Ich habe heute den zweiten Leseabschnitt beendet, ein Auf und Ab an Gefühlen für Michael und die Leserschaft.
Ich hatte schon im ersten Abschnitt das unbestimmte Gefühl, dass Michael gar nicht sterben, sondern “einfach” nicht mehr leben will. Als davon die Rede war, sich einfach einrollen und für immer schlafen zu wollen, war die Vermutung am stärksten… Und nun im zweiten Abschnitt gibt es eine Stelle, in der dies ziemlich genau zum Ausdruck kommt.
Ich finde, das erklärt Michaels Gefühlswelt recht passend; Er hat nicht einen expliziten Todeswunsch, sondern er will dieses Leben nicht mehr leben müssen - und das geht halt nur durch den Tod (zumindest seiner Ansicht nach).
Es gibt in ihm diese tiefe Zerissenheit, die treffend formuliert wurde durch “In der Nähe derer zu sein, die ihn kennen, ist zu viel, doch die Nähe eines Fremden ist zu wenig.”
Bezeichnend fand ich auch die Stelle, an der er seinen Kontostand am Automaten prüft; Dort realisiert er zum ersten Mal, wie schnell ihm das Geld ausgeht, und damit verknüpft wie wenig Zeit ihm noch bleibt, und seine Reaktion darauf war fluchen und mit der Faust auf den Automaten schlagen, eine Reaktion, die man von jemandem, der wenige Seiten zuvor noch den Gedanken hatte, dass es zu langsam geht und jeder Tag bis zu seinem Tod eine Qual sei, nicht unbedingt erwarten würde. Es ist aber auch eine Reaktion, die die Vielschichtigkeit und Ambivalenz seines Charakters aufzeigt.
Michael hat viele ungelöste Konflikte. Die Abwesenheit seines Vaters, eindrücklich thematisiert als die Mutter ihre Beziehung zum Pastor verkündet, seine Herkunft, besonders bezeichnend fand ich dazu die Stelle, wo der Mann, der ihn am Automat anspricht, zu ihm sagt, man habe ihnen nichts über ihre Geschichte beigebracht. Dann ist da noch Sandra, ein Charakter, den ich noch nicht wirklich durchschaue. Ihre Intentionen und ihre Gefühle blieben mir bisher verborgen und ich weiss nicht, wie viel und was ihr wirklich an Michael liegt.
Fanny Weshalb ist Duwayne so wichtig für Michael? Welche Rolle spielt er eurer Meinung nach in der übergreifenden Geschichte?
Duwayne könnte für Michael ein Symbol für sich selbst sein; verloren und am entscheidenden Scheidepunkt für seine Zukunft. Ich könnte mir zum Beispiel vorstellen, dass wir im dritten Abschnitt erfahren, dass Michael ihn nicht “retten” konnte (bspw. indem er verhaftet wird, oder ihm Rahmen seiner Dealertätigkeit verletzt, …) und dass dies für Michael ein mitentscheidender Faktor war, die Entscheidung zu treffen, zu sterben. Er scheint ja eine besondere Verbindung zu Duwayne zu sp¨üren und irgendwie auch sich selbst in ihm widerzuerkennen…
VeraB Das mit dem Sterben zum Beispiel; Ich habe das Gefühl, dass er gar nicht mehr wirklich sterben will. Aber da er es sich eigentlich in den Kopf gesetzt hat, will er jetzt auch keinen Rückzieher mehr machen. Fühlt er sich also seiner Eigenen Entscheidung verpflichtet sich jetzt umzubringen?
Diesen Gedanken finde ich auch sehr spannend. Ich erinnere mich an eine Stelle, an der Michael darüber nachdenkt und denkt, dass der geplante Suizid das einzige in seinem Leben ist, dass er sich selbst ausgesucht hat. Das würde in eine ähnliche Richtung deuten…
Ich bin gespannt auf den Abschluss des Buches. Ich wünsche mir mehr Informationen zu Michaels Lebens- und Herkunftsgeschichte und natürlich, dass Michael für sich den einen (oder die vielen kleinen) Grund findet, um weiter zu leben.