DrQuinzel Die Sprache ist gewöhnungsbedürftig, kurz und knackig. Bin ich eigentlich nicht gewohnt. Sie macht Zeitsprünge, so wie sich die Hauptperson in einem Krimi an die letzten Tage erinnert. Dann wieder Heute oder Gestern. Konzentration oder Nachvollzug schwierig. Wortwahl und Vergleiche sind up-to-date, also könnte das vielleicht jemand, der das Buch in 20 oder 30 Jahren liest, nicht mehr verstehen, wenn sie Harry Potter oder andere Promis anspricht.
Wenn die Haushälterin als jemand mit “delligen Oberarmen” und “düsteres Wesen mit labyrinthischem Hirn” beschrieben wird da frage ich mich schon, ob das nicht grenzwertig, also despektierlich und abwertend ist. Hier versteht man ja noch “dellig”, aber “labyrinthisch” in welchem Zusammenhang? Ok, so kann man sich die Person einigermassen vorstellen. Ich persönlich wäre auf solche und andere Satzkonstruktionen nie gekommen.
Auf den ersten 60 Seiten lernt man die Protagonisten, den Toten (Tadic), den Boss K2 (Karl II Wellinghofen?), die Family des Millionärs samt russischer (Model)Gattin und verwöhnten Twin-Gören, den muskelgestärkten Proforma-Onkel kennen, der Aupairs nachstellt und den Polizisten Tanner kennen. Ausserdem die Gemeinde, wo dieses Big Business wohnt: in Rapperswil (?), da ja der “Schwanen” erwähnt wurde. Bei diesem Erzählstil wird man an Szene-Clips von Krimis erinnert: da springt die Ich-Erzählerin Eve Klein, wie sie sich jetzt nennt und irrtümlich (von Onkel Nick und den Twins, klischeehaft à la “Gut und Böse” beschrieben) für ein neues Aupair gehalten , als sie an die Tür der Villa klingelt, von der Schweiz zurück nach Deutschland, erzählt von Ricky, ihrem Lover, von dem sie sich einen Tripper geholt hat, und wieder in die Schweiz. Beschreibt die Touristenansicht der Schweiz und die gehobene Wortkargheit der Schweizer auf ihrer Fahrt zur Villa (nach Rapperswil?). Dieses 1.Drittel hat mich nicht ganz überzeugt. Vielleicht zieht mich das 2.Drittel in den Bann? Wird dort einer der Twins zum Teufelchen, das Zünglein an der Waage?
Jemand hat es schon im Voraus erwähnt: der Einband. Erinnert sehr - bingo! - an Jerry Cotton und die Groschenromane der 1960er, auch die schattenhafte Silhouette der Frau auf dem Cover, die quasi über etwas hinwegspringt.