Genau wie sfederli mache ich es auch: eine Graphik mit allen Namen, die ich irgendwie miteinander verbinde. Offen gestanden: ausser mir würde das vermutlich keiner mehr kapieren, so sehr gehen die Bezugspfeile durcheinander. Aber es zeigt mir von Kapitel zu Kapitel immer mehr: Alles steht in Bezug zueinander in diesem Buch!
Herzlichen Dank an dieser Stelle auch an Miracula - Du hast uns auf der inhaltlichen Ebene sehr viel aufgeschlüsselt und mir viele Zeichen und Metaphern gedeutet - die Stelle mit dem Nigerdelta und den Wischmopps hätte ich nicht ad hoc mit den Amazonen in Verbindung gebracht, dabei liegt das klar auf der Hand, danke also für den grosssartigen Hinweis!
DanielaE , mir ging es wie Dir: Die Affaire von Lennox und Winsome kam total unerwartet. Man denkt nur “krass!krass!krass!” - und fragt sich sofort - “ist das wirklich soooo neben der Realität”? Jedenfalls wurde das Portfolio der Geschichten um eine wirklich andere Mutter-Tochter-Geschichte erweitert, eine, die sogar nur wir kennen (jedenfalls kennt die Tochter sie nicht). Ja, das Verhältnis der beiden ist nicht besonders herzlich, aber es ist ehrlich - vermutlich gibt es das häufiger, dass Menschen ihre eigenen Kinder (oder eigenen Eltern) nicht so wirklich leiden können - es ist nur so verpönt es auszusprechen (siehe die regretting-motherhood-Diskussion). Aber auch hier, genau wie Bali es schreibt, die totale Verwirrung: Aus Sicht von Carole denkt man, Shirley wäre privat übermässig unglücklich, dann kommt das Shirley-Kapitel und man ist überrascht, von ihrem Glück zu lesen und dann kommt das Winsome-Kapitel und man ist wieder total verwirrt. That’s life, es ist immer kompliziert, nie schwarz-weiss, und mit jedem Fetzelchen, das man mehr vom Ganzen sieht, ändert sich das Gesamtbild wieder komplett. Gerade an der Figur von Shirley finde ich das wunderbar durchgespielt!
An den Kapiteln über Penelope und Meghan/Morgan wird zumindest in meiner Lesart sehr viel durchgespielt, was Eltern betrifft. Der Umgang mit einem adoptierten Kind - es ihr einfach zu sagen, dass sie adoptiert ist, und sie dabei nicht aufzufangen - meine Güte. Wie furchtbar! Ich weiss, dass dieser Teil der Geschichte in einer anderen Zeit spielt, aber ich hoffe und bete, dass Adoptiveltern heutzutage besser psychologisch gebrieft werden … und bei Meghan/Morgan dasselbe. Der Zwang, dem Kind das zugute kommen zu lassen, was man selbst nicht hatte, ungeachtet dessen, was das Kind will (oder nicht will) ist grauselich. Und dann auch noch mit dem Argument “Spiel mit den Barbies, weisst Du, wie teuer die waren?” Mir hat Morgan so leid getan … und es war super, dass uns Evaristo hier nach dem theoretischen Unterbau im Kapitel Yazz eine Person einführt, die persönlich mit den von Yazz thematisierten Problemen fertig werden muss. Und auch hier wieder der schöne Kniff, dass ausgerechnet die Uroma von Morgan die grösste Akzeptanz aufbringt - den Vorurteilen zum Trotz, dass “die Alten” sich damit weniger identifizieren können. Menschliches Verständnis ist eben doch keine Frage von Alter sondern von Menschlichkeit.
Nun wurde auch der Bogen geschlossen - zu Yazz, zu ihren Freundinnen, zu Amma, zu dem Stück. Wir befinden uns wieder an der Ausgangslage - Premierenfeier in London. Doch haben wir vor dem Kapitel Die Premierenparty noch zwei neue Frauen vor uns - Hattie und Grace. Wir dürfen also sehr gespannt sein, wo uns diese beiden Kapitel noch hin führen werden - ich bin gespannt auf Eure Eindrücke und freue mich sehr, von Euch zu lesen! Ich muss Euch gestehen, dass ich das Buch natürlich schon vorab gelesen hatte, um auf diese Runde vorbereitet zu sein - aber so, im Miteinander mit euch, gewinnt es nochmals unglaublich. Ganz herzlichen Dank für Eure vielseitigen Beobachtungen, Reflektionen, dafür, dass ihr Eure Eindrücke und auch Emotionen in dieser Runde teilt. Es ist schön zu sehen, dass es auch Euch grosse Freude macht, dieses besondere Buch auf diese Art gemeinsam zu diskutieren!