DrQuinzel So, jetzt nach dem 2.Drittel frage ich mich immer noch, wo die Krimi-Spannung bleibt. Ich spür(t)e bisher nichts davon. Beim Lesen merkte ich, dass die Autorin - nicht Eve! - Charakterzüge agieren lässt, also z.B. “…Ehrlichkeit raubte ihm …”, “knurrende Stimme”, “Dem Raum (Kirche) fehlte jede Heiterkeit”. Die Vergleiche wie “Seine Augen irrten über den Bildschirm wie die eines Porno-Users”, “Golfen und Natur verhalten sich wie Petting zu Gummipuppe” oder “Stimme klang wie die Warn-App bei Limit-Überschreitung” versuchten irgendwie lustig zu sein, waren aber gesucht. Da war die Beschreibung “Schwäne reckten ihre Ärsche gen Himmel” fast schon sympathisch. Und beim “…betrachtete er so wie man Hunden beim Kacken zusieht..” wollte ich aufhören, zu lesen. Und wie sieht bitte “das heilige Lächeln eines Alkoholikers” aus?
Hier tauchen neue Protagonisten aus: René und Gabrielle Axhausen, kinderlos, dafür aber mit kleinem Hund Fleury als Baby-Ersatz. Millionäre, die ich irgendwie in Küsnacht am Zürichsee, der Goldküste, verortete, weil Karnovsky seine Karre dort deponiert, bevor er mit Eve - Helena ist verhindert - mit dem Öv in die Oper fährt (Parkplatzmangel). Auf dem Golfplatz erfährt man mehr über die Axhausens, wo Gabrielle die Hosen anhat und René kuscht. Axhausens werden trotz ihrer Immobilienfirma von Karnovsky ausgehalten, weil René ein guter Freund ist. Man erfährt auch, dass Tadic, der Geschäftsführer der “Interni”, ein Ex-Knacki war und nicht er geköpft wurde, sondern Balushi, sein Stellvertreter und Sohn der portugiesischen Putzfrau. Statt Selbstmord zu begehen, war Tadic der Typ, der Mord in Auftrag gab. Balushi das Gegenteil davon: engelsgleich, höflich, unscheinbar. Und so einer verliert seinen Kopf?
Als Sanjay - auch ein sehr guter Freund Karnovskys - Eve nach der Oper auf einen Quickie einlädt, versetzt sie ihm so einen Schubs in der Schultergegend, dass es ihn in die Knie zwingt und er erst dann geht. Kurz: die Männer im Roman wirken alle wie Waschlappen. Bewusst oder nur, weil die Hauptperson eine Frau ist, von einer Frau geschrieben wurde? Die Frauen dagegen - selbst die Zwillinge - achten auf das Aussehen: Schönheit ist alles, auch wenn es heisst “Helena hat ihre Schönheit ad acta gelegt”.