beispiel von Leidas Verrat erkennen kann) und auch nicht den Menschen gegenüber, in die er hineinspringt, dem Palastpersonal, den anderen Adeligen oder den Bewohnern der Stadt. Wenn man über ihn liest, bekommt man den Eindruck, dass ihm alles egal ist.
Warum hat Anton Ottas Körper so lange behalten, was hat er davon und was erhofft er sich davon? Wenn er so schlau ist und ausserdem so gut durch Körper springen kann, wäre es dann nicht ein Leichtes für ihn, auf andere Weise an das Geld zu kommen, das er braucht, um Otta am Leben zu erhalten? Wenn er schon vor all den Jahren aus der Stadt fliehen wollte, warum tut er es nicht jetzt, wo ihn sowieso nichts mehr hält?
Dafür, dass die Spiele im Mittelpunkt der Handlung stehen sollten, war davon erstaunlich wenig zu spüren. Dafür umso mehr von der Romanze, die sich zwischen Anton und Calla entwickelt hat, die aber meiner Meinung nach etwas erzwungen wirkte, so als müsse sie da sein, nur damit es eine Romanze gibt. Dementsprechend hat mich auch das Ende nicht wirklich gepackt. Dazu kommen noch die Punkte zum Schreibstil und zur Übersetzung, auf die ich bereits hingewiesen habe.
Alles in allem war das Konzept ganz gut, sogar spannend, aber mit den ganzen offenen Fragen und der fehlenden Motivation der Charaktere fiel es mir schwer, mich von der Geschichte mitreissen zu lassen. Es war einfach alles zu schwammig.