Ich habe auch nach der zweiten Woche grosse Mühe mit dem Buch!
Die Sprache ist es nicht, die gefällt mir sehr, es ist ein wenig altmodisch und oft trocken, witzig, unerwartet humorvoll. Manche Schilderungen brachten mich sogar zum lauten Lachen, z.B. die schon erwähnten Pornographie-konsumierenden Richter oder das Treffen mit dem Maler Titorelli.
Aber die teilweise wirklich groteske Absurdität verunsichert mich, viele Szenen wirken auf mich wie (Alb-)Traumbilder. Ich weiss, es ist ein Stilmittel, den Protagonisten und alles, was ihm widerfährt, einfach nur zu beschreiben, ohne zusätzliche Informationen dazu zu geben. Aber gerade in diesem Buch bleibt somit alles völlig unerklärlich.
Das Verhalten der Personen irritiert mich genauso, ich kann ihre Handlungen und Äusserungen oft nicht nachvollziehen, was sicherlich nicht nur an der damaligen Gesellschaft liegt. Das Ganze ist bedrohlich, trotz der absurden Komik ahnt man, dass das nicht gut ausgeht.
Was mich am meisten befremdet, ist die Art des “Prozesses”: Grundverständnis unserer Rechtsordnung ist, dass jeder so rasch wie möglich mit dem Tatvorwurf konfrontiert wird, damit er sich verteidigen kann. Ein Strafverfahren zu eröffnen und den Beschuldigten in eine Verhandlung zu zitieren, ohne dass er irgendwann - nicht mal in den Anhörungen selbst! - erfährt, was ihm überhaupt zur Last gelegt wird, geht gar nicht und ging mit Sicherheit auch damals nicht. Die dahinter steckende Metapher erschliesst sich mir aber bisher nicht, ich warte immer noch auf eine Erkenntnis, welches wirkliche Problem dem Buch zugrundeliegt.